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Einweihung des neuen Gemeindehauses in Bretten
Lutherapfel und Melanchthonbirne

Nur für besondere Anlässe werden sie in Bretten veredelt und gezogen: die Obstbaumraritäten „Apfel Martin Luther“ sowie die „Melanchthonbirne“. | Foto: Fotomontage: Thomas Peschel
  • Nur für besondere Anlässe werden sie in Bretten veredelt und gezogen: die Obstbaumraritäten „Apfel Martin Luther“ sowie die „Melanchthonbirne“.
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Bretten (red) Nur für besondere Anlässe werden sie in Bretten veredelt und gezogen: die Obstbaumraritäten „Apfel Martin Luther“ sowie die „Melanchthonbirne“. Ein solcher besonderer Anlass bietet sich mit der Einweihung des komplett sanierten Gemeindehauses der evangelischen Kirchengemeinde Bretten Gölshausen am Sonntag, 3. März.

Veredelte Obstbaumsorten

Für diesen Anlass hat Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs in Zusammenarbeit mit Thomas Peschel schon vor zwei Jahren begonnen, Bäumchen heranzuziehen. Veredelt wurden sie mit Reisern des Brettener Lutherapfels und der Melanchthonbirne, die unterhalb des Brettener Rathauses wachsen. An weiteren Raritätensorten werden Peters- und Paulsbirnen angeboten. Warum gerade diese Birnensorten in Bretten kultiviert werden sollten, muss in Bretten nicht weiter erläutert werden.

Bäumchen mit unterschiedlicher Wuchskraft

Mittlerweile sind kräftige, getopfte Bäumchen herangewachsen, die auf interessierte Abnehmer warten. Angeboten werden die Bäumchen mit Unterlagen in unterschiedlicher Wuchskraft (100, 75, 55 Prozent), sodass Interessenten das für ihren Pflanzort, Streuobstwiese oder Hausgarten passende Bäumchen finden können.

Fundraising für das neue Gemeindehaus

Verkauft werden die Bäumchen nach dem Festgottesdienst und dem Festakt vor dem großen Saal im ersten Obergeschoss des Gemeindehauses ab 12 Uhr. Vom Verkaufspreis – ab 65 Euro pro Baum – gehen jeweils 50 Euro als Spende für neue Tische und Stühle in die Kasse des Bauetats des neuen Gemeindehauses.

"Apfel Martin Luther"

Bei der Sorte „Apfel Martin Luther“ handelt es sich um keine beliebige, nach Martin Luther benannte, Apfelsorte. Gezüchtet wurde sie von den Barnimer Baumschulen der Stiftungen Bethel zum 500. Reformationsjubiläum 2017. Die Sorte gehört zum Formenkreis der Borsdorfer Äpfel, einer uralten Sorte, die bereits 1177 urkundlich erwähnt wurde. Zu Luthers Lebzeiten waren die Borsdorfer Äpfel durch Kultivierung in Zisterzienserklöstern bereits weit verbreitet und auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt bekannt und begehrt. Man kann also mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass auch Martin Luther sie gegessen hat. Der „Apfel Martin Luther“ ist ein klassischer Herbstapfel mit gelber Frucht, rötlichen Bäckchen und edlem Aroma.

"Melanchthonbirne"

Auch die „Melanchthonbirne“ ist eine Birne mit einer historischen Geschichte: Anno 1559 befiehlt der sächsische Kurfürst August I. Philipp Melanchthon zu sich nach Schloss Lochau. Unterwegs von Wittenberg nach Lochau macht Melanchthon bei Pfarrer Andreas Göch in Jessen Station. Göch, ein passionierter Obstzüchter, bewirtet den Gelehrten mit seinen süßen Birnen, einer seltenen Köstlichkeit in jener Zeit. Die Birnen schmecken Melanchthon so gut, dass er sich für Kurfürst August, der ebenfalls ein passionierter Gärtner war, einige davon mitgeben lässt.

Bei Kurfürst August, wo neben der Gattin, Kurfürstin Anna, auch Kurfürst Joachim II. von Brandenburg zugegen ist, kredenzt Melanchthon die köstlichen Birnen, die großes kurfürstliches Wohlgefallen finden.
August, bekannt als Förderer des Gartenbaus, bedenkt den emsigen Obstzüchter aus Jessen: Pfarrer Göch erhält eine stattliche Belohnung und seine Söhne dürfen die kurfürstliche Knabenschule besuchen.

Auch als "römische Schmalzbirne" bekannt

Als Pfarrer Göch 1565 Superintendent in Pegau wird, bringt er Edelreiser seines Jessener Birnbaums mit und nennt den neu aufgepfropften Baum voller Dankbarkeit „Melanchthonbirne“. Seinen Nachkommen im Amt legt er ans Herz, „den Baum zu schonen und sein warten etc. um des lieben Herrn Melanchthons willen.“ Nachdem im 20. Jahrhundert der Melanchthonbirnbaum in Pegau verschwand, war das
Melanchthonjahr 2010 ein guter Anlass, Göchs Aufruf Folge zu leisten und den symbolträchtigen Baum neu zu pflanzen.  Bei der Sorte handelt es sich übrigens nach Forschungen der Uni Hohenheim um die „Römische Schmalzbirne“. Die Melanchthonbirne ist „eine sonderliche Schone Art, sind auf der einen Seiten roth auf der andern Seiten [Gelb] eingesprenget,“ so Andreas Göch im Pegauer Superintendentenbuch 1567.

Wer in Bretten Freude an historischen Obstsorten hat, wird also am 3. März bei der Eröffnung des evangelischen Gemeindehauses auf seine Kosten kommen.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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