Oberderdingen Gemeinderat genehmigt bei der Freibadsanierung Mehrausgaben von 160.000 Euro für Abfuhr von Altlasten
Giftiger Aushub aus Oberderdinger Bad muss entsorgt werden
Oberderdingen (ch) Eigentlich laufen die Bauarbeiten zur Sanierung und Modernisierung des Oberderdinger Freibads optimal: Die Grundaufbauten für die neuen Becken stehen, die enormen Filter für das Badewasser sind bereits ins neue Technikgebäude hinein gehievt worden, und nicht zuletzt die Koordination von drei Baukränen sei auf dem engen Baugelände "eine organisatorische Meisterleistung", lobte die Oberderdinger Bauamtsleiterin Angelika Schucker zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Wegen einer Ausstellung im Großen Ratssaal fand die Sitzung ausnahmsweise im Forum Oberderdingen statt. Dennoch hat die Baustelle der Gemeinde noch vor Beginn der Weihnachtszeit eine unangenehme Überraschung beschert. Während der Arbeiten stießen die Baufirmen auf Altlasten im Boden, die teuer entsorgt werden müssen. Dafür hat der Oberderdinger Gemeinderat nun einstimmig grünes Licht gegeben.
Belastetes Material stammt aus dem Aushub
Das belastete Material stammt aus dem Aushub, der beim Bau des neuen Schwimmbeckens und des neuen Technikgebäudes angefallen ist. Die insgesamt rund 2.600 Kubikmeter Erde wurden – wie vorgeschrieben – auf ihre chemischen Bestandteile untersucht. Dabei kam heraus, dass ein Teil des Materials gar nicht und ein anderer nur unter bestimmten Voraussetzungen wieder verwendet werden darf, wozu unter anderem eine Abdichtungsschicht über dem Grundwasser und eine befestigte Oberfläche gehören.
Erste Hinweise durch Bodengutachten
Erste Hinweise hatte bereits das von einem Pforzheimer Ingenieurbüro vor Beginn der Baumaßnahmen erstellte Bodengutachten geliefert. Diese Rammkernsondierungen stellten aber nach Angaben der Gemeinde „nur eine punktuelle Momentaufnahme“ dar. Letzte Gewissheit brachten erst die vorschriftsmäßigen Beprobungen des in sechs einzelne Haufen unterteilten gesamten Aushubmaterials. Die Untersuchungen wurden, wie Bürgermeister Thomas Nowitzki in der Sitzung sagte, von Behördenvertretern vor Ort überwacht und vom Landratsamt überprüft. Ergebnis: Zwei Drittel des Bodenmaterials schied sofort aus, und auch das verbliebene Drittel muss entsorgt werden, weil laut Sitzungsvorlage „der Grundwasserspiegel im Freibadgelände sehr hoch liegt und auch das Gelände nur mit Rasen bedeckt ist“. Fazit des Bürgermeisters: “Es ist ein belasteter Boden.“
Hohe Konzentration an PCB
Die Grünen-Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz wollte es genauer wissen: Was denn gefunden worden sei? PCB und andere schädliche Stoffe, antwortete Bauamtsleiterin Angelika Schucker. „Ausschlaggebend“ sei jedoch die hohe Konzentration an PCB gewesen, eine Abkürzung für Polychlorierte Biphenyle, organische Chlorverbindungen, die als giftig und teilweise krebsauslösend gelten. Laut Umweltbundesamt dienten PCB bis in die 1980er Jahre unter anderem als Weichmacher und Brandverzögerer für Lacke, Farben, Klebstoffe, Dichtungsmassen und Kunststoffe. „Wir wissen auch, wo es herkommt“, so der Bürgermeister: „Vor allem von der Beckenfarbe, die 1956 verwendet wurde.“ Davon sei vermutlich viel in den Beton des alten Beckens eingedrungen.
Keine Schadstoffe auf der Liegewiese
Ob auch die Liegewiese auf den Schadstoff untersucht worden sei, hakte die Gemeinderätin nach. Was die Bauamtsleiterin bejahte: Auch die Liegewiese sei „nachbeprobt“ worden, dabei sei „nichts mehr festgestellt“ worden. Außerdem bekomme die Liegewiese ohnehin eine neue Bodendeckschicht, machte Johannes Ollmann, Geschäftsführer der für die Ingenieurbauwerke und Badewassertechnik zuständige Firma Protec Ingenieure aus Heilbronn, nach der Sitzung im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news deutlich.
Mehrausgaben von 160.000 Euro
Er vertrat im Übrigen die Ansicht, dass die festgestellten Schadstoffe auch auf Abbruchmaterial zurückgehen könnten, womit nach dem Krieg das sumpfige Freibadgelände vermutlich aufgefüllt wurde. Das auf seine Unbedenklichkeit untersuchte Ersatzmaterial ist laut Ollmann kostenlos. Anders der als Sondermüll eingestufte Aushub. Der für Abfuhr und Entsorgung anfallenden Mehrausgabe von knapp 160.000 Euro stimmte der Gemeinderat ebenfalls zu. Im gleichen Zug vergab das Gremium den Auftrag für die Breitwellenrutsche zum Preis von knapp 89.000 Euro. Sie soll durch Spendengelder finanziert werden. 16.000 Euro Spenden seien schon eingegangen, der Rest werde auch noch zusammenkommen, gab sich der Bürgermeister zuversichtlich. ch
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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