"Leuchtturm" des sozialen Wohnungsbaus
Städtische Wohnungsbau GmbH verbindet bezahlbaren mit ökologischen Wohnraum
Bretten (kuna) Während es in Bretten an bezahlbarem Wohnraum mangelt, prescht die Städtische Wohnungsbau GmbH mit einem ambitionierten Projekt vor, das nachhaltiges und bezahlbares Wohnen miteinander verbinden soll. In der Kleiststraße, in der sich auf der rechten Seite einst ein Obdachlosenheim befand, sind nun zwei zukunftsweisende Neubauten geplant, die laut Oberbürgermeister Martin Wolff „CO2-frei, ökologisch und nachhaltig“ sein sollen. Das Gebäude in der Kleiststraße 6 wurde dafür bereits bis auf das Garagengeschoss abgerissen und dessen Bewohner in dem Wohnheim „An der Schießmauer 6“ untergebracht.
Sozialwohnungen in Vollholzbauweise
Bürgermeister Michael Nöltner stellte in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Städtischen Wohnungsbau GmbH am gestrigen Dienstagabend, 18. April, dem Gemeinderat die neuen Häuser vor. Demnach handelt es sich um „Wohnprojekte der besonderen Art“. Denn die Ausführung der Sozialwohnungen ist in Vollholzbauweise geplant. Lediglich die Treppenhäuser und das Garagengeschoss werden in Stahlbetonbauweise ausgeführt und bilden den statischen Kern. Der Abriss des Obdachlosenheims aus dem Jahr 1991 hätte ihm zwar "in der Seele wehgetan", so Nöltner. Er sei allerdings aufgrund des "heruntergewohnten" Zustandes und des ungünstigen Zuschnitts der Apartments notwendig gewesen.
24 Wohnungen in unterschiedlichen Größen
Daniel Veit von der Städtischen Wohnungbau erklärte, dass der Baubeginn für die beiden Häuser für Sommer 2023 angesetzt sei. Er skizzierte den Aufbau der Gebäude, in denen insgesamt 24 Wohnungen in unterschiedlicher Größe – von Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen – entstehen sollen. Nöltner fügte hinzu, dass mit den Neubauten erstmalig der "Leitfaden Nachhaltiges Bauen" auf ein Projekt des sozialen Wohnungsbaus angewandt werde, der im Landkreis Karlsruhe im Rahmen des Klimaschutzprojektes "zeozweifrei 2035" für alle öffentlichen Neubauten zur verpflichtenden Grundlage werden soll.
Baumaterialien aus dem Schwarzwald
Die Mehrfamilienhäuser seien damit "eines von wenigen Leuchtturmprojekten", das die Umwelt- und Energieagentur Landkreis Karlsruhe (UEA) begleiten würde, ergänzte Birgit Schwegle, Geschäftsführerin der UEA. Sie erklärte, dass für den "ökologischen Fußabdruck" von Gebäuden deren Herstellung und Entsorgung in der Regel vernachlässigt werde. Rund ein Drittel der Emissionen eines Hauses würde zudem in der Logistik der Baumaterialien stecken. Das Holz für die neuen Sozialwohnungen in Bretten werde daher aus dem Schwarzwald bezogen, womit man auf Regionalität und kurze Wege setze.
Gesundes Innenklima
Weiterhin betonte Schwegle, dass auch die Gesundheit der Bewohner ein wichtiger Punkt für die Neubauten in der Kleiststraße sei. Immerhin würden sich die meisten Menschen rund 90 Prozent ihrer Zeit im Innenraum aufhalten. Im konventionellen Bauen sei der Grenzwert für flüchtige Stoffe in der Luft, die etwa durch Baumaterialien oder Klebstoffe entstehen würden, oftmals deutlich überschritten. Die hölzernen Wände in der Kleiststraße seien dagegen "komplett leim- und klebstofffrei".
"Cool, sowas in Bretten zu haben"
Die Sozialwohnungen stießen im Gemeinderat auf breite Zustimmung. "Es ist cool, dass wir in Bretten sowas haben", meinte Ute Kratzmeier (Grüne). Sie äußerte allerdings Kritik an der oft gefallenen Bezeichnung als "Leuchtturmprojekt". "Die Neubauten sollen kein Leuchtturm bleiben, sondern so soll das Bauen in Zukunft aussehen", so Kratzmeier. Edgar Schlotterbeck (SPD) erklärte angesichts der Baukosten von rund 7,5 Millionen Euro: "Als man billig gebaut hat, hat man eigentlich teuer gebaut." Immerhin müssten viele Gebäude aus den 70er- und 80er-Jahren entweder teuer saniert oder abgerissen werden.
Kein "negativer Touch" mehr in der Kleiststraße
Kurt Dickemann (CDU) zeigte sich erfreut über die "innovativen Maßnahmen", die auch seine Fraktion mittrage. "Damit ist es auch mit dem negativen Touch der Kleiststraße vorbei." Ähnlich äußerte sich Jörg Biermann (die aktiven): "Früher hat man gesagt, da kommt man aus dem Loch – jetzt gibt es eine 180 Grad-Wende, gerade wenn man bedenkt, dass es sich um Sozialwohnungen handelt." Er vertrat wie auch Markus Gerweck (Freie Wähler) die Ansicht, dass die Neubauten jedoch betreut werden sollten, sodass es nicht erneut zu einem "Herunterwohnen" komme. Oberbürgermeister Martin Wolff entgegnete, dass es in den gegenüberliegenden Wohnungen sowie in den Sozialwohnungen im Wannenweg seit deren Sanierung "geordnete Verhältnisse und einen hohen, qualitativen Wohnwert" gebe. "Die Bewohner gehen sorgsam mit dem Wohnraum um, aber natürlich gibt es immer auch schwarze Schafe", so der Rathauschef.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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