Investor und Architekt des Bauvorhabens "Melanchthonhöhe" im exklusiven Gespräch mit der Brettener Woche
"Braucht auch eine Portion Gottvertrauen"

Investor Volker Gairing (links) und Architekt Istvan Alexander Toth erklären ihre künftigen Projekte. swiz
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Bretten (swiz/bea) Das markante Bauvorhaben "Melanchthonhöhe" auf dem Areal der ehemaligen Malag-Villa, an der Kreuzung der B35 und der B294 in Bretten (wir berichteten) hat seit seiner Vorstellung Ende Juli für erhitzte Diskussionen in Politik und Bevölkerung gesorgt. Entstehen sollen auf dem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück unter anderem ein über 80 Meter hoher Turm mit Wohnungen, Büros, Gastronomie und Kongresszentrum sowie zwei weitere Wohngebäude. Die Baukosten für den Komplex sollen rund 80 Millionen Euro betragen. Von den Kritikern des Vorhabens wurde in den letzten Wochen vor allem die Seriosität des rumänisch stämmigen Architekten, Istvan Alexander Toth, und die Finanzkraft des Investors Volker Gairing, Geschäftsführer der BVA Gruppe aus Stuttgart, infrage gestellt.

"Gegebenheiten für ein solches Gebäude passen in Bretten"

Um die vielen offenstehenden Fragen rund um ihre Person zu klären, waren Toth und Gairing am Dienstag, 11. August, zu einem exklusiven Gespräch in den Redaktionsräumen der Brettener Woche zu Gast. Dabei zeigten sie sich weiterhin überzeugt von ihrem Vorhaben. "Die Gegebenheiten für ein solches Gebäude passen hier in Bretten einfach", so Gairing. Besonders angetan sind der BVA-Chef und Architekt Toth dabei vom Brettener Stadtbaudirektor Karl Velte. "Er hat uns zu dieser Planung ermutigt und dieses Vorhaben entscheidend mitgetragen", betont Toth.

Investor mit Pilotenschein

Und letztendlich brauche man bei solchen Projekten auch immer eine Portion "Gottvertrauen", lacht Gairing, wird aber sofort wieder ernst, als er auf die kursierenden Gerüchte über unseriöse Planungen und möglicherweise fehlende finanzielle Mittel angesprochen wird. Selbstverständlich könnten die finalen Baukosten erst berechnet werden, wenn auch eine Baugenehmigung vorliege. Allerdings habe sein Unternehmen schon während der Wendezeit bei Leipzig Wohnungsbau im größeren Stil, die Rede ist von Wohnanlagen mit bis zu 200 Wohnhäusern, betrieben. Dabei seien die Kunden damals mit dem firmeneigenen Flugzeug in den Osten geflogen worden, "weil die Straßen damals so schlecht waren", so Gairing. Der Geschäftsführer hat übrigens den Pilotenschein und hat das Einfliegen gleich selbst übernommen.

Bürgermeister von Bad Wildbad lobt Gairing

Das Flugzeug ist heute verkauft, genauso wie die Immobilien im Osten. "Wir konzentrieren uns inzwischen auf Baden-Württemberg und haben dort einen Objektbestand mit einem Wert im niedrigen zweistelligen Millionenbereich", sagt Gairing. Zudem habe man sich inzwischen vor allem auch auf den Ausbau und die Optimierung des Bestands konzentriert. Ganz ohne Projekte geht es dann aber wohl doch nicht. Mit Architekt Toth, mit dem er seit über fünf Jahren zusammenarbeitet, entwickelt Gairing nach eigener Aussage momentan sechs Projekte, unter anderem in Merklingen und in Weil der Stadt und reicht eine Liste mit den Vorhaben herum. "Diese Projekte sind aber noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt." Konkreter wird Gairing beim "Family Hotel Gairing", das in zwei Jahren in Bad Wildbad eröffnen soll. Mit Planung des Architekten Toth. Auf Rückfrage der Brettener Woche bestätigt dies auch der Bürgermeister von Bad Wildbad, Klaus Mack. "Das ist genau das, was die Stadt braucht und will. Ich bin begeistert von dem Projekt."

Ein Flyer "auf die Schnelle"

Weniger Begeisterung hatten die Kritiker für die in dem Flyer von Architekt Toth veröffentlichten Projekte übrig. Dort würden lediglich 3D-Animationen von Bauvorhaben und Visionen veröffentlicht, jedoch kein fertiggestelltes Projekt gezeigt. Toth gibt sich reumütig und betont, "da muss ich wohl eine Beichte ablegen". Der Flyer sei ursprünglich für die Expo Real (Anm. d. Red. die größte Fachmesse für Immobilien und Investitionen in Europa) gemacht worden und sollte lediglich das Können des Architekturbüros illustrieren. "Auf die Schnelle" habe man diesen Flyer dann bei der Präsentation des Vorhabens "Melanchthonhöhe" vor der Presse, der Verwaltung und Vertretern des Gemeinderats ausgegeben. Besonders eingeschossen haben sich die Kritiker auf die Abbildung der KölnArena. Es entstehe der Eindruck, Toth habe diese selbst entworfen. "Ich war als Architekt Mitglied in einem Team von rund 15 Fachleuten der Holzmann AG, das den Auftrag hatte, die unterschiedlichen Vorstellungen der Stadt Köln, des Architekturbüros Böhm und des Architekten Josef Wund für die Arena unter einen Hut zu bringen", so Toth.

