BI Pro Rechbergklinik fordert vorausschauende Personalpolitik, Kooperation mit einem Radiologen sowie Garantien für Geriatrie und Palliativstation
„So kann man eine Klinik auch kaputt machen“
BRETTEN (ch) Gelingt es, die Schwierigkeiten bei der Ansiedlung eines Radiologen im geplanten Fachärztehaus an der Rechbergklinik zu meistern? Wie kann ein Personalengpass bei Klinikärzten und -pflegekräften mit teilweiser Bettenstillegung wie in diesem Sommer künftig vermieden werden? Und ist die Zukunft von Palliativversorgung und Geriatrie an der Brettener Klinik wirklich gesichert? Diese und weitere Fragen haben die Teilnehmer/innen am jüngsten Treffen der Bürgerinitiative Pro Rechbergklinik am Montagabend im Brettener „Hirsch“ umgetrieben.
Baustein zur Kliniksicherung
Voraussetzung für die kassenärztliche Zulassung des von der Bürgerinitiative vermittelten Strahlenheilkundlers sei das Zustandekommen einer Kooperation mit dem Krankenhausträger, informierte BI-Sprecher und Alt-OB Paul Metzger, der als Kreisrat auch stellvertretendes Mitglied im Aufsichtsrat der Landkreiskliniken ist, eingangs der Sitzung. Der Arzt sei bereit, in ein teures Diagnosegerät, einen Magnetresonanztomographen (MRT), zu investieren. Dass die Anwesenheit eines Radiologen mit MRT auf dem Rechberg ein weiterer Baustein zur langfristigen Existenzsicherung der Rechbergklinik ist, gilt unter den BI-Mitgliedern als ausgemacht. Deshalb wurde Metzgers Frage, ob man weiter dafür kämpfen solle, von der Runde einhellig bejaht. Zwar fehle noch eine offizielle Zusage von der Regionale Kliniken Holding (RKH), aber es sei auch noch nichts abgelehnt, gab sich Metzger hoffnungsvoll und fügte hinzu: RKH-Regionaldirektorin Susanne Stalder sehe die Ansiedlung als sinnvoll an. „Dies wird von uns begrüßt.“
Zeitplan für Fachärztehaus bekräftigt
Wie Südbau-Geschäftsführer Markus Vierling berichtete, wird für den Einbau des MRT eine große Öffnung in der Fassade des Fachärztehauses nötig. Dies sei planerisch machbar. Den Flächenbedarf des Radiologen bezifferte er mit 150 bis 200 Quadratmetern. Das von BI-Mitglied Marion Klemm, zugleich Vorsitzende der Vereinigung Brettener Unternehmen, vorgetragene Gerücht, dass Ärzte mit vormaligem Interesse an der Sporgasse nun lieber auf den Rechberg wechseln wollten, konnte der Südbau-Geschäftsführer nicht bestätigen. Das Fachärztehaus stehe nicht in Konkurrenz zum geplanten Ärztehaus in der Sporgasse. Er bekräftigte seine frühere Aussage, wonach im Frühjahr 2020 das Baugesuch eingereicht werden soll: „Ich gehe davon aus, dass das im April/Mai der Fall sein wird.“ Im Spätsommer oder Herbst könne dann mit dem Bau begonnen werden.
Vorausschauende Personalplanung gefordert
Emotionaler wurde die Runde beim Thema Personalfluktuation an der Rechbergklinik. Wegen akuten Ärztemangels in diesem Sommer – neun weggegangene Assistenzärzte konnten dem Vernehmen nach kurzfristig nicht ersetzt werden - seien 30 von 60 internistischen Betten nicht belegbar gewesen, klagte Dr. Heinz Kaiser, ehemals Chefarzt und Schmerztherapeut an der Klinik, und schimpfte: „So kann man ein Krankenhaus auf Dauer auch kaputt machen.“ Ein anderer Teilnehmer legte nach: „So ein Handeln der Personaler geht gar nicht, das muss Konsequenzen haben.“ Gefragt seien „eine vorausschauende, verantwortungsvolle Personalplanung“, so ein anderer. Ein Insider unter den Anwesenden hingegen gab Entwarnung: Zumindest bei den Ärzten entspanne sich die Lage wieder. Allerdings gebe es beim Pflegepersonal in der Abteilung für Innere Medizin weiter deutliche Überlastungssymptome, wusste die ehemalige Brettener SPD-Fraktionschefin Renate Knauss aus eigener Anschauung zu berichten. „Wir wollen wissen, wie die Holding sicherstellt, dass künftig bei Wechseln der Betrieb in der Inneren weiterlaufen kann und nicht Betten eingemottet werden“, formulierte Paul Metzger die Forderung der BI.
Sorge um Geriatrie und Palliativversorgung
Vor dem Hintergrund der abrupten Schließung des bisherigen Schwerpunkts stationäre Schmerztherapie an der Rechbergklinik im Frühjahr zeigte sich die Runde über eine weitere Nachricht beunruhigt. Laut Metzger soll die Palliativversorgung im Stadt- und Landkreis verbessert werden, indem in Karlsruhe, Ettlingen und Bruchsal, nicht jedoch in Bretten, insgesamt 24 zusätzliche Hospizplätze geschaffen werden. Beim Stichwort Schmerztherapie kochten kurz noch einmal die Emotionen in der Runde hoch. Unter anderem wurde der Vorwurf laut, die Stelle des ausgeschiedenen Schmerztherapeuten sei nicht ausgeschrieben worden. Paul Metzger stellte die Frage in den Raum: „Bleibt Bretten Schwerpunkt für Geriatrie und Palliativversorgung?“ Das jedenfalls fordere die Bürgerinitiative und verlange von der Kliniken-Holding eine Antwort.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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