Leserbrief zur Umsetzung des Stadtradelns und des Brettener Mobilitätskonzepts
"OB sollte mit gutem Beispiel vorangehen"
Leserbrief zur Umsetzung des Stadtradelns und des Brettener Mobilitätskonzepts. Den Artikel dazu finden Sie hier.
"Wir müssen uns bewegen!", so der kühne, fast drohend wirkende Aufruf des Brettener Oberbürgermeisters, Martin Wolff, zum kürzlich vorgestellten Mobilitätskonzept und dem zugrundeliegenden Zwischenbericht, der "dies zeigte". Sehr bemerkenswert – zur Erlangung dieser äußerst bahnbrechenden, quasi revolutionären Erkenntnis bedurfte es also unter anderem der Beauftragung einer externen Beratungsgesellschaft. Jetzt endlich wissen wir es also.
Allerdings lassen dann die daraus abgeleiteten Empfehlungen des Stadtoberhauptes einen doch mit zumindest leisen Zweifeln an der Ernsthaftigkeit seines mutigen Unterfangens zurück. Naja, ob dieser aus dem Hut gezauberte Geniestreich in Form des medienwirksam angepriesenen dreiwöchigen "Stadtradelns" der Umwelt beziehungsweise der Verkehrsentlastung tatsächlich und auch dauerhaft zuträglich sein dürfte? Da dürften wir doch alle mal ziemlich gespannt sein. Dieses zeitlich begrenzte "Umsteigen", dieser ausgereifte Schachzug unserer obersten städtischen Führungsriege dürfte allerdings leider nicht mal zur Gewissensberuhigung beziehungsweise als Alibi-Funktion taugen.
Er könnte gar etwas lächerlich anmuten, aber egal – für ganze drei Wochen, allerdings dann auch nur vorangemeldet, etwas radeln zu dürfen, ist doch mal ein ermutigender Anfang zur Rettung der eigenen Figur und der Umwelt natürlich. Übrigens ist diese Einladung auch an jene gerichtet, "die zum Beispiel in Bretten arbeiten", so wie zum Beispiel auch unser Oberbürgermeister selbst. Allerdings – da naht schon das Fettnäpfchen – sieht man unser Stadtoberhaupt selbst, doch meist, ja fast ausschließlich und alternativlos, sich täglich in seinem bequemen, überdachten, fahrbaren Untersatz fortbewegen. So werden dabei auch herausfordernd anmutend kurze Distanzen von einigen hundert Metern und die zig Höhenmeter ins Städtle hoch und runter völlig problemlos in Angriff genommen und spielend gemeistert - dies täglich, gerne auch mehrmals.
"Sollen doch die Leute, wenn sie können, aus Bequemlichkeit nicht mehr weiter unsere Luft verpesten beziehungsweise die Straßen verstopfen", so der OB weiter. Ja, hör ich denn recht? Für sich genommen, eigentlich eine äußerst ehren- und sehr begrüßenswerte Empfehlung – ja wenn – er doch auch einmal selbst in seiner Vorbildfunktion dies beherzigen und mit gutem Beispiel vorangehen würde. Mitnichten, seine gutgemeinten Ratschläge an andere konterkariert er selbst, pulverisiert sie quasi tagtäglich. Es bleiben pure Unverbindlichkeit, Lippenbekenntnisse, die leider zu nichts taugen.
Naja, vielleicht denkt er auch – ganz in typischer Politikermanier – dass es ja wohl reichen dürfte, wenn doch gefälligst die anderen die eigens aufgestellten guten Empfehlungen befolgen – ich aber weiterhin meiner Bequemlichkeit frönen und zur Luftverpestung beitragen kann. Ach ja, wie war das übrigens nochmals mit dem Wasser und dem Wein?
Was bleibt nun? Zum einen die Erkenntnis, dass die weiße Weste unseres Oberbürgermeisters vielleicht strahlender und blendender wäre, wenn da nur nicht der böse Nachbar ins Süpple spucken würde. Zudem in Bretten, auch in der Friedrichstraße, lässt sich – ganz ohne teuren und unnötigen Straßenumbau-Schnick Schnack beziehungsweise der Inanspruchnahme kostspieliger Beraterfirmen – aus eigener Erfahrung wissend, doch ganz vorzüglich und sicher Radahren – ja, allerdings, wenn man denn nur möchte!
Christopher Betzler
Bretten
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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