Gartenschau Bretten 2031
Gartenschau Bretten: Eine Frage der Fairness!

Ideen zur Gartenschau 2031 in Bretten. Die Einbeziehung der denkmalgeschützen Weißhofer Mühle könnte ein interessanter Ansatz zur Vermeidung eines unsinnigen Abrisses werden. Die Einbeziehung der Brettener Wasserwege in das Gesamtkonzept könnte weitgehend zusammenhängende Flächen schaffen. | Foto: Karte aus OpenStreetMaps, bearbeitet von Matthias Goll
  • Ideen zur Gartenschau 2031 in Bretten. Die Einbeziehung der denkmalgeschützen Weißhofer Mühle könnte ein interessanter Ansatz zur Vermeidung eines unsinnigen Abrisses werden. Die Einbeziehung der Brettener Wasserwege in das Gesamtkonzept könnte weitgehend zusammenhängende Flächen schaffen.
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Das Thema Gartenschau in Bretten nimmt nach jahrelangem Dornröschenschlaf plötzlich Fahrt auf. Nach der Vorstellung des Konzeptes anfangs des Jahrzehnts munkelte man in Bretten, die Firma Wertheimer sei überrascht, aus der Presse von den Umsiedelungsplänen Ihres Baumarkts erfahren zu müssen. Seitdem war es um dieses Grundstücksgeschäft ruhig geworden. Die Bürgerschaft war aus meiner Sicht nicht in die Entstehung des Konzepts eingebunden. Alternativen wurden keine diskutiert.

Vor Kurzem wurde dann bekannt, dass östlich des ATU auf der Diedelsheimer Höhe neue Gewerbeflächen für die Neuansiedelung des Wertheimer Baumarktes erschlossen werden sollen. Die Kosten für die Schaffung dieses Gebietes wurden meines Wissens nicht veröffentlicht.

Des Weiteren teilte die Stadt in der Presse mit, dass man sich mit den Eigentümern des Norma Geländes östlich des Wertheimer Baumarktes geeinigt hätte und ein Erwerb des Grundstücks für die Gartenschau nun möglich sei. Kosten hierfür wurden nicht veröffentlicht.

Am 4.06.2024 fand nun eine nicht öffentliche Gemeinderatssitzung statt, in der es wohl um den Kauf des Wertheimer Grundstücks durch die Stadt ging. Aufgrund ihrer Vorab-Positionierung in der Presse gehe ich stark davon aus, dass die Gemeinderatsfraktionen der Grünen, der CDU und der SPD für den Kauf des Wertheimer Geländes stimmten. Die Kosten für den reinen Grundstückserwerb dürfen nicht veröffentlicht werden. Die Firma Wertheimer wird sich zudem vermutlich Verdienstausfälle und weitere Umsiedelungskosten wie beispielweise die neuen Gewerbeflächen vergüten lassen.

Die Stadt veröffentlichte vor Kurzem zwei öffentliche Veranstaltungstermine zum Thema Gartenschau. Am 05.06.2024 fand eine Bürgerinformationsveranstaltung statt. Das Konzept ist in großen Teilen sehr vernünftig und gut durchdacht. Die Ost- West und Nord-Südachsen einer dezentralen Gartenschau laden zum Bewegen ein und bringen mehr Freiraum und Grün in die Stadt. Die teilweise Wiederherstellung des Zugangs zu den Bachläufen ist sicherlich den meisten Brettenern und den Besuchern hoch willkommen. Die Gartenschau könnte ein erfolgreiches Vehikel für das in Bretten seit Jahren schmerzlich vermisste nachhaltige Stadtentwicklungskonzept sein. Am 17.06.2024 können nun interessierte Bürger bei einem Workshop ihre Ideen für die Gartenschau einbringen. Leider ist das angeblich “alternativlose” Konzept jedoch bereits vor dieser Veranstaltung weitgehend in Stein gemeißelt worden. Es stellt sich also die Sinnfrage bei einer erwogenen Teilnahme an dieser Veranstaltung...

Bei der Infoveranstaltung am 05.06. wurde nun bekannt, dass die Gesamtkosten für die Gartenschau auf 40 Millionen Euro geschätzt werden. Da ich keine Zahlen für die anstehenden Aufwände habe, kann auch ich nur schätzen: Allein die Flächen des Norma- und des Wertheimer zu erwerben, Ausgleichzahlungen zu leisten, Ausgleichsflächen zu schaffen und das Gelände für die Gartenschau herzustellen schätze ich auf 20 Millionen Euro.

