24-jährige Juristin kandidiert
Jana Freis will Oberbürgermeisterin von Bretten werden
Bretten (kuna) Jana Freis will die erste Oberbürgermeisterin von Bretten werden. Das hat die 24-Jährige am Dienstag, 12. März, gegenüber der Brettener Presse erklärt.
"Kandidatur kann ich mir nur in Bretten vorstellen"
Nachdem der amtierende OB Martin Wolff zu Jahresbeginn seinen vorzeitigen Rücktritt erklärt hatte, sei die Idee in ihr gereift, erklärt sie. "Eine Kandidatur kann ich mir nur in Bretten vorstellen", meint die gebürtige Brettenerin, die im November ihr Jurastudium in Heidelberg abgeschlossen hat und als parteilose Kandidatin antritt.
Jurastudium in Heidelberg abgeschlossen
Freis ist in der Brettener Kupferhälde aufgewachsen, hat die Grundschule in Gölshausen besucht und 2017 ihr Abitur am Melanchthon-Gymnasium Bretten (MGB) gemacht. Danach folgte das Jurastudium, in dem sie sich schwerpunktmäßig mit dem deutschen und europäischen Verwaltungsrecht, insbesondere in den Bereichen Baurecht und Umweltrecht, befasst hat. Seit Beendigung des Studiums wohnt die ledige Diplom-Juristin wieder bei den Eltern in ihrer Heimatstadt.
"Kenne die Probleme, Strukturen und Menschen"
"In Bretten hat meine schulische und politische Laufbahn ihren Anfang genommen – ich kenne die Probleme, Strukturen und Menschen", meint Freis. Die junge Kandidatin war sieben Jahre lang im Jugendgemeinderat (JGR) tätig, ab 2017 als dessen Sprecherin. Das Amt habe sie so lange ausgeführt, bis sie altersbedingt nicht mehr antreten durfte, also bis sie 21 Jahre alt war.
Mitglied im Dachverband der Jugendgemeinderäte
Die Stimme der Jugend zu vertreten, sei auch ihr Ansporn gewesen, dem Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg beizutreten. Dort ist sie derzeit noch als Vorsitzende für Externes, Schatzmeisterin und Social Media-Beirätin tätig. Bei den in Kürze anstehenden Vorstandswahlen wolle sie allerdings nicht mehr antreten. "Um den Jüngeren Vortritt zu lassen", erklärt sie. "Ich bleibe dem Dachverband aber verbunden und stehe gerne mit fachlichem Rat zur Seite", so Freis.
"Ich traue mich – jetzt oder nie"
Vor Bekanntmachung ihrer Kandidatur habe sie viele Gespräche mit Bürgern, ihrem politischen Umfeld sowie ihren engstem Kreise geführt. Auch mit dem OB und Mitarbeitenden der Verwaltung habe sie über die umfangreichen Arbeiten im Rathaus gesprochen. "Es ist eine Herausforderung", gibt sie unumwunden zu. "Aber ich habe es mir sehr lange überlegt und sage nun: Ich traue mich – jetzt oder nie."
"Ich weiß, wie es funktioniert"
Im Hinblick auf ihre Qualifikationen verweist sie auf ihr juristisches Interesse am Kommunalrecht, aber auch auf ihre JGR-Erfahrungen und auf Praktika im Landtag Baden-Württemberg und im Staatsministerium Baden-Württemberg. "Ich weiß, wie es funktioniert", meint sie. Auch ihr Alter bewertet sie nicht als einen Nachteil. "Ich bringe einen frischen Blick mit und kann Strukturen anders betrachten", erläutert sie.
Freis will Bürgerbeteiligung stärken
Dabei verweist Freis auf ihre Kernthemen und Visionen für die Zukunft von Bretten. "Ich möchte das Heimatgefühl in Bretten stärken", zählt sie auf. Innerhalb der Bevölkerung spüre sie eine Unzufriedenheit und Abspaltung in Randgruppen. Um dem entgegenzuwirken, wolle sie verstärkt auf eine Bürgerbeteiligung setzen.
Dabei habe sie nicht nur Info-Veranstaltungen im Sinn, sondern Formate, in denen Bürgerinnen und Bürger selbst zu Wort kommen. "Die Stimme des Einzelnen soll gehört werden", betont sie. Als junger politisierter Mensch wisse sie, wie es ist, sich ausgeschlossen zu fühlen. "Dieses Gefühl darf auf keinen Fall vermittelt werden", findet sie. Formate zur Beteiligung könne sie sich etwa im Hinblick auf die Gartenschau 2031 vorstellen.
Kommunikation in einfacher Sprache
"Ich will die Menschen dort abholen, wo sie sind", führt die 24-Jährige weiter aus und verweist darauf, dass für viele die Beschlüsse des Gemeinderates oftmals nicht verständlich seien. Diese in einfacher Sprache und barrierefrei zu vermitteln, sei ihr ein Anliegen.
"Das ist kein großer Aufwand, hat aber einen großen Effekt", ist sie überzeugt. Darüber hinaus strebe sie an, die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben. Dabei habe sie vor allem einfachere Plattformen und den Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger im Sinn, erläutert Freis.
Städtische Aspekte stärken
Weiterhin sei es ihr wichtig, Bretten in seinem strukturellen Gefüge als Kleinstadtperle im ländlichen Raum zu begreifen. "Wir sind im ländlichen Raum, aber man könnte auch verstärkt städtische Aspekte aufgreifen", findet sie. Dabei denke sie etwa an Nachttaxis, aber auch die Quartiersentwicklung oder gemeinschaftliche Wohnprojekte. Als positiv hebt sie zudem Veranstaltungen wie Sommer im Park hervor, die sie weiterführen möchte.
Junge und neue Unternehmen ansiedeln
Darüber hinaus begreife Freis ihre Heimatstadt auch als Wirtschaftsstandort und wolle junge und neue Unternehmen in Bretten ansiedeln. "Ich habe die Visionen und Ideen", betont sie. Die konkrete Umsetzung gelte es "im Prozess auszuarbeiten", gemeinsam mit der Verwaltung und durch die Beteiligung der Bürgerschaft.
Bislang zwei Kandidaten für Bretten
Mit Jana Freis gibt es nun zwei Kandidaten, die sich offiziell um den Posten als Oberbürgermeister/in aus der Deckung gewagt haben. Vor zwei Wochen hatte Nico Morast als Erster seinen Hut in den Ring geworfen. Der 38-Jährige ist seit 13 Jahren als Bürgermeister von Massenbachhausen tätig. Er war bei seinem Amtsantritt in 2011 mit damals 25 Jahren der jüngste Bürgermeister in Baden-Württemberg.
Generationenwechsel in der Kommunalpolitik?
Auch Jana Freis erklärt, dass sie derzeit einen Generationenwechsel in der Kommunalpolitik erkenne. Dabei verweist sie auf die jüngst stattgefundene Bürgermeisterwahl in Kürnbach. Dort ist mit Moritz Baumann – der bislang noch in Bretten wohnt – am 3. März der jüngste Bürgermeister Deutschlands hervorgegangen. Baumann ist 24 Jahre alt.
Wahltermin steht noch nicht fest
Der Wahltermin für die OB-Wahl in Bretten steht noch nicht fest. Darüber entscheidet der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am Dienstagabend, 19. März. Die Verwaltung legt den Sonntag,7. Juli, als Vorschlag vor.
Mehr zur OB-Wahl in Bretten lesen Sie auf unserer Themenseite.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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