Im Gespräch mit Bernd Kirchgäßner
„Rückmeldungen der Kutscher waren durchweg positiv“
Bretten (hk) Von strukturellen Anpassungen über spontane Routenänderungen aufgrund von Hitzewellen bis hin zur umgekehrten Marschrichtung im letzten Jahr – Bernd Kirchgäßner, Bereichsleiter Mittelalter beim Peter-und-Paul-Fest, spricht im Interview von den interessanten Veränderungen am Festzug. Besonders spannend ist in diesem Jahr das Doppeljubiläum der Bürgerwehr, das den Festzug um rund 700 uniformierte Mitglieder erweitert.
Herr Kirchgäßner, hat sich der Festzug – und wenn ja, wie – im Laufe der Jahre verändert?
Seit 2011 bin ich mit der Organisation des Festzugs betraut. Im Laufe der Jahre hat sich immer wieder etwas geändert. Zuerst haben wir die einzelnen Gruppen in „Abteilungen“ zusammengefasst, also die Stadtbevölkerung mit Bürgern und Kaufleuten, alle Handwerkergruppen, die Landbevölkerung, alle Gruppen, die direkt von der Belagerung 1504 erzählen und schließlich die Bürgerwehren, die aber „schon immer“ eine eigene Abteilung darstellten. Mal hatten wir versucht, die einzelnen Mittelaltergruppen zu größeren, thematisch passenden Festzugsnummern zusammenzufassen – so wie der „Gewaltige Haufen“, in dem beispielsweise die Landsknechte, die Gruppe Albrecht Schedel und andere gemeinsam laufen. Die Idee hat aber nicht so gut funktioniert, so dass bald wieder jede einzelne Gruppe ihre eigene Festzugnummer hatte. Dann hatten wir die Aufstellung umgedreht. Das heißt, der Festzug mit der Nummer 1 lief von ganz hinten an allen anderen wartenden Gruppen vorbei. Das hat sehr gut funktioniert. Die vorbeiziehenden Gruppen wurden von den wartenden Gruppen angefeuert und beide Seiten hatten ihren Spaß. Mit den ersten großen Hitzewellen mussten wir den Festzugweg spontan verkürzen. Statt der großen Schleife im Hausertal über die Friedenstraße und Bismarckstraße ging es für einige Jahre über den Postweg und die Hirschstraße zurück zum Gottesacker Tor und zum Seedamm. Schließlich haben wir im Jahr 2023 aufgrund einiger Sicherheitsrisiken, insbesondere im Zusammenhang mit den Fuhrwerken, den gesamten Festzugsweg umgedreht und ziehen nun vom Hausertal zum Marktplatz.
Die Organisation eines Festzugs mit rund 2.500 Teilnehmern ist sicherlich eine große Herausforderung. Welche logistischen und organisatorischen Aspekte sind dabei besonders anspruchsvoll, und wie bewältigen Sie diese?
Vorab: In diesem Jahr erwarten wir circa 3.000 Mitwirkende, die sich auf 79 Festzugnummer verteilen. Das größte logistische Problem ist die Aufstellung. Zum einen brauchen wir unglaublich viel Fläche. Im Grunde ist der gesamte Bereich innerhalb des Blocks Gartenstraße, Friedenstraße, Bismarckstraße und Melanchthonstraße Aufstellungsfläche. Hier gilt ein besonderer Dank der Straßenverkehrsbehörde, die uns mit Absperrungen und Parkverboten voll unterstützt. Wir schauen nach jedem Fleckchen Schatten, damit die Wartenden nicht zu sehr in der Sonne stehen. Aber das gelingt uns nicht wirklich – es gibt einfach kaum schattenspendende Bäume oder Häuser an den richtigen Stellen. Daraus ergibt sich dann auch die große organisatorische Herausforderung, wer vorne laufen darf und wer hinten und somit lange warten muss. Der Bürgerwehr-Block wechselt jedes Jahr zwischen ganz vorne und ganz hinten. Innerhalb der mittelalterlichen Abteilungen haben wir nicht so viel Spielraum, weil wir auch eine gewisse logische Abfolge haben.
Dieses Jahr findet anlässlich des Doppeljubiläums der Bürgerwehr das Landestreffen der Bürgerwehren in Bretten statt. Was bedeutet dieses Ereignis für das Peter-und-Paul-Fest und den diesjährigen Festzug, insbesondere durch die Teilnahme der 700 uniformierten Bürgerwehr-Mitglieder?
Zunächst einmal ist das Landestreffen ein weiterer großartiger Höhepunkt des gesamten Festes. Die Stellprobe für den Großen Zapfenstreich in der Simmelturm-Arena gab bereits einen kleinen Vorgeschmack darauf, was es bedeutet, so viele Uniformierte auf begrenztem Raum in Szene zu setzen. Aber auch bei der Aufstellung des Festzuges müssen wir neue Wege gehen und aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse die Wehren nebeneinander aufstellen. Wenn sich der Festzug dann in Bewegung setzt, bin ich ganz entspannt. Die 26 Wehren marschieren genauso wie sonst dreizehn Wehren.
Der Festzug beginnt wieder wie in 2023 im Hausertal und führt über das Kaiserdenkmal zum Marktplatz. Wie war die Resonanz der Kutscher im letzten Jahr auf die „umgekehrte“ Route?
Als wir den Kutschern vor dem Fest 2023 die Pläne vorgestellt hatten, waren alle sehr, sehr skeptisch. Darüber waren wir doch sehr überrascht, weil wir genau die Schwachstellen, die immer angesprochen wurden, damit entschärfen wollten. Wir haben es trotzdem durchgezogen und das war gut so. Alle Rückmeldungen der Kutscher waren nach dem Fest durchweg positiv. Beim alljährlichen Kutschervesper im Frühjahr haben wir dann gemeinsam noch einige Punkte besprochen, wo wir noch besser werden können, insbesondere bei der Auflösung des Festzuges, wenn die Kutschen wieder im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs sind. Hier möchte ich noch einmal an alle Autofahrer appellieren: Wenn die Kutschen zurück zur Schießmauer fahren, bitte etwas Geduld haben. Die Kutscher können nicht mit 50 km/h durch die Wilhelmstraße fahren. Und Hupen macht sie auch nicht schneller. In diesem Jahr wird die Wilhelmstraße zwischen Luisenstraße und dem großen Kreisverkehr auf eine Fahrspur verengt, damit auch die Begleiter, die neben den Kutschen laufen müssen, geschützt sind. Im letzten Jahr gab es leider einige Gefährdungen durch überholende Autos. Alle Kutscher beteuern, dass sie sehr gerne nach Bretten kommen – zum Teil von der Alb und aus der Ortenau – um auf dem Peter-und-Paul-Fest zu fahren. Wenn wir auch dieses Problem in den Griff bekommen, kommen die Fuhrleute sicher noch lieber nach Bretten.
Die Fragen stellte Brettener Woche-Redakteurin Havva Keskin.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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