Dann blieben noch 20 Millionen Euro für den Bau der übrigen geplanten Anlagen. Darunter fallen: Die Schaffung von Radwegen entlang der Bachläufe samt mindestens einer Straßenunterführung, der Erwerb von zahlreichen Grundstücken, die Umgestaltung der Withumanlage, des Seedammareals, des Areals bei der Gottesackermühle, des Stadtparks etc., die Schaffung von Gerät- und Materiallagern, der Bau von Zäunen und Toren und das Bepflanzen sämtlicher Flächen sowie das Marketing, die Kosten für externe Planungsbüros, die gartenschauinternen Personalkosten, der Teilrückbau nach der Gartenschau und so weiter. Die 40 Millionen werden meines Erachtens bei Weitem nicht ausreichen. Soweit ich weiß, ist die Höhe der Förderungen nicht bekannt. Die Stadt kommunizierte einen möglichen Anteil von 40 Prozent, blieben also 24 Millionen, die die Stadt zuschießen beziehungsweise über Eintrittspreise erwirtschaften müsste. Teilt man die Summe durch die prognostizierten 450.000 Besucher, so ergibt sich ein Eintrittspreis von 53,33€ pro Person – auf Basis der optimistischen Annahmen das 40 Prozent gefördert werden und tatsächlich 450.000 Besucher kommen und voll bezahlen. Das lass ich mal so im Raum stehen.

Ich fasse zusammen: Die Bilanz der Schaffung einer Gartenschauanlage auf dem Norma-/Wertheimergelände schätze ich als deutlich negativ ein. Es werden auf der Diedelsheimer Höhe erneut Flächen versiegelt, während unversiegelte beziehungsweise freie Flächen wie die bei der Weißhofer Mühle, hinter der Post und in der Lammgasse ungenutzt bleiben. Eine Umsiedelung der Firma Deuerer beispielsweise wäre – aufgrund der unerträglichen Geruchsbelästigung und der Schwerlast-Verkehrssituation – bilanziell deutlich positiver.

Ich habe den oben im Bild gezeigten Vorschlag (zum Artikel vom 19.04.24) gemacht, der samt Kauf und Sanierung der denkmalgeschützten Weißhofer Mühle zwar Flächenmäßig deutlich kleiner wäre, jedoch um mindestens 15 Millionen Euro niedriger läge. Zudem müssten keine Flächen versiegelt werden und das Gebäude samt Park könnte auf Jahre hinaus zum Vorteil der Bevölkerung genutzt werden. Jedoch ergibt sich selbst dann ein rechnerischer Eintrittspreis von 33,33€ pro Person.

Ich stelle auf Basis der oben genannten, für mich nicht nachvollziehbaren Vorgänge folgende Fragen:

1. Warum gibt es keine alternativen Konzepte?

2. Warum drückt eine scheidende Stadtverwaltung einem scheidenden Gemeinderat - nachdem jahrelang nichts passiert ist - dann noch 5 Tage beziehungsweise einen Monat vor Neuwahlen die Entscheidung über ein fragliches Konzept auf?

3. Warum forderten die zustimmenden Fraktionen im Gemeinderat nicht, dass die Bürger ZUVOR eingebunden werden?

4. Warum forderten die zustimmenden Fraktionen im Gemeinderat nicht, dass zunächst die Gegenfinanzierung geklärt sein muss?

5. Wann übernimmt der Brettener Gemeinderat die Verantwortung für das Thema Klimaschutz und rückt ab von sinnlosen Abrissen und der Vernichtung der Natur durch die ständige Erweiterung von Gewerbe- und Baugebieten?

6. Wann sehen Stadtverwaltung und Gemeinderat ein, dass beispielsweise Zuschüsse zur Sanierung von Gebäuden gegenüber der Investition in einen “Wertheimer-Park” deutlich nachhaltiger und wirtschaftlich viel interessanter sind?

7. Was passiert mit dem Konzept, wenn die Grundstückseigentümer auf der Diedelsheimer Höhe nicht verkaufen?

8. Kann dieses Verhalten als Verantwortungsbewusst gegenüber der Stadt, ihren Bürgern, der zukünftigen Verwaltungsspitze und dem zukünftigen Gemeinderat bezeichnet werden?

Am 09.06.2024 sowie am 07.07.2024 sind Wahlen. Liebe Brettener: Überlegt gut, wo ihr eure Kreuzchen setzt! Es gibt auch OB-Kandidaten und Fraktionen, die bezüglich der Gartenschau an die Vernunft appelliert haben!

Autor:

Matthias Goll aus Bretten

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