Ein Abriss der Geschichte der Vereinigung Alt-Brettheim
Vereinigt für das Peter-und-Paul-Fest

Begrüßung der Gäste auf dem Peter-und-Paul-Fest 1951 (von links): Karl Ammann, Fritz Riederer, Hermann Klöpfer, Bürgermeister Edmund Oest und Stadtvogt Hermann Beuttenmüller.
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  • Begrüßung der Gäste auf dem Peter-und-Paul-Fest 1951 (von links): Karl Ammann, Fritz Riederer, Hermann Klöpfer, Bürgermeister Edmund Oest und Stadtvogt Hermann Beuttenmüller.
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Bretten (swiz) Die Vereinigung Alt-Brettheim (VAB) ist untrennbar mit dem Brettener Peter-und-Paul-Fest verbunden und feiert 2020 ihr ihr 70-jähriges Bestehen. Doch woher kommt dieser Verein? Der Versuch einer Rekonstruktion: Im Jahr 1950 ist in Deutschland die Verwendung von Lebensmittelmarken ausgelaufen, der Bundesgerichtshof in Karlsruhe nahm seine Arbeit auf und Walter Ulbricht wurde zum Generalsekretär der SED ernannt, wenig überraschend mit 98,5 Prozent Zustimmung.

Erinnerungen im Gasthaus Linde

Im Schatten dieser historischen Geschehnisse geschahen in Bretten Dinge, die noch lange eine Wirkung auf die Melanchthonstadt haben sollten. Zum einen trat am 13. Januar 1950 zum ersten Mal der so genannte Festausschuss zusammen. Entstanden war dieser aus einem Erinnerungstreffen am Peter-und-Paul-Tag 1949, bei dem einige Brettener Bürger im Gasthaus Linde ihre Erinnerungen an die Feste vor dem Krieg austauschten und beschlossen, das Peter-und-Paul-Fest wieder aufleben zu lassen. An besagtem 13. Januar 1950 einigte man sich dann darauf, dass der 1949 ebenfalls wieder gegründete Verkehrsverein unter Geschäftsführer Rudolf Groll die Trägerschaft des Festes übernehmen sollte. In der nächsten Sitzung des Ausschusses am 27. Januar garantierte der Brettener Bürgermeister Edmund Oest die finanzielle Absicherung des Fests durch Stadt und Verkehrsverein.

Der Verein "Alt-Bretten"

Derlei vorbereitet fand vom 1. bis 3. Juli 1950 das erste Peter-und-Paul-Fest nach dem Krieg statt. Beim Festzug war auch eine „mittelalterliche Frauengruppe“ dabei. Just diese Gruppe traf sich dann am 20. Juli 1950 im Gasthaus „Badischer Hof“, um das Fest noch einmal Revue passieren zu lassen. Doch nicht nur das: Vor allem gründeten die Frauen einen Verein mit dem Namen „Alt-Bretten“. Ziel des Vereins war die Organisation der künftigen Peter-und-Paul-Feste.

Hermann Beuttenmüller erster Vogt

Somit hatte das Fest mit dem Verkehrsverein, dem Festausschuss und dem Verein „Alt-Bretten“ schon drei Förderer. Der Name „Vereinigung Alt-Brettheim“ entstand dann durch einen Zusammenschluss des Festausschusses mit dem Verein Alt-Bretten am 21. März 1951. Mit ausschlaggebend war wieder Bürgermeister Oest. Er hatte damals vorgeschlagen, eine Vereinigung zu gründen, die das Fest fortan organisieren sollte. Ebenso wurde an jenem Tag eine Satzung bestätigt, in der zum ersten Mal festgelegt wurde, dass der Vorsitzende der VAB gleichzeitig auch „Vogt von Brettheim“ sein sollte. Erster Träger dieses „Kombi-Titels“ war Hermann Beuttenmüller. Nach der Gründung der VAB entwickelte sich das Fest rasch weiter, wurde größer und komplexer und die Organisatoren hatten mit manchen Widrigkeiten zu kämpfen. So wurde 1955 der Vorschlag der damaligen Stadtverwaltung abgelehnt, das Fest nur noch alle zwei Jahre statt-finden zu lassen. Dagegen hatte die Vereinigung nicht nur ihre Einwände, sondern präsentierte auch eine Satzung, die der VAB freie Hand bei der Durchführung und Gestaltung des Festes gab. Die verantwortlichen Vorstandsmitglieder waren damals: Hermann Beuttenmüller, Friedrich Esser, Fritz Riederer, Hermann Klöpfer, Adolf Muckenfuß sen. sowie Gerhard Schnellbach und August Mayer.

Aus 400 werden 3.000 Aktive beim Festzug

Viel könnte man jetzt aus den weiteren Jahren erzählen, zum Beispiel, dass der Festzug sich von 400 Mitwirkenden in 1950 auf rund 3.000 Mitwirkende in 2019 vergrößert hat. Oder, dass im Jahr 1968 zum ersten Mal nach Programmabschluss am Samstag und Sonntag Tanzorchester und Bands zum weiter feiern einluden. Ganz wichtig war für die Aktiven der VAB auch immer die Beteiligung der Kinder am Fest. Schon 1950 wurde Anneliese Franck-Ehlgötz damit beauftragt, ein Kinderfest am Montag auf die Beine zu stellen. Die Tradition der Kinderfeste ist bis heute geblieben und vor allem auch dem amtierenden Stadtvogt Peter Dick wichtig. „Diese Kin-der werden in Zukunft das Fest am Leben erhalten“, betont Dick bei vielen Gelegenheiten.

