Antonias Werk und unser Beitrag
Nur noch kurz die Welt retten

- hochgeladen von Cornelia Kühn
Zu Besuch bei den Omas for Future: Ein Gespräch mit Antonia Spielvogel
C.K.: Hallo Antonia, wir haben uns neulich bei einem Treffen der Omas for Future kennengelernt. Kannst du dich den Lesern von kraichgau news kurz vorstellen?
Antonia: Ich bin eine 17- jährige Abiturientin des Edith-Stein Gymnasiums in Bretten. In meiner Freizeit bin ich gerne draußen, fahre Rennrad und gehe gerne laufen und klettern (bouldern). Außerdem habe ich 10 Jahre lang intensiv geturnt.
C.K.: Aber du hast da noch diese ganz besondere Leidenschaft…..
Antonia: (lacht) Ja, durch mein Auslandsjahr in Gisborne, Neuseeland 2023, habe ich eine tiefe Verbindung zum Ozean aufgebaut. Damals war es eine wahnsinnige Faszination. Heute gehe ich einen Schritt weiter und engagiere mich aktiv dafür, dass auch nachfolgende Generationen diese Faszination gegenüber unseren Ozeanen spüren können. Wir, die wir auf dem Blauen Planeten leben („Blue Citizens"), müssen zu unserem Ursprung zurückfinden und den Ozean als das sehen, was er ist: Der Grund warum wir existieren. Der Grund weshalb die Erde zu dem jetzigen Zeitpunkt, trotz Klimakrise, noch bewohnbar für uns Menschen ist.
Wenn wir unsere natürliche, wertschätzende und respektierende Verbindung zum Ozean wiederherstellen können, werden wir im Einklang mit der Natur leben, anstatt gegen die Natur zu arbeiten. Große Probleme wie die Klimakrise sind dadurch tatsächlich lösbar!
C.K.: Also nur noch kurz die Welt retten?
Antonia: Im Grunde: Ja! :) Doch das werde ich nicht alleine schaffen! Es ist wichtig, dass vor allem auch die Bevölkerung, die nicht am Ozean lebt („Binnenbevölkerung“) ihre Verbindung zum Ozean wiederherstellt und somit zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückfindet.
Ich bin ein Teil davon und ihr auch! Wir haben den Ozean nicht vor der Haustüre, doch das Flusswasser von Hochwassern leider öfters! Es hängt alles miteinander zusammen. Der Ozean dient als Klima-Regulator und Stabilisator. Doch durch die globale Erderwärmung verdunstet mehr Wasser aus Ozeanen und Land, sodass die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichern kann, welche wiederum in Form von Regen abregnet.
In kurz: Egal ob als Küsten-oder Binnenlandbewohner, ohne den Ozean könnte kein einziger Mensch auf diesem Planeten überhaupt existieren.
C.K.: Deine Begeisterung ist richtig zu spüren…
Antonia: Das Auslandsjahr in Neuseeland hat es mir ermöglicht, längerfristig nahe des Ozeans zu leben. Durch wenig Verpflichtungen während meines Aufenthalts hatte ich Zeit, dieses Privileg in vollen Zügen zu genießen.
Anschließend an mein Auslandsjahr, habe ich meine Begeisterung für die Ozeane in Deutschland weitergelebt.
Ich habe ein Praktikum am GEOMAR, Helmholtz Institut in Kiel gemacht. Dort bekam ich Einblicke in die Ozean-Forschung. Hier hat mich das Fachgebiet der Meeresgeowissenschaften besonders fasziniert.
C.K.: Gibt es ein besonderes Ereignis, das ausschlaggebend dafür war?
Antonia: In Neuseeland war ich öfters nach der Schule surfen. Hier gab es einen spezifischen Moment, als ich weit draußen, hinter der Brecherzone der Wellen war. Die Wellen waren ruhig und gleichmäßig, das Wasser klar, der Himmel blau und die Sonne schien.
Der Moment war sehr sehr simpel, aber es war der schönste Moment meines Lebens.
Obwohl der Ozean so eine Kraft und unendliche Größe hat, zeigt er gleichzeitig eine so zarte Schönheit und beherbergt zerbrechliche Ökosysteme.
C.K.: Hattest du dazu bereits einiges in der Schule gelernt?
Antonia: Leider weniger! Die Ozeane, die circa 71 Prozent der Erde bedecken, wurden in der Schule fast gar nicht thematisiert. Der Geographie Leistungskurs hat Küsten- und Flusslandschaften thematisiert, doch es gab kein einziges Fach, das den Ozean als Haupt-Thema behandelte.
C.K.: Was möchtest du in Bretten und Umgebung erreichen?
Antonia: Durch Schul-Events und Workshops, die die gesamte Stadt ansprechen, strebe ich Aufklärung an! Ein Großteil der Bevölkerung sieht sich, bis jetzt, noch nicht in direkter Verbindung mit dem Ozean und hat dadurch auch keinen besonderen Anlass sich bezüglichen dessen selbstständig zu informieren. Wir befinden uns in einem Teufelskreis.
Durch kostenlose Events, Workshops und eine erfrischende Jugendperspektive erfülle ich die Voraussetzungen für interessante, zugängliche Information. Von den Schulen und Lehrern erhoffe ich mir Engagement und dass das Thema “Ozean” eindrücklicher und intensiver an die zukünftigen Generationen vermittelt wird.
