"Kollaps spätestens gegen 16 Uhr"
Leserbrief zu "Wilhelmstraße soll zweispurig werden"

Foto: Michael J Berlin - stock.adobe.com
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Leserbrief zum Artikel "Wilhelmstraße soll zweispurig werden" vom 17. Juli

Da ich vielfach angesprochen wurde, fühle ich mich zu diesem Leserbrief veranlasst.

Mit großem Interesse habe ich am 15. Juli die Ausführungen des Verkehrsplaners für den Rückbau der vierspurigen Wilhelmstraße zwecks Gartenschau verfolgt. Ich kenne Herrn Wammetsberger als sehr sympathischen Menschen noch aus meiner aktiven Zeit bei der Stadtverwaltung. Seitdem er die Geschäftsführung beim Verkehrsplanungsbüro Koehler & Leutwein übernommen hat, ist er nicht mehr Angestellter, sondern Unternehmer und Arbeitgeber und als solcher auch von seinen Auftraggebern abhängig.

Ich selbst bin kein studierter Verkehrsplaner, aber Regierungsbaumeister im Städtebau und ein logisch denkender Mensch. Damit komme ich zur Erkenntnis, dass der vorgestellte Einbahnring über die Hermann-Beuttenmüller Straße bestenfalls schlecht oder gar nicht funktionieren kann. Verkehrs- und Stadtplaner wissen, dass ein Einbahnringverkehr mit Straßenanschlüssen nicht nur die Fahrstrecken verlängert, sondern auch den Verkehr auf der Einbahnstrecke vermehrt.

Ich habe nun die in der Verkehr-Belastungsgrafik eingetragenen Zahlen des derzeitigen Verkehrs mit Logik auf den Einbahnring umgelegt. So bin ich auf ca. 16.500 Kfz auf der Hermann-Beuttenmüller-Straße und auf 17.800 Kfz an der Einmündung in die Pforzheimer Straße bei Neff gekommen. Diese sollen sich nun dort mit den 17.100 Kfz der Pforzheimer Straße verflechten. Logischerweise dürfte dies auch ohne die Gartenschau und den Verkehrszuwachs bis 2031 schon nicht funktionieren. Wir bekommen dort den Kollaps spätestens gegen 16 Uhr.

Anfang der 80er Jahre wurde das Verkehrsplanungsbüro Koehler & Leutwein vom Regierungspräsidium und der Stadt Bretten mit der Fortschreibung des Generalverkehrsplanes (GVP) Bretten beauftragt. Nach Vorlage dieser Ergebnisse hatte die Stadt und die Straßenbauverwaltung des Landes noch vor der Verabschiedung dieses GVP am 12. Juni 1989 den vierspurigen Ausbau der Wilhelmstraße mit Radwegen als wichtigsten Bestandteil bezeichnet. Dieser wurde damals durch die Malag-Pleite, unser Industrie-Karussell und das Sanierungsgebiet machbar.

Daher meine berechtigte Frage: Warum damals diese Erkenntnis und Forderung von Koehler & Leutwein und dem Verkehrsträger Land Baden-Württemberg, wenn jetzt der heute noch stärkere Verkehr sogar auf zwei Spuren bewältigt werden kann? Das kann logischerweise nicht mit neuen Prioritäten (ISEK) belegt werden.

Ich behaupte: Es kann nicht funktionieren, schon gar nicht mit der dortigen Gartenschau und der Verkehrszunahme bis 2031. Dazu gibt es viel zu viele, ständige Störungen des Verkehrsflusses durch Ein- und Ausfahrten, Knotenpunkte und Überwege. Und selbst wenn es mit Tempo 30 funktionieren sollte, würden die Kunden und Anlieferer der vielen Handelsbetriebe dort nach massiven Umsatzeinbußen einen neuen Standort suchen, aber vermutlich nicht finden und schließen. Auch die Innenstadt und die Transportwirtschaft würde nach meiner Logik negativ davon betroffen sein.

Man könnte es ja probeweise außerhalb von Ferien versuchen, falls man überzeugt ist. Wenn die Pforzheimer Straße fertig ist, einfach zwei Spuren sperren und alles entsprechend beschildern. Ich wäre wie alle in der Stadt sehr gespannt.

Gunter Lange, 
Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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