Störungsanfällige öffentliche WC-Anlage in Brettener Innenstadt: Ein teurer Griff ins Klo?
Fast unscheinbar steht sie neben der Bushaltestelle in der Sporgasse: die öffentliche WC-Einrichtung für die Bewohner und Besucher von Bretten. Wenn sie denn funktioniert. Und genau hier liegt das Problem. Momentan hängt wieder ein Schild an der Tür: Vorübergehend außer Betrieb.
Bretten (drav) „Das Wort „vorübergehend“ ist eigentlich ein Witz. Die Toilette ist schon seit mehreren Monaten nicht mehr nutzbar“, schmunzelte Jörg Biermann, Fraktionschef der „aktiven“ im Brettener Gemeinderat. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Wählerinitiative "die aktiven", Peter Maier, traf er sich am Dienstag mit dem Leiter des Amtes für Technik und Umwelt, Karl Velte, am besagten „stillen Örtchen“ – in diesem Fall ein wirklich treffender Begriff – um das bereits im Gemeinderat diskutierte Thema endlich in Angriff zu nehmen. Nachdem die Toiletten in der Pforzheimer Straße aus hygienischen Gründen geschlossen wurden, sollte die Toilette in der Sporgasse, die vor ungefähr drei Jahren aufgestellt wurde und insgesamt circa 120.000 Euro gekostet hat, eigentlich Abhilfe verschaffen. „Wer sich für dieses Modell entschieden hat, hat sich wohl von der Hülle täuschen lassen“, meinte Velte. Denn die hochmoderne Technik mitsamt Sensoren, Selbstreinigung und Licht habe immer wieder Aussetzer. „Die Technik, die hier verbaut wurde, ist einfach nicht für eine Toilette geeignet“, sagte Maier.
Ersatzteile müssen aus Frankreich importiert werden
Erschwerend komme hinzu, dass die Toilette ein französisches Modell ist und keine deutschen Ersatzteile akzeptiert. Diese müssen aus Frankreich importiert werden. Bei der Masse an Ersatzteilen, die bis jetzt benötigt wurden, kommt einiges zusammen. Das zweite Problem liege bei den Wasserleitungen. Laut der Firma Mößner, die für die Instandhaltung der Toilette zuständig ist, müssen Desinfektionsmittel und Spülmittel gesondert abgeführt werden, die „Grande Dame“ der Sporgasse vermischt diese aber mit dem Trinkwasser. Das ist aber noch lange nicht alles: so verkantet sich das Kleingeld im Auffangbehälter und sorgt für eine Störung, die Spülung funktioniert nicht, das Licht schaltet sich nach belieben ein und aus oder die Tür öffnet sich ohne ersichtlichen Grund, so die Firma Mößner. Hinzu kommt die Funktion „Selbstreinigung“, die alle 30 Minuten für zehn Minuten einsetzt. In dieser Zeit kann niemand die Toilette betreten. So kann sich eine Stadtführung schon mal um einige Zeit hinauszögern, denn entweder die Gäste warten, bis die Reinigung abgeschlossen ist oder sie suchen eins der Restaurants auf, die Teil der Aktion „Nette Toilette“ sind.
Neue Lösung in Sicht
„Natürlich hört sich das Thema erstmal komisch an, aber letztendlich ist es kein Aushängeschild für unsere Stadt“, sagte Biermann. Amtsleiter Velte arbeite schon an einer Lösung für das Problem. „Wir möchten die Situation in der nächsten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause thematisieren. Der Gedanke ist momentan, die Toilette in der Sporgasse zu entkernen und mit neuer, einfacherer Technik zum neuen Standort beim Tierpark zu bringen. Außerdem sollen die Toiletten in der Pforzheimer Straße komplett renoviert werden, getrennt nach Damen- und Herren-Toiletten, sowie behindertenfreundlich gestaltet werden“, schilderte Velte seine Idee, „natürlich müsste man dafür auch noch einmal Geld in die Hand nehmen, aber dann hätten wir endlich eine funktionierende Lösung.“
"aktiven" stellen Antrag
In einem von den "aktiven" gestellten Antrag an den Oberbürgermeister Martin Wolff wurde nun eine Entkernung der Toilette und Ausstattung mit "erprobter" Technik gefordert. Die Entkernung und Sanierung soll circa 20.000 Euro kosten. "Damit wird bis zur Inbetriebnahme der Toilettenanlage in der Pforheimer Strasse sichergestellt, dass es in Bretten eine funktionierende, öffentliche Toilette gibt. Diese kann später dort bleiben, aber zum Beispiel auch am Kletterpark installiert werden", so die "aktiven" in einer Pressemeldung.
Autor:Deborah Ravell aus Bretten |
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