Leserbrief zu Arbeitsbedingungen in der Rechbergklinik Bretten
"Fehlende Wertschätzung für Pflegepersonal"

Leserbrief zu Arbeitsbedingungen in der Rechbergklinik Bretten

In den letzten Tagen liest man immer wieder von der Wertschätzung für das Pflegepersonal in den Krankenhäusern. Leider kommt in vielen Fällen diese Erkenntnis zu spät. Die Kosteneinsparungen der vergangenen Jahre brachten unter anderem eine erhebliche Verschlechterung in den Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal mit sich, so auch in der Rechbergklinik Bretten.

Mit dem Neubau der Klinik im Jahr 2019 fielen die persönlichen Spinde der Einsparung zum Opfer. So müssen sich die Angestellten heute täglich einen neuen Umkleideschrank suchen, ihre persönlichen Sachen, die nur in der Klinik Verwendung finden, nach Dienstende mit nach Hause nehmen oder einfach vor Ort, ohne die Möglichkeit einer sicheren Verwahrung, zurücklassen. Abgesehen von der Frage der Hygiene birgt das gerade in der heutigen Zeit ein erhebliches Risiko in Bezug auf die Ansteckungsgefahr im familiären Bereich. Schon an diesem Beispiel zeigt sich die Wertschätzung der Klinikholding im Landkreis Karlsruhe gegenüber ihren Mitarbeitern. Selbst in normalen Zeiten ist es eine Zumutung, dass die Mitarbeiter täglich ihre persönlichen Gegenstände mit nach Hause nehmen sowie zu Dienstbeginn erst einen freien Spind suchen müssen.

Bezeichnend in Bezug auf die Wertschätzung ist jedoch die Tatsache, dass nach zwei bekannten Coronafällen auf einer Station in der Rechbergklinik Bretten dem Pflegepersonal ein Test auf Covid-19 verweigert wird. Erst nachdem Mitarbeiter Symptome einer Erkrankung gezeigt haben, wurden einzelne Personen getestet. Warum setzt man die Mitarbeiter und ihre Familien bewusst der Gefahr einer Infektion aus, zumal, wie auch in anderen Kliniken, die Ausrüstung des Personals mit Schutzmitteln nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet werden kann? Ist das die Anerkennung und der Dank, die das Pflegepersonal von der Leitung der Holding zu erwarten hat?

Gerade in Anbetracht der Leistung, die unsere Pflegekräfte täglich vollbringen und das nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie, ist dieses Vorgehen ein Schlag ins Gesicht und ein Zeichen der Respektlosigkeit gegenüber Menschen, die für unsere Gesellschaft unentbehrlich sind. Geld ist eine Art der Anerkennung, wenn sie denn bei den Mitarbeitern ankommt. Gerade für Pflegeberufe unabdingbar, ist jedoch die Wertschätzung von ihren Arbeitgebern, dazu zählen auch die Arbeitsbedingungen, Gewährleistung der gesetzlichen Arbeitsschutzpausen sowie der Gesundheitsschutz dieser Mitarbeiter. Wann reagieren Landkreis und Holding endlich und kommen ihrer Fürsorgepflicht gegenüber dem Pflegepersonal nach? Warum schweigen die Betriebsräte zu diesen Zuständen?

Ich hoffe, man vergisst das Pflegepersonal nach Ende der Pandemie nicht gleich wieder und schafft dauerhaft gute Arbeitsbedingungen und endlich auch eine angemessene Bezahlung in diesen verantwortungsvollen und schweren Berufen.

Klaus-Georg Müller
Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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