Feuerwehrkommandant Oliver Haas zur mangelnden Tagesverfügbarkeit
„Wir haben früh gegengesteuert“
BRETTEN (ch) Als „kritisch“ oder sogar „sehr kritisch“ wird die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte im neuen Feuerwehrbedarfsplan bewertet, den der Brettener Gemeinderat letzte Woche verabschiedet hat. Wir haben beim städtischen Feuerwehrkommandanten Oliver Haas nachgefragt.
Herr Haas, müssen sich die Bürgerinnen und Bürger Sorgen um Haus, Hof und Leben machen, weil die Feuerwehr tagsüber im Fall des Falles womöglich nicht rechtzeitig zur Stelle ist?
Oliver Haas: Nein, das müssen sie nicht, denn wir haben mit unseren gemeinsamen Ausrückebereichen früh gegengesteuert. Wir haben tagsüber mehrere Abteilungen, die wir zu einem bestimmten Stichwort alarmieren können, um die mangelnde Tagesverfügbarkeit zu kompensieren. Und zusätzlich haben wir einige hauptamtliche Kräfte im Brettener Feuerwehrhaus, die die erstausrückenden Kräfte verstärken.
Trotzdem. Macht Ihnen diese Entwicklung nicht auf lange Sicht Sorgen?
Natürlich, und deshalb müssen wir das im Auge behalten. Zumal sich das Problem in den letzten Jahren verschärft hat. In vielen Feuerwehr-Abteilungen arbeiten die Leute heute außerhalb ihres Wohnorts und können tagsüber im Alarmfall nicht zum Einsatz kommen, weil sie mehr als zehn Minuten entfernt sind. In Dürrenbüchig, Sprantal oder auch Diedelsheim gibt es kaum noch Arbeitsplätze. Deshalb müssen wir zusammenarbeiten.
Wäre das Problem Tagesverfügbarkeit mit mehr weiblichen Einsatzkräften lösbar?
Nein, weil Frauen heute auch arbeiten. Wir haben ja 35 Frauen, darunter Doktorandinnen und Ingenieurinnen, die genauso verantwortungsvolle Arbeitsplätze haben wie viele Männer und die tagsüber weg sind. Früher war das anders, da waren die Frauen nur halbtags bei der Arbeit. Heute ist es schon viel, wenn wir drei Hausfrauen dabeihaben. Natürlich sind wir für jeden dankbar, auch für Frauen. Aber die Frauen allein sind nicht die Lösung.
Die Feuerwehr hat vorgeschlagen, die Zahl der bisher neun Hauptamtlichen im Feuerwehrhaus der Kernstadt weiter aufzustocken. Ist Bretten auf dem Weg zu einer Berufsfeuerwehr?
Nein, noch lange nicht. Die gibt´s erst ab 100.000 Einwohnern. Wir sehen einfach die Notwendigkeit, mit mehr Hauptamtlichen die Tagesverfügbarkeit zu erhöhen. Wir bleiben eine freiwillige Feuerwehr, allerdings verstärkt durch hauptamtliche Kräfte.
Abgesehen von der Personalverfügbarkeit – welches sind die drei größten Herausforderungen, denen sich Brettener Feuerwehr in den nächsten zehn Jahren stellen muss?
Da ist zum einen die Übernahme der Führerscheinkosten durch die Stadt, damit die Fahrzeuge auch bewegt werden können. Denn die jungen Leute können heute mit ihrem Pkw-Führerschein nicht mehr alle Fahrzeuge fahren. Dann sind die Feuerwehrhäuser in die Jahre gekommen und man muss schauen, dass man rechtzeitig renoviert und sie an die aktuellen Erfordernisse anpasst. Und im Endeffekt gilt es auch, den Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Fortbildungsstand hoch zu halten. Denn auf der einen Seite hat sich das Freizeitverhalten auch bei der Feuerwehr verändert, während auf der anderen Seite die Anforderungen immer höher werden – es gibt mehr Technik, mehr Bürokratie und auch die Einsätze sind heute nicht mehr dieselben wie noch vor zehn Jahren.
Die Fragen stellte Chris Heinemann.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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