Pflege von Tradition und Brauchtum: 20 Jahre Handwerkergilde Alt Brettheim
Als eines der ältesten Handwerke ist das Korbflechten aus vielen historischen Bereichen bekannt. Denn wie hätten die gesammelten Früchte der Natur oder die Beute der Jagd besser transportiert werden können, als in selbst hergestellten Körben? So hat sich die heutige Handwerkergilde Alt Brettheim unter der Leitung von Herbert Meindl auf diese Tradition, und das seit über 3000 Jahren geschichtlich dokumentierte Stuhlflechten, fokussiert. In diesem Jahr feiert die Gruppe mit ihren Mitgliedern das 20. Jubiläum auf dem Peter-und-Paul-Fest.
Bretten (cha) Im November 1998 wurde die Handwerkergilde von Helga und Herbert Meindl, Michael Maurer und Frank Dittes, nach der Auflösung der Handwerkergruppe Kolping, gegründet. „Unser Ziel ist es die Traditionen und das Brauchtum der Handwerke zu pflegen und darzustellen,“ so Herbert Meindl im Gespräch. Was zunächst mit dem Küfer-Handwerk begonnen hat, konnte 2001 durch eine spontane Idee eines Mitgliedes erweitert werden. „Ein aktives Mitglied berichtete uns davon, dass bereits sein Großvater und Vater das Stuhlflechten erlernt habe. So war die Entscheidung schnell getroffen, die Gruppe in diesem Handwerk weiterzuentwickeln,“ erzählt Meindl. Das aus der Familientradition erlernte Wissen wird auch heute noch für Projekte zur Reparatur von Stühlen angewandt. Bei Fragen dazu steht Herbert Meindl gerne zur Verfügung. Da das Küfer-Handwerk für die aktive Darstellung viel Zeit einfordert, ist die Ergänzung des Korb- und Stuhlflechtens eine besondere Bereicherung.
Küferhandwerk ist seit 7. Jahrhundert in Geschichtsbüchern verzeichnet
„In den vergangenen Jahren hatten wir das Glück zwei Küfer-Meister bei uns zu haben“, berichtet Meindl. „Doch leider werden sie uns dieses Jahr beim Peter-und Paul-Fest nicht unterstützen können, weswegen wir uns auf das Flechten konzentrieren werden.“ Das Küferhandwerk ist seit dem 7. Jahrhundert in den Geschichtsbüchern verzeichnet. Die Aufgabe der Küfer besteht seither in der Herstellung und Reparatur von Holzgefäßen aller Art und Größe. Auch wenn in Zeiten der Massenproduktion Holzgefäße zunächst an Bedeutung verloren hatten, gelten sie doch wieder zunehmend als wichtige Ergänzung. Besonders bekannt ist ihr Einsatz bei hoch qualitativen Weinen und Spirituosen. Das Herstellen von kleineren Krügen ist für Laien mit etwas Übung möglich, doch bei größeren Projekten wie einem Weinfass bedarf es fachmännischer Unterstützung.
Wieder handgefertigte Krüge erhältlich
Fans und Freunde der Küferei dürfen sich freuen, denn auch die kleineren handgefertigten Krüge sind in diesem Jahr wieder in verschiedenen Ausführungen bei der Handwerkergilde erhältlich. Wer sich darüber hinaus für die dargebotenen Handwerke interessiert, ist in der Gruppe jederzeit herzlich willkommen. Gerne wird das Können an neue Mitglieder weitergegeben und, bei gemeinsamen Abenden und Ausflügen zu anderen historischen Treffen, gelehrt. Auch die Literatur spielt eine große Rolle um das Wissen zu erweitern und das Handwerk authentisch darzustellen. Auf einen Besuch an ihrem Lager am Viehmarkt freuen sich die Darsteller. Dass das Peter-und Paul-Fest in seinen Anfängen ausschließlich auf dem Marktplatz stattfand, das können sich heute viele nicht mehr vorstellen.
„Viele Vorschriften, Sicherheitsbestimmungen und letztlich auch die neuen Datenschutzrichtlinien verändern heute wieder das Fest“
1980 entstand in der damaligen „Katholischen Jugend“ die Idee mit traditionellem Handwerk das Fest zu bereichern. Der damalige Organisator und spätere Stadtvogt Werner Sailer, sowie die Vereinigung Alt Brettheim konnten schnell von den Vorschlägen überzeugt und begeistert werden. So initiierte die Katholische Jugend von Kolping zusammen mit der KJG und den Ministranten unter der Leitung von Robert Rupaner und Herbert Meindl das neue Programm auf dem Peter-und-Paul-Fest. Der Grundstein für das heutige Erscheinungsbild des Festes war gelegt und die Handwerkergilde, noch ohne eigene Benennung, mit ihren dargestellten Berufen von der ersten Stunde an mit dabei.
In den Jahren danach wurde durch zahlreiches ehrenamtliches Engagement neue Ideen verwirklicht und der historische Charakter des Festes entscheidend geprägt. „Viele Vorschriften, Sicherheitsbestimmungen und letztlich auch die neuen Datenschutzrichtlinien verändern heute wieder das Fest,“ kritisiert Meindl. Der ursprüngliche Charakter leide unter den notwendigen Richtlinien. So hätten die Fluchtwege das Lager verstreut und auch die urige Atmosphäre in den Kellern kann nicht mehr gegen Sicherheitsstandards ankommen. Trotzdem habe das Fest an Vielschichtigkeit, von Rummel bis Mittelalter, gewonnen. „Sowohl für die Jugend als auch für die historisch begeisterten Gäste wird jedes Jahr erneut etwas Besonderes geboten,“ freut sich Meindl.
Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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