Brettener Woche vom 18.5.2016
Unabhängige Blätter recherchieren und berichten objektiv und sachlich. Meinungen werden als "Kommentar" gekennzeichnet, Werbung mit dem Hinweis "PR" oder "(Werbe-) Anzeige". Deshalb ärgert mich die Aufmachung der Brettener Woche vom 18. Mai 2016: zwei Drittel der Titelseite nehmen "Pro-BBV-Glasfaser"-Texte ein - ohne Hinweis auf "Werbung" oder "unsere Meinung" - als gäbe es die demokratische Grundregel unserer "4. Gewalt" nicht (= Meinung und Werbung sind zu trennen von objektiver Berichterstattung). "BBV-Glasfaseranschluss" wird durchweg als "CHANCE" für Bretten bezeichnet. Kritische Brettener werden nicht gehört bzw. deren Vorbehalte als "Verkennen der Chance" abgetan.
Insgesamt fünf Brettener kommen mit Strahlemänner-Bildern zu Wort, allesamt PRO BBV-Glasfaseranschluss: u.a. zwei ausgewiesene BBV-Glasfaser-Befürworter mit der Homepage "Glasfaser-Bretten.de". Ausgewogene Berichterstattung würde hier fünf Kontra-Meinungen als Gegengewicht setzen. Das wäre aber vermutlich nicht im Sinn der Brettener Woche, die offensichtlich beabsichtigt, die Brettener zum Abschluss eines BBV-Glasfaser-Vertrags zu drängen. Ergänzt wird die BBV-Werbekampagne vom 18.5. durch den Titelseitentext "Erkennt Bretten seine Chance?". Auf S. 7 folgt ein 3-spaltiger Leserbrief mit dem wörtlichen Aufruf "...nehmt das Angebot der BBV an...". Auf S. 9 droht der Schlussteil des Textes von Seite 1 damit, dass bei nicht genügend unterschriebenen Verträgen bis zum 31. Mai das "BBV-Projekt ... gestorben" und "Abwarten keine Alternative" sei. Der Text gibt als "gutes Beispiel" Niedersachsen, das "... die Bedeutung des Breitbandausbaus ergriffen" (sic!) habe. Warum muss man nach Niedersachsen schauen? Die Breitbandversorgung wird aktuell auch in benachbarten Kommunen diskutiert. Wie steht man dazu in Bruchsal, Oberderdingen, Walzbachtal, Eppingen...? Vermutlich ist BBV nicht der einzige Anbieter für Glasfaseranschluss und es wird auch nicht so sein, dass - wie es die Brettener Woche unterstellt - "Bretten abgehängt wird", wenn BBV nicht "den Zuschlag erhält".
Fundierte Information fehlt. Zentrale Aussage der BBV-Werbung (u.a. auf S. 1 der Brettener Woche vom 18.5.): "900€ Anschluss-Gebühr sparen". Gegenfragen werden nicht beantwortet z.B. "Wofür/ wann/... müssten Nutzer 900€ bezahlen?" oder "Was muss ich bezahlen, um 900€ zu sparen?".
"Entweder BBV oder NICHTS" - wie die Brettener Woche Torschlusspanik-artig androht - ist bewusste Verunsicherung der Leser. Dass es IMMER eine Alternative gibt, z.B. auch, wenn die BBV nicht zum Zug kommt, wird verschwiegen. Käme die BBV tatsächlich NICHT zum Zug, hätten die Brettener Ruhe und Zeit über den 31. Mai hinaus, sich wirklich zu informieren.
Demokratie ist anders - nämlich kritisch, und sie braucht Zeit - was die Brettener offensichtlich begriffen haben. Das ist beruhigend und sehr erfreulich.
Mehr zum Breitbandausbau und zur Glasfaser-Technologie lesen Sie auf unserer großen Themenseite.
Autor:Sibylle Schnauffer aus Bretten |
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