Der erste Schwartenmagenumzug

Und auch die Entstehung des Schwartenmagenumzugs ist eine Anekdote wert, wie im Buch „Geschichte und Geschichten des Peter-und-Paul-Festes“ von Werner Sailer zu lesen ist. Dort heißt es: „Die wackren, ‚in mancher Tafelrunde erprobten‘ Männer vom II. Baß des Brettener Gesangvereins trafen sich am Peter-und-Paul-Montag des Jahres 1953 zum Frühschoppen im Gasthaus Lamm. Metzgermeister Albert Knoll stiftete einen Schwartenmagen, Mechanikermeister Hugo Jost engagierte vom Fleck weg die Stadtkapelle, und mit dem Prachtstück von Schwartenmagen auf einer Wurstlatte marschierte man zum Marktplatz, wo unter großem Hallo das ‚Edelexemplar‘ Brettener Hausmacher-Spezialitäten verspeist wurde. Man verfaßte eine Proklamation, wie man sich in künftigen Jahren zu verhalten und was der Chronist feinsäuberlich auf Pergament alles aufzuschreiben habe.“ Es war die Geburtsstunde des Schwartenmagenumzugs.

Verkauf des VHS-Gebäudes an  die VAB

Viel ließe sich noch über die Meilensteine der VAB schreiben. Doch auch das Pergament dieser Ausgabe ist rar, deswegen seien nur noch einige genannt. So wurde am 13. April 1992 die Stadt Bretten zum offiziellen Mitveranstalter des Fests. 1993 war neben vielen Höhepunkten dann auch ein Trauerjahr für die Peter-und-Pauler. Zunächst starb am 25. Oktober Stadtvogt Fritz Beyle und am 23. Dezember erlag auch Stadtvogt Werner Sailer seiner Erkrankung. Am 22. Februar 1994 wurde Peter Dick zum neuen Vorsitzenden und Vogt gewählt. Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine Idee von Willi Gilli erstmals umgesetzt: die Huldigung auf einer eigens errichteten Bühne auf dem Kirchplatz. Ein großer Schritt war am 27. Dezember 1996 die Unterzeichnung des Kaufvertrags für das ehemalige VHS-Gebäude. Der Brettener Gemeinderat hatte zuvor, am 22. Oktober, dem Verkauf an die VAB zugestimmt.

Kein Unterricht am Peter-und-Paul-Montag

1998 gab es dann Klärungsbedarf mit den Schulen. So musste sich der Stadtvogt Peter Dick mit den Schulleitungen der Brettener Schulen wegen der Planung von beweglichen Feiertagen auseinandersetzen, denn der Erhalt des schulfreien Peter-und-Paul-Montag stieß nicht überall auf Verständnis. Am Schluss siegte jedoch die Einsicht, dass an einem Peter-und-Paul-Montag kein Unterricht möglich ist.

Fakten, Fakten, Fakten

Nach dem großen Jubiläumsfest 50 Jahre Peter-und-Paul in 2000 folgte 2002 das Landestreffen der Bürgerwehren mit dem Zapfenstreich auf dem Gelände des TV Bretten. Im Jahr 2004 standen dann gleich zwei bedeutende Jubiläen an – 500 Jahre Peter und Paul sowie 750 Jahre Stadtrechte. Was folgte, waren Veranstaltungen von Januar bis Dezember. 2006 wurde die Vorstandschaft der VAB dann von vier auf sieben Personen erweitert. Hinzu kamen die Bereichsleiter Mittelalterlicher Arbeitskreis (MAK), Bürgerwehr sowie Fanfarenzug. Eingeführt wurde damals auch die Wahl der Vorstandschaft auf vier Jahre. Virtuell wurde es dann im Trossjahr 2004, als die neue Homepage der VAB vorgestellt wurde. 2014 folgte die Peter-und-Paul-App. Im gleichen Jahr wurden dem Fest und der VAB eine große Ehre zuteil: Das Fest wurde in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. 2020 dann ein trauriger Höhepunkt. Das Fest musste erstmals in seiner Nachkriegs-Geschichte wegen der grassierenden Corona-Pandemie abgesagt werden. Doch die VAB zeigt sich wieder einmal innovativ und stellt ein virtuelles Fest auf die Beine. Peter-und-Paul funktioniert eben überall, in der realen und der virtuellen Welt.

Viele Daten in diesem Artikel stammen aus den Büchern „Geschichte und Geschichten des Peter-und-Paul-Festes“ von Werner Sailer und „50 Jahre Vereinigung Alt Brettheim“ von Peter Dick. Das Bild stammt aus dem Buch von Werner Sailer.

Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Begrüßung der Gäste auf dem Peter-und-Paul-Fest 1951 (von links): Karl Ammann, Fritz Riederer, Hermann Klöpfer, Bürgermeister Edmund Oest und Stadtvogt Hermann Beuttenmüller.
Der erste Schwartenmagenumzug. Hugo Jost dirigiert.
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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