In Bretten zuhause: Wie die Brettener Band Eternal Engine ihr erstes Album produziert
Die Brettener Bandszene lebt. Und wie. In einer ehemaligen Werkstatthalle am Stadtrand proben abends diverse Formationen für Auftritte. Darunter auch die Doom-Formation Eternal Engine, die gerade an ihrem ersten Album tüftelt.
BRETTEN (ch) Die Gitarre brüllt, das Schlagzeug hämmert und der Bass vibriert durch Mark und Bein. Wenn die Brettener Band Eternal Engine richtig loslegt, beben die Wände. Es ist Donnerstagabend, Probenzeit. Das hört man. Auch aus den Nachbarräumen dröhnt es ohrenbetäubend. Die drei Musiker scheint das nicht zu stören: „Wir sind lauter“, lächelt Uwe Halmich.
Ganz anders entwickelt
Allwöchentlich absolviert das Trio um den Sänger und Gitarristen in der ehemaligen Werkzeughalle sein Probenprogramm. Die Lautstärke-Skalen an den Verstärkern zittern im Takt, die Fensterfront verschwindet hinter schwarzen Vorhängen, über ausrangierten Sitzgruppen hängen Plakate von Led Zeppelin und der schwedischen Stoner Rock-, Blues-, Psychedelic-Formation Asteroid. „Auch wir wollten ursprünglich in die Stoner-Richtung gehen, aber es hat sich ganz anders entwickelt“, sinniert Schlagzeuger Corbinian Schwarz. Mittlerweile rechnet sich die Band mehr dem Doom zu. Einer eher düsteren Spielart des Metal in der Tradition der britischen Band Black Sabbath, die sich durch schwere und langsame Gitarrenriffs auszeichnet. Eternal Engine kombinieren das mit sphärischen Parts und psychedelischen Anklängen.
Für Metalband zu soft
Oder auch nicht. „Mit der Einordnung in Stilrichtungen tun sich viele Bands schwer“, weiß Schwarz. Halmich nickt: „Für eine Rockband sind wir zu hart und für eine Metalband zu soft.“ Beide wohnen in Großvillars und haben 2012 die Band mit dem großen Zahnrad und dem Unendlichkeitszeichen im Logo gegründet. Den Bandnamen steuerte Halmichs Freundin bei. Inspiriert von einem Endzeit-Science-Fiction, in dem eine Lokomotive ewig die Welt umrundet. Nach einer Phase zu zweit und einigen Wechseln füllt seit 2017 der Niederländer Bouke van Haasteren dauerhaft die Position des Bassisten aus. Mitgebracht hat der 35-Jährige nicht nur Erfahrungen im Death Metal, sondern auch die Flagge seiner Heimatstadt Groningen, die eine Wand schmückt.
Fast 40 Konzerte
Die Location hatte 2015 eine örtliche Firma als Reaktion auf einen Brettener Woche-Bericht über die schwierige Raumsuche einheimischer Bands zur Vermietung frei gegeben. Seitdem hat sich in der Bandszene einiges getan. Allein Eternal Engine hatten in den vergangenen dreieinhalb Jahren fast 40 Auftritte. Meist in Clubs der Region, aber auch darüber hinaus. „Der Höhepunkt war 2017 das hessische Burg-Herzberg-Festival mit 10.000 Besuchern“, erinnert sich Uwe Halmich, der bedauert, dass im vergangenen September in Bretten das Irish Pub zugemacht hat. „Es gibt wenige Orte für Konzerte in Bretten.“
Neun eigene Songs
2017 war auch das Jahr, in dem die Band ihre erste Demo-CD mit vier eigenen Songs herausgebracht hat. „Damit wir was vorzeigen können“, betont der Schlagzeuger. „Aber unsere Ansprüche sind im Lauf der Zeit gestiegen.“ Deshalb arbeiten die Drei gerade an ihrem ersten vollwertigen Album. Neun eigene Songs haben sie schon im Repertoire. „Wär´ schön, wenn wir bis März fertig wären“, meint Uwe Halmich. Aber da ist ja auch noch der gelernte Beruf, dem jeder unter der Woche nachgeht. Der Gitarrist als Softwareentwickler, Drummer Schwarz als Osteopath und Bassist van Haasteren als Physiotherapeut.
Keine Abstriche an Professionalität
Alle drei wissen: Tonstudios sind teuer. Trotzdem wollen sie an der Professionalität keine Abstriche machen. „Deshalb haben wir uns ein spezielles Aufnahmeverfahren ausgedacht“, erzählt Corbinian Schwarz. Und Uwe Halmich erläutert: „Wir versuchen, dass jeder seinen Part für sich aufnehmen kann, auch damit nicht so ein Druck entsteht.“ Das heißt: Extra-Solostunden im Probenraum in stillen Zeiten, wenn die Nachbarräume ungenutzt sind. „Für uns ist das Hobby, uns macht das Spaß“, relativiert Corbinian Schwarz den Zeitaufwand. Sobald der letzte Titel eingespielt ist, wird das Material zum Abmischen in professionelle Hände gegeben. Derweil können sich die Musiker auf den Vertrieb konzentrieren. „Wir wollen kleine Labels anschreiben“, verrät Uwe Halmich. Er hält die bandeigene Website www.eternal-engine.de stets aktuell. Auch auf der Online-Plattform Bandcamp soll das Album angeboten werden.
Vinyl ist Ehrensache
Am meisten aber verspricht sich der 40-jährige vom Videoportal YouTube: „Da ist unsere Demo-CD recht erfolgreich auf zwei Kanälen gelaufen.“ So erfolgreich, dass die Produktionskosten für die damalige CD bereits gedeckt sind. Aber diesmal will die Band mehr: Alle Songs sollen auch auf Vinyl erhältlich sein. „Das muss man heutzutage schon machen, wenn man etwas auf sich hält“, kommentiert der 38-jährige Schlagzeuger. Das alles gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. „Wir investieren unsere Einnahmen alle wieder in unsere Musik“, stellt Uwe Halmich fest. Und darüber hinaus? Die Kosten für Strom und Miete des Probenraums sind nicht zu unterschätzen. Corbinian Schwarz winkt ab: Für die Instrumente und das Drum und Dran geben alle „viel zu viel Geld“ aus. „Das möchte man gar nicht wissen.“
Hier geht´s zu einem aktuellen Video der Band:
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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