Zu geringe «Booster»-Quote
Appell an Pflegeheime

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Stuttgart (dpa/lsw) In den baden-württembergischen Alten- und Pflegeheimen haben bislang deutlich weniger Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten als gehofft. Nach einer Auswertung des Landesgesundheitsamtes (LGA) für das Sozialministerium hatte zum Jahresende jeder dritte Heimbewohner noch keine sogenannte Booster-Impfung. Da die Quote der zum dritten Mal Geimpften nur bei 68 Prozent lag, hat Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) an die Einrichtungen appelliert, die Impfangebote besser zu nutzen. «Jede und jeder noch Zögerliche und Unentschlossene, den wir für eine Impfung gewinnen können, ist in meinen Augen die Anstrengung wert», sagte er. In Rheinland-Pfalz lag die Booster-Quote in den Heimen nach Angaben des Südwestrundfunk (SWR) bei 85 Prozent.

Quote der Beschäftigten noch weiter unten

Zuletzt hatte ein Fall in einem Rastatter Seniorenheim mit 13 Toten für Aufsehen gesorgt. Keiner von ihnen hatte nach Angaben des Landratsamtes eine Booster-Impfung. Manche seien keinmal, andere ein- oder zweimal geimpft gewesen. Nach Angaben Luchas ist die Zahl der Berichte über Todesfälle in baden-württembergischen Alten- und Pflegeheimen gestiegen. Die meisten davon seien nicht oder nicht vollständig gegen Covid-19 geimpft, argumentierte Lucha in einem Schreiben an die Einrichtungen weiter. Bei den Beschäftigten lag die Quote der Geboosterten laut LGA noch deutlich unter dem Wert der Bewohner: Nur etwas mehr als jeder dritte Mitarbeitende (37 Prozent) hat bisher eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zuerst hatte der SWR über den Appell des Ministers berichtet.

«Impfstoff steht in ausreichender Zahl zur Verfügung»

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums und des LGA von Mittwoch wurden seit Mitte Dezember 2021 in Baden-Württemberg 39 Corona-Ausbrüche mit insgesamt 411 Fällen aus Einrichtungen der stationären Altenpflege an das Landesgesundheitsamt übermittelt. 21 Bewohner seien am oder im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Zu den Gründen für die Quote kann auch das Ministerium nur spekulieren. «Denkbar sind zum Beispiel akute Erkrankungen verbunden mit längeren Krankenhausaufenthalten oder eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes sowie persönlichen Ablehnungen», teilte das Ministerium mit. Wichtig sei vor allem, dass dennoch alle Impfwilligen in den Einrichtungen ein Impfangebot bekämen. «Der dafür notwendige Impfstoff steht in ausreichender Zahl zur Verfügung», betonte Lucha.

«Verletzlichsten vor der Omikron-Welle schützen»

SPD-Fraktionschef Andreas Stoch forderte mit Blick auf die Zahlen, «alle verfügbaren mobilen Impfteams in die Pflegeheime zu schicken und unsere Verletzlichsten jetzt sofort vor der Omikron-Welle schützen». Es sei nicht nachvollziehbar, dass aktuell jeder dritte in Pflegeheimen Lebende nicht mit einer Booster-Impfung geschützt sei.
Das LGA hatte für die Umfrage Daten aus 1495 Einrichtungen in die Auswertung zur Impfquote bei Beschäftigen und 1532 in die Auswertung zur Quote bei Betreuten aufgenommen. Demnach hatten von den 82 648 betreuten Menschen 75 375 (91,2 Prozent) den vollständigen Grundschutz, der in der Regel mit der zweiten Impfung erreicht wird, aber etwa gegen die Omikron-Variante nicht ausreicht; bei den Beschäftigten waren es 72 115 oder 81,6 Prozent. Allerdings lagen diese Werte - auch bei der Booster-Impfung - über den Quoten in der gesamten Bevölkerung, teilte das Amt mit. Etwas mehr als 11 000 oder 12,5 Prozent der Mitarbeitenden sind nicht geimpft.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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