Bürgerwehr Bretten - 70 Jahre aktiv beim Peter-und-Paul-Fest
Wiederbelebung des Peter-und-Paul-Festes 1950 durch Kleinkaliberschützenverein und Bürgerwehr - Teil II

Aufnahmen zum Film "Pulverdampf der Freiheit" 1998.
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Bretten (ger) 1950 kam auf Betreiben von Mitgliedern des Schützenvereins und der Bürgerwehr, die damals noch zusammengehörten, das erste Peter-und-Paul-Fest nach dem Krieg zustande. Namentlich sind hier der langjährige Vorstand Friedrich Esser, der frühere Landeskommandant der Bürgerwehren Fritz Riederer sowie der Fabrikant Hermann Beuttenmüller als erster Stadtvogt hervorzuheben. Georg Essig fungierte als Kommandant der Bürgerwehr. Auch Hermann Möst und Eugen Armbruster sind im „Ausschuss für das Peter-und-Paul-Volksfest 1950“ als Zuständige für die Bürgerwehr genannt. August Harsch und Karl Ammann waren mit Friedrich Esser zusammen für den Empfang der auswärtigen Bürgerwehren zuständig.

INDIANER BEIM FESTZUG 1951

Zuvor mussten die amerikanische Militärregierung und wohl auch Teile der Bevölkerung davon überzeugt werden, dass es sich nicht etwa um ein „Nazi-Schützenfest“ handelte. Die Genehmigung erfolgte, jedoch mit der Einschränkung, dass keine Waffen getragen werden durften. Neben sechs weiteren Bürgerwehren aus Baden und Württemberg waren schon 1950 etliche andere Personen und Gruppierungen bereit, das Peter-und-Paul-Fest aktiv mitzugestalten. Im Programmheft des Jahres 1951 umfasste der Festzug 57 Gruppen, darunter acht auswärtige Bürgerwehren, den Prinzen Philipp von Spanien und sein Gefolge, einen Prunkwagen „Kaiser Karl V.“, die beide auch beim Festspiel danach eine tragende Rolle spielten, eine „große Jagdgruppe von besonderer Schönheit“, viele Handwerker und sogar eine Indianergruppe „Dakotas“.

SCHÜTZENKÖNIG UND SPIELMANNSZUG

Mit viel Kreativität und Begeisterung nahmen die Brettener ihr Peter-und-Paul-Fest wieder in Angriff. Willi Metz, Ehrenhauptmann der Bürgerwehr Bretten und von Anfang an dabei, beschrieb in einem Gespräch 2010, dass die aus einem Plastikmaterial selbst gefertigten Helme, so genannte Tschakos, „so formstabil waren, dass man sie als Sitzgelegenheit nutzen konnte.“ 1953 veranstaltete der KKS erstmals wieder das Königsschießen zu Peter-und-Paul. Erster Schützenkönig nach dem Krieg wurde Karl Huck, der den Titel sechsmal in Folge errang. Im Oktober desselben Jahres gründete Hermann Möst mit acht jungen Brettenern den Spielmannszug der Bürgerwehr. Laut Willi Metz traf man sich unter der Leitung von Albert Leonhardt zu Beginn im Heizungskeller der Hebelschule zum Proben. „Wegen der Abgase im Heizungskeller“ wurden die Proben aber nach kurzer Zeit in ein Klassenzimmer verlegt.

TRENNUNG BÜRGERWEHR UND KKS

Neben den sportlichen Interessen war beim KKS Bretten immer die Ausrichtung des Peter-und-Paul-Schützenfestes der zweite große Schwerpunkt in den Vereinsaktivitäten. Durch die unterschiedlichen organisatorischen Aufgaben bildeten sich zwei Abteilungen: die Sportschützen und die historische Bürgerwehr. Ab Ende der 1960er Jahre gingen beide Gruppierungen eigene Wege. Der Spielmannszug und weitere Helfer sanierten auf eigene Kosten und mit der Kameradschaftskasse das von der Stadt überlassene ehemalige Pfadfinderheim zum heutigen Vereinsheim der Bürgerwehr. Danach erfolgte 1972 die Gründung der Bürgerwehr Bretten als eingetragener Verein. Im gleichen Jahr haben die Bürgerwehr und der Musikverein/Stadtkapelle Bretten den Musikzug der Bürgerwehr ins Leben ge-rufen, in dem sie seither kooperieren und zum Beispiel in der Lage sind, jedes Jahr den Großen Zapfenstreich zu exerzieren.

HISTORISCHE GRUPPE KKS BRETTEN UND FREISCHIESSEN

Seit 1983 bereichert die historische Gruppe des KKS Bretten das Fest. In Erinnerung an die Blütezeit des Freischießens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verkörpern sie – derzeit gehören der Gruppe 28 Personen an – inspiriert vom noch existierenden Programmzettel zum Peter-und-Paul-Fest 1845 den Bürgerausmarsch zum Festplatz mit nicht uniformierten Bürgern, Kindern, die die Schießscheiben tragen („Scheibenträger“), Gabenträgerinnen, weißgekleideten Ehrendamen, Schützenmeister, Bürgercorps, die den jährlichen Schützen- und Jungschützenkönig umrahmen. Im Jubiläumsjahr 2000 führten der KKS Bretten und die Bürgerwehr gemeinsam wieder das historische Freischießen mit Vorderladergewehren ein, das seither immer vormittags am Peter-und-Paul-Samstag auf dem Gelände des KKS Bretten durchgeführt wird und an dem von der Bürgerwehr Bretten, dem KKS und den mittelalterlichen Gruppen 60 Personen teilnehmen. Seit 2015 steht übrigens auch das Deutsche Schützenwesen auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

Hier geht es zu Teil I.

Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Quelle: Pulver & Blei, Schrift zur Ausstellung anlässlich 75 Jahre Kleinkaliberschützenverein 1923 Bretten vom 18. Juni bis 17. Juli 1998.

Aufnahmen zum Film "Pulverdampf der Freiheit" 1998.
2000: Wiederbeleben des Peter-und-Paul-Freischießens.
Die historische Gruppe des KKS Bretten 2019.
Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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