Renommiertes Kölner Architektenbüro bietet Zusammenarbeit an

Begleitet hat er das Projekt in dieser Funktion für rund ein halbes Jahr. Danach war er dort drei Jahre lang als freier Mitarbeiter in der Oberbauleitung tätig. "Nichts mehr und nichts weniger", betont Toth. Im Gespräch mit der Brettener Woche kritisiert auch Peter Böhm, Geschäftsführer des renommierten Kölner Architekturbüros, die Darstellung der KölnArena im Flyer von Toth. "So geht das nicht." Da würden die Menschen auf eine gewisse Art und Weise geblendet. Dies sei aber bei vielen Architekten der Fall. Zugleich macht er gegenüber dieser Zeitung ein bemerkenswertes Angebot: "Unser Büro könnte sich bei dem Vorhaben in Bretten eine eventuelle Zusammenarbeit mit dem Investor vorstellen."

Licht und Schatten bei Architekt

Umfangreicher war Toths Tätigkeit für die inzwischen aufgelöste, österreichische Baumarktkette "Baumax", für die er in Rumänien sechs Objekte als Generalplaner realisierte. "Das heißt, ich habe von der Grundstückssuche bis zur Planung der Gebäude alles abgedeckt", so Toth. Außerdem sei er für die Ostexpansion der Supermarktkette Kaufland in Rumänien als Architekt verantwortlich gewesen.
Eine offene Wunde ist für Toth das evangelische Gemeindehaus in Bobingen. Bei der Kirchengemeinde habe sich sein Entwurf als freier Mitarbeiter beim Büro Schmidt nicht durchsetzen können. Überhaupt, so Toth, "setzen sich nur 50 bis 60 Prozent der visionären Architektenentwürfe durch und werden umgesetzt". Eine klare Antwort, warum er in seinem Flyer angegeben hat, die Projektleitung für das Vorhaben in Bobingen innegehabt zu haben, bleibt Toth indes schuldig. Besser lief es für Toth bei der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Heubach. Das dortige Ensemble aus Kirche und Gemeindehaus wurde exakt nach den Plänen des Architekten umgesetzt.

"Haben keine Aktien im Milaneo"

Ein weiteres Referenzobjekt auf das Investor Gairing bei der Vorstellung des Vorhabens "Melanchthonhöhe" verwiesen hat, ist das Stuttgarter Quartier "Milaneo". Betrachtet man das Projekt taucht der Name BVA dort allerdings nicht auf. Projektträger sind dort das ECE Projektmanagement, die Strabag Real Estate und die Bayerische Hausbau. Als Architekten zeichnen RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau verantwortlich. Und auch bei der Strabag selbst hat man auf Rückfrage der Brettener Woche im Zusammenhang mit dem "Milaneo" noch nie von der BVA gehört. Im Milaneo habe man in der Tat "keine Aktien drin", gibt Gairing auf Nachfrage zu. Lediglich Architekt Toth habe auf dem Areal des Quartiers "Milaneo" ein kleineres Grundstück für einen Interessenten beplant.

Eigenes Trafohäuschen für "Melanchthonhöhe"?

Doch zurück zum Vorhaben "Melanchthonhöhe" in Bretten. Bei einigen Stadträten war unter anderem die Frage aufgekommen, ob 500 neue Bewohner, die laut Planungen in dem Gebäudekomplex unterkommen könnten, nicht für eine Überlastung des dortigen Strom- und Abwassernetzes führten. "Beim Strom, könnte das durchaus sein", sagt Gairing. Sollte dies der Fall sein, könnte man auf dem Areal aber ein eigenes Trafohäuschen errichten. Beim Abwasserthema sieht er hingegen kein Problem, das Kanalnetz sei auch durch das Gewerbe außenrum bereits ausreichend dimensioniert.
Am Schluss des Gesprächs kommen Toth und Gairing noch einmal auf die "Beichte" bezüglich des Flyers des Architekten zurück. Man wolle in den nächsten Wochen eine komplett überarbeitete Mappe mit aktuellen Projekten auflegen, die dann auch dem Gemeinderat sowie der Stadtverwaltung vorgelegt werde.

Was die Fraktionen im Brettener Gemeinderat zu dem Vorhaben sagen, lesen Sie hier.

Alles zum Thema Melanchthonhöhe Bretten finden Sie auf unserer Themenseite.

Investor Volker Gairing (links) und Architekt Istvan Alexander Toth erklären ihre künftigen Projekte. swiz
So soll das Bauvorhaben einmal aussehen. Entwurf: architeamconsult
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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