„Eine Integration wird kaum möglich sein”: Leserbrief zum Artikel „OB Wolff: Ich würde dort wohnen” vom 16. Mai in der Brettener Woche

„Eine Integration wird kaum möglich sein”: Leserbrief zum Artikel „OB Wolff: Ich würde dort wohnen” vom 16. Mai in der Brettener Woche.

Bretten. Der OB Wolff kann sich gut vorstellen im „Gölshäuser Loch” zu wohnen! Im Ortsteil Gölshausen ist immer was los! Im letzten Monat wurden nachts – laut Zeitungsbericht – 30 Autoreifen zerstochen. Was nicht in der Zeitung stand: Anfang des Jahres haben Vandalen in der Stadtbahnhaltestelle mehrere Werbetafeln zerschlagen mit tausenden von Verbundglasscherben, die die Treppenbenutzung unmöglich machten. Im Augenblick sind 20 Glasscheiben beim Wartehäuschen zerstört. Schlägereien gibt es in der Römerstraße, und am Ende des „Lochs” treffen sich häufig Drogendealer. Die Polizei kommt leider immer zu spät.

Selbst im inzwischen baumlosen, großen Industriegebiet – früher mal Erholungsgelände für die Gölshäuser – konnten etliche gefährliche Beinaheunfälle nur durch schnelles Zugreifen der Feuerwehr verhindert werden. Und jetzt wird das „Loch” hinter der S4-Stadtbahnhaltestelle wohnbar gemacht. Eine ehemalige belastete Industriebrache mit einem Eingangsbereich von 3,46 Metern Breite, ein Flaschenhals ohne Bürgersteig, durch den ein Rettungsfahrzeug gerade mit Mühe durchkommt. Dahinter liegt ein mit Arsen und Nickel belastetes Gelände, das hohe Entsorgungskosten mit sich bringt – wenn es nicht als preiswertere Lösung einfach versiegelt wird – indem man ein Parkdeck darauf setzt. Vier viergeschossige Häuser als Sozialwohnungen sollen darauf gebaut werden, vielleicht auch nur drei Geschosse, zum Böschungsrand womöglich zweigeschossige Bauweise (Aussage von Oberbürgermeister Martin Wolff). Bürgermeister Michael Nöltner sagt: „Vielleicht fängt man auch behutsam an zu bauen und wartet erst ab.” Wie bitte soll das gehen?

Hier sollen aber auf engstem Raum möglichst viele Menschen, bis zu 100 oder mehr, untergebracht werden. Der Stadtplaner Ulrich Braun verweist auf derzeitigen großen Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Bretten, deshalb wurde das Projekt auf vier Geschosshöhen festgelegt. Fakt ist, das Gelände gehört der Stadt, und es gibt zu wenig Sozialwohnungen. Nach den neuesten Richtlinien soll sozialer Wohnungsbau wegen der Möglichkeit der besseren Integration in normale Wohnbebauung eingebettet werden. Im Augenblick gibt es viele Neubaugebiete in Bretten, ohne dass die Stadt daran gedacht hat, diese Richtlinien auch dort zu befolgen.

Ein sozialer Brennpunkt ist in Gölshausen vorprogrammiert. Beim letzten Treffen vor Ort, am 14. Mai 2018, auf Einladung der Interessengemeinschaft Römerstraße/Knittlinger Berg, mit neunzig aufgebrachten Bürgern, einigen Gemeinderäten und den Honoratioren der Stadt, gab es heftige Debatten und unglaubwürdige Beschwichtigungsversuche.
In einer Gemeinderatssitzung haben die Parteien mit einer Stimme Mehrheit dem Bauprojekt zugestimmt, und so kann von jetzt auf gleich, vielleicht mit kleinen Veränderungen, mit dem Bau begonnen werden.

OB Wolff bemängelte das geringe Interesse der Gölshäuser an der entsprechenden Gemeinderatssitzung zum neuen Baugebiet. Ich habe darüber erst viel zu spät aus der Zeitung erfahren, denn das Stichwort „Baugebiet In den Langwiesen” sagte mir nichts. In meinem neuesten Brettener Stadtplan finde ich die Römerstraße und die kleine sehr kurze Stichstraße „Am Knittlinger Berg”, aber die „Langwiesen” in Gölshausen finde ich darin nicht, sonst wäre ich auch zur Sitzung gekommen. Auch wenn unser OB Wolff sich vorstellen könnte in dem neu gebauten Ghetto Gölshausen mit so vielen Leuten zusammen zu wohnen, glaube ich nicht, dass sich dort junge Familien mit Kindern oder ältere Personen mit geringer Rente wohlfühlen, zumal die nötige Infrastruktur fehlt und die Möglichkeit zur erhofften Integration mit der normalen Bevölkerung kaum möglich ist. Aber nach Aussagen einiger Brettener, „irgendwo müssen die Leute ja hin”, aber bitte nicht bei mir! Warum nicht alle gleich nach Gölshausen?

Hildegard Macke
Bretten

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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