Schließung Grundschule Büchig
"Kein gutes Gefühl bei Schülerbeförderung"
Bretten-Büchig (ger) Die abrupte Schließung der Grundschule in Büchig dieses Schuljahr (wir berichteten) sorgt weiterhin für Unruhe im Dorf. Zum Ende der Sommerferien hatte sich herausgestellt, dass neben zwei Lehrkräften auch die Schulleiterin mehrere Monate ausfallen wird. Das Schulamt konnte so schnell nicht für Vertretung sorgen, daher besuchen die Büchiger Schüler der ersten bis dritten Klasse jetzt die Grundschule in Neibsheim, die Viertklässler gehen auf die Hebel-Gemeinschaftsschule in Bretten. Statt zu Fuß machen sich die 27 Kinder nun mit dem Bus auf den Schulweg.
"Kein gutes Gefühl"
Die Eltern haben, wie zehn Mütter im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news deutlich machten, vor allem bei der Schülerbeförderung kein gutes Gefühl. In den Schulen selbst seien die Kinder gut aufgenommen worden, die Lehrkräfte täten sowohl in Neibsheim, als auch in Bretten alles, dass sie sich wohl fühlen. Der Unterrichtsausfall sei in Büchig schon letztes Schuljahr immens gewesen, man sei froh, wenn es jetzt zuverlässig gut laufe.
Hohes Verkehrsaufkommen wegen Sperrung der B35
Aber mit dem Bus zu fahren, sei vor allem für die Erst- bis Drittklässler eine ungeheure Herausforderung. Dabei, so kristallisiert sich im Gespräch heraus, sind die Probleme vielschichtig. Zuallererst fühlen sich alle von der neuen Situation „überfahren“, wie Jasmin Bechtold, Mutter eines Erst- und eines Viertklässlers, sagt. Von einem Tag auf den anderen seien Kinder und Eltern vor diese Herausforderung gestellt worden. „Den neuen Schulweg bewältigen, das können die Kinder nicht von jetzt auf gleich“, betont Katrin Reiß, deren Sohn die zweite Klasse besucht. Zumal die Busse derzeit sehr unpünktlich sind, was mit der Sperrung der B35 zwischen Gondelsheim und Bretten zusammenhängt. Unverhältnismäßig viel Verkehr rollt seither durch Büchig und Neibsheim, darunter auch viele große Lastwagen. Auch gibt es seit der ersten Schulwoche einen neuen Fahrplan mit ganz neuen Linienführungen, der sich erst noch einspielen muss.
Busse verspäten sich
So kommen die Busse zum Teil mit 20-minütiger Verspätung – für Grundschulkinder eine Ewigkeit, die sie nicht abschätzen könnten. In der ersten Schulwoche sei es auch vorgekommen, dass der Bus, der dann endlich kam, vorbeigefahren sei. „Wenige Minuten später kam zwar ein zweiter, aber wäre ich nicht dabei gewesen, wäre das für meinen Sohn bestimmt nicht zu verstehen gewesen“, sagt Reiß. Kinder in dem Alter sollen, so die pädagogische Empfehlung, auch noch kein Handy haben, was die Büchiger Eltern eigentlich befürworten.
Haltestelle an schmalem Gehsteig
„Ganz schlimm ist vor allem die Bushaltestelle in Neibsheim, an der die Kinder nach der Schule einsteigen, um wieder heim nach Büchig zu fahren“, bemängelt Kristina Grimm, deren Sohn ebenfalls in der zweiten Klasse ist. Es ist nur ein schmaler Gehsteig, an dem die Kinder warten müssen, am besten, indem sie ganz stillstehen. Wer selbst Kinder hat, weiß, wie schwierig das für Kinder im Grundschulalter ist. Mitarbeiter vom Ordnungsamt, die in der ersten Woche sporadisch vor Ort gewesen seien, hätten den Kindern erklärt, man müsse sich dort mit dem Ranzen an die Wand stellen, um nicht von einem vorbeifahrenden Fahrzeug touchiert zu werden.
Geschwisterkind wurde angefahren
Verstärkt haben sich die Sorgen noch, als gleich am ersten Schultag ein Büchiger Kind in Neibsheim von einem Auto angefahren wurde. Die Zehnjährige hatte noch frei, weil die Einschulung für Fünftklässler erst im Laufe der Woche stattfand, und hat ihren kleinen Bruder mit dem Bus nach Neibsheim in die Schule begleitet. Beim Rückweg zum Bus kam es zum Zusammenstoß mit einem gerade erst anfahrenden Auto, der zum Glück glimpflich nur mit blauen Flecken ausging. Die Schülerin hatte nicht ausmachen können, ob das Auto parkt oder nur den Gegenverkehr abwartet.
Ampelregelung während Umleitung?
Manuela Müller, Mutter eines Drittklässlers, hat Verbesserungsvorschläge für die Haltestelle: „Während der Umleitung könnte man eine Ampel wie in Oberacker aufstellen, damit der Verkehr nur einspurig durch Neibsheim geht. Und da der Bus beim Anfahren der Haltestelle mit der Schnauze auf den Gehsteig kommt, müsste man einen Bügel anbringen, der die Kinder abgrenzt.“ Annastassia Zupan, deren Kind die erste Klasse besucht, fragt sich auch, wie die Kinder den Bus bekommen sollen, wenn sie nach Schulschluss nur wenige Minuten Zeit hätten. „Und dann rennen sie womöglich über die Straße, ohne zu schauen.“
"Schulweg-Sicherung ist Elternpflicht"
Simon Bolg, Leiter des Ordnungsamts in Bretten, erklärt auf Nachfrage, dass die Schulweg-Sicherung nicht Aufgabe des Ordnungsamts, sondern Elternpflicht sei. Seine Leute seien aber derzeit zu den Hauptab- und -anfahrtszeiten in Büchig präsent. Manuela Grajer, Schulleiterin in Neibsheim, betonte schon letzte Woche gegenüber der Brettener Woche, dass sie und ihre Lehrkräfte nicht ein ganzes Schuljahr lang die Kinder zum Bus bringen könnten. Eine langfristige Begleitung wünschen sich die Eltern aber. Im Enzkreis sei das üblich, weiß Tatjana Friedrich– ihr Kind geht ebenfalls in die zweite Klasse. „Wir sind ganz bewusst in einen Ort gezogen, in dem es Kindergarten und Schule gibt“, fügt sie hinzu.
Ohne Schule büßt Ort an Attraktivität ein
Was der Dorfgemeinschaft mit der Grundschule verloren geht und dass der Ort ohne sie an Attraktivität einbüßen könnte, darum sorgt sich auch Ortsvorsteher Uve Vollers. Die 47 Plätze im Neubaugebiet seien auch wegen der guten Infrastruktur mit Kindergarten, Schule und gutem Internet so schnell verkauft gewesen. Und es gibt jetzt schon wieder mehr Kinder im Ort: Der Kindergarten in Büchig ist gerade voll belegt, teils auch mit auswärtigen Kindern. 15 Kinder werden nächstes Jahr eingeschult, beim Kinderturnen sind die 35 Plätze ausgebucht und es gibt erstmals seit 16 Jahren eine Warteliste.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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