Brettener Einzelhändler wollen gehört werden und starten Protestaktion
"Die Händler liegen am Boden"
Bretten (bea) Die Einzelhändler in Bretten wollen am 1. Februar Flagge zeigen. Unter dem Motto "Wir gehen mit_unter" wollen die Geschäftsinhaber mit ihren Mitarbeitern an der bundesweiten Aktion des Bündnisses "Freundschaftsdienst" teilnehmen und so gemeinsam auf ihre Situation aufmerksam machen. "Wir müssen jetzt alle Hebel und Register ziehen", sagt der Initiator der Brettener Aktion, Andreas Drabek. Sieben feste Teilnahme-Zusagen von Händlern konnte der Geschäftsinhaber am Dienstagmittag verzeichnen. "Die versprochenen Corona-Hilfen kommen nicht an", sagt er zu den Gründen. Und weiter: "Wir wollen wahrgenommen werden. Die Händler liegen am Boden". Daher sollten die Anträge der Hilfen entbürokratisiert und die Hilfen selbst auch überwiesen werden, so seine Forderung.
„Kampf ums Überleben“
Wegen der geplanten Sporgassenbebauung befänden sich die Brettener Händler ohnehin in einer speziellen Situation. Wenn die Einzelhändler im Sommer hoffentlich wieder annähernd normale Umsätze verzeichnen könnten, werde die Sporgasse wohl zur Großbaustelle. „Da weiß ich nicht, ob ich für den Herbst und Winter momentan Ware bestellen soll“, so Drabek. Das sei das I-Tüpfelchen auf der Coronakrise. Seine Bedenken brachte er auch in der gestrigen Gemeinderatssitzung zur Sprache. Die Einzelhändler führten bereits aufgrund der Pandemie einen „Kampf ums Überleben“, so Drabek. Durch die Baustelle würden die Geschäfte dann zusätzlich „massiv beeinträchtigt“.
"Click & collect" nur schwacher Trost
Aufgrund der einzigartigen Situation müsste eine Verschiebung der Baustelle und ein Aufschub für die dafür bereits bewilligten Fördergelder doch möglich sein. Diese „Zuschussgeilheit“ stehe in keinem Verhältnis. Oberbürgermeister Martin Wolff entgegnete, der Zuschuss von 870.000 Euro sei „schon ein Wort“. Daraufhin meldete sich Drabek erneut: „Ich denke, dass der Schaden weit mehr als 870.000 Euro beträgt, wenn die Geschäfte letztlich ganz schließen müssen." Im Gespräch mit der Brettener Woche bestätigte Drabek, dass "click & collect" als Ersatz lediglich einen Bruchteil des normalen Umsatzes einbringe, je nach Geschäft zwischen fünf und 15 Prozent.
Pandemie noch konsequenter bekämpfen
"Stellen Sie sich vor, Sie bekommen nur noch fünf Prozent Ihres Gehaltes, da können Sie sich selbst ausrechnen, was Sie sich noch leisten können, während Sie weiterhin Miete und alles andere zahlen müssen", rechnet Drabek vor. Dabei, so seine persönliche Meinung, müsste die Politik nicht unbedingt für eine sofortige Geschäftsöffnung sorgen, sondern die Pandemie noch konsequenter bekämpfen. Auch fehle ihm die Solidarität unter den Menschen, da es immer noch Personen gebe, die sich nicht an die Regeln halten würden. Sein Fazit: "Die Leute haben noch Angst und würden auch dann nicht kommen, wenn wir sofort wieder öffnen dürften."
Brauchen einen "Lichtblick, ein Hoffnungsschimmer"
Das sieht Marion Klemm, Vorsitzende der Vereinigung Brettener Unternehmen (VBU), in Teilen anders. "Ich weiß, dass einige Geschäfte in Bretten aktiv von der Schließung bedroht sind und Inhaber schon Schnappatmung haben." Daher laute ihre Forderung an Stadtverwaltung und Landtagsabgeordnete, sich bei der Landesregierung für die Einzelhändler stark zu machen. Eine erneute Quadratmeter-Regelung sollte den kompletten Lockdown ersetzen, auch für die Gastronomen, damit wieder mehr Menschen in die Innenstädte kommen würden, so Klemm. „Das wäre ein Lichtblick, ein Hoffnungsschimmer und würde den Händlern wieder Motivation geben, um weiterzumachen.“ Denn in den Supermärkten gehe es viel enger zu, als in den Geschäften der Innenstadt. „Jeder Euro ist besser als kein Umsatz.“ Auch sie will an der Aktion am Montag teilnehmen. Dabei werde die VBU die Kosten für die Aktionsplakate für Mitglieder und Nichtmitglieder übernehmen, kündigt sie an, um Flagge zu zeigen.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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