Von der Bevölkerung wünsche ich mir Offenheit und das Überdenken alter Traditionen.
Fisch aus dem offenen Ozean, wie Thunfisch oder Dornhai (Schillerlocke), Kabeljau aus der Ost- und Nordsee, Hering aus der Nordsee und Wittling darf nicht auf unserer täglichen Speisekarte stehen. Eine Verbindung zum Ozean aufzubauen kann damit anfangen, dass man den Wert seines Essens erkennt und etwas so Kostbares wie Fisch nicht in Massen, sondern in Maßen konsumiert.
C.K.: Weshalb bist du auf die Omas for Future zugegangen?
Antonia: Die Omas For Future setzen sich aktiv für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und eine Verbindung zur Natur ein. Meine Arbeit ergänzt sich sehr gut mit der der Omas. Ich stelle den Ozean in den Mittelpunkt und biete zudem einen Kontrast im Hinblick auf das Alter.
C.K.: Das stimmt, wir Omas setzen uns für die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein und ein Ziel widmet sich ausdrücklich dem Schutz der Meere (Ziel 14: Leben unter Wasser). Ich habe aber noch etwas festgestellt.
Antonia: Was denn?
C.K.: In puncto Lebensfreude haben wir auch Gemeinsamkeiten. Und weil wir Omas und Opas for Future die Natur und das Leben so genießen, sind wir begierig darauf, unseren Kindern und Enkeln ein lebenswertes Morgen zu ermöglichen.
Antonia: Wenn Alt und Jung für dasselbe kämpfen, können sich Personen jeden Alters der Gesellschaft leicht angesprochen fühlen.
C.K.: Wie gehst du mit Rückschlägen um?
Antonia: Ich hatte schon viele Rückschläge, Absagen und musste Wochen oder sogar Monate auf Rückmeldungen warten. Das ist natürlich hart; ich weiß aber, dass nur dranbleiben hilft. Und deshalb ziehe ich es einfach durch.
C.K.: Wieder eine Gemeinsamkeit! In unserem Einsatz für ein lebenswertes Leben für alle Generationen orientieren wir uns nicht nur am kurzfristigen Erfolg, sondern haben auch einen langen Atem und suchen uns Verbündete für unsere Ziele. Wir führen Baumpflanzaktionen mit Schülergruppen durch, werben für die Klimaarena in Sinsheim, - gerade sind einige von uns mit dem Brettener Schülerferienprogramm dort.
Vier Jahre lang haben wir uns für einen Klimabeirat eingesetzt. Ausdauer ist auch bei uns gefragt! Dabei sollten Veränderungen viel schneller passieren, weil wir wertvolle Zeit für die Anpassung unserer Stadt an mehr Niederschläge und größere Hitze verlieren (Entwicklung Richtung "Schwammstadt") und immer mehr Arten aussterben. Auch der Weg zu mehr Erneuerbaren Energien in Bretten ist noch weit. Doch nun wieder zu dir:
Wie können dir die Leser von kraichgaunews bei deinem Vorhaben helfen?
Antonia: z.B. meine petition unterschreiben, auf Instagram folgen, auf LinkedIn folgen, sich für meinen Workshop in Gondelsheim am 20.09 anmelden (siehe Flyer in der Bildergalerie), für die Jugend zwischen 13 und 25 Jahren: GenSea beitreten, einer Online Jugendplattform, die Jugendliche der ganzen Welt verknüpft und Workshops, Projekt-Empfehlungen und Vernetzen bietet.
C.K.: Was wünschst du dir für die nächsten Wochen und Monate?
Antonia: Ich wünsche mir, dass meine Events und Medienpräsenz als Startschuss für etwas Größeres wirken. Durch Aufklärung und die Möglichkeit nachzufragen, wünsche ich mir, dass das Interesse und das Verständnis der Bevölkerung geweckt wird. Ich fordere keinen drastischen Wandel, keine extremen Einschränkungen! Aber:
Lasst uns alte Lebensgewohnheiten überdenken, lasst uns alle Güter bewusster konsumieren und lasst uns zurückfinden zu unserem Ursprung. Das wünsche ich mir nicht nur wegen der Ozeane, sondern für uns alle! Es tut uns allen gut, etwas bewusster zu leben und zu wissen warum man überhaupt existiert ;)
C.K. Jetzt hast du aber ein tolles Schlusswort gesprochen, Antonia! Vielen Dank für das Gespräch. Bei unserer Gründerin, Cordula Weimann, werde ich ihr Buch mit Widmung für dich bestellen! Wie du hat auch sie als Einzelkämpferin angefangen und hat mit dem Verein "Leben im Einklang mit der Natur" den Grundstein für die mittlerweile über 100 Regionalgruppen der Omas for Future gelegt. Ihr solltet euch eigentlich kennenlernen! :)
Ciao Antonia und bis spätestens bei deinem Workshop im September!
Hier könnt ihr Antonias Petition unterschreiben
Kontakt: bretten@omasforfuture.de, Tel. Bärbel Eickmeier 0160 99076626
Wir handeln aus Liebe zum Leben
Das nächste Gruppentreffen findet am 09.September statt.
Am 11.09. sind wir mit unserem Zukunftsquiz beim Impulscafe' im evangelischen Gemeindehaus.
Beginn 14.30 Uhr mit gemeinsamem Kaffee und Kuchen. Herzliche Einladung!
Autor:Cornelia Kühn aus Bretten |
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