Vom Viehmarkt ins Gerberhaus

Kraemer & Halunken an neuem Standort

Bretten (hk) Das Gerberhaus befindet sich an der südlichen Stadtmauer in Bretten. Das schmucke Fachwerkhaus wurde 1585 erbaut und ist das älteste Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Stadt. Als nur eines von wenigen Häusern überstand es den Stadtbrand von 1689. Der drohende Abriss konnte abgewendet werden und das Gebäude wurde bis 1994 in zahlreichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden umfassend saniert. Heute beherbergt das Gerber-Museum Exponate zur Wohnkultur, zur Geschichte des Gerberhandwerks sowie der Lederverarbeitung.

Neues Domizil im Gerberhaus während des Peter-und-Paul-Festes

Während des Peter-und-Paul-Festes werden die Kraemer & Halunken künftig im Gerberhaus das Leben und Arbeiten in einem mittelalterlichen Haushalt eines Kaufmannes darstellen. Die Gruppe war bisher auf dem Viehmarkt-Parkplatz zu finden und fühlte sich in der Nachbarschaft mit den vielen befreundeten Gruppen sehr wohl. Doch über diesem Standort schwebt ein Damoklesschwert: Genau dort soll ein Parkhaus gebaut werden. Die zukünftige Nutzung des Platzes ist also ungewiss. „Deshalb starten wir in diesem Jahr einfach mal den Versuchsballon und ziehen in das Gerberhaus“, sagen Bernd Kirchgäßner und Maik Ajhinberger. Die Gruppe hofft, dass der neue Platz im Gerberhaus von den Besuchern genauso gut angenommen wird wie der alte. Sollte der Parkplatz auf dem Viehmarkt tatsächlich geräumt werden müssen, könnte dies der Auftakt für weitere Gruppen sein, sich in der südöstlichen Altstadt anzusiedeln. „Wir begrüßen es sehr, dass die VAB-Marktmeister das Fest auf der Georg-Wörner-Straße und die Withumanlage ausgedehnt haben, so dass eine Brücke zwischen dem bisherigen Festbereich, dem Gerberhaus und der Simmelturm-Arena geschaffen wurde.“

Lebhaftes Ambiente und kulinarische Genüsse

Vor dem Gerberhaus werden die Kraemer & Halunken mit ihrem Stand für lebhaftes Treiben sorgen. „Die Kraemer sind in erster Linie Händler. Besondere handwerkliche Fertigkeiten werden keine gezeigt, wenngleich natürlich auch einige Produkte übers Jahr selbst hergestellt wurden“, so Kirchgäßner und Ajhinberger. Ein kleines Angebot an mittelalterlichen Gebrauchsgegenständen, Accessoires und Kleidung wird sich dementsprechend vor den Augen der Besucher entfalten – zum Anschauen und natürlich auch zum Kaufen! Es wird auch ein Verkaufsstand der Kraemer & Halunken auf der Georg-Wörner-Straße geben, an dem verschiedene Dinge des täglichen Mittelalterbedarfs erworben werden können. Dazu zählen unter anderem selbst genähte Hemden, Unterkleider, Hauben, aber auch Accessoires wie Gebendenadeln, Nesteln und Knöpfe.

Ebenfalls vor dem Gerberhaus aktiv sind die Sudler, die entweder einen Eintopf oder ein großes Festmahl für die „Bewohner“ des Hauses zubereiten. Inmitten des Geschehens wird schließlich auch getafelt.

Einblick in den mittelalterlichen Alltag

Die begehbaren Räume des Gerberhauses werden liebevoll geschmückt. Dort sind Alltagsbeschäftigungen zu sehen, zum Beispiel das Knüpfen von Nesteln oder auch kleine Handarbeiten. Die Frauen vertiefen sich in die Kunst des Nähens, während die Männer ihre Finger über die Karten beim Karnöffel gleiten lassen. „Die Kraemer und Halunken wollen den Alltag zeigen: Es wird gekocht, gegessen, getrunken, gehandelt, gespielt, genäht.“ Doch Vorsicht ist geboten! Denn auch die Halunken treiben sich in der Menge herum. Mit einem manipulierten Hammer wollen sie die arglosen Zuschauer zu einem Spielchen überreden!
Eine weitere Besonderheit gibt es auch noch. „Im Gerberhaus gibt es nämlich eine Hebamme als Untermieterin“, so Kirchgäßner und Ajhinberger. Die Besucher haben die Möglichkeit, einen Blick in ihre „private“ Stube zu werfen und sich auch einiges rund um Schwangerschaft, Geburtshilfe und Wochenbett im Mittelalter erklären zu lassen.

Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.