Ehrenamt gibt dem Leben einen Sinn
(ch) Aktuell engagieren sich rund 50 Ehrenamtliche in Einrichtungen des Diakonischen Werks Bretten – eine beeindruckende Zahl. Doch wenn es nach den Verantwortlichen ginge, könnten es gut und gerne 20 mehr sein. „Zurzeit schauen viele auf die Flüchtlingsarbeit, aber es gibt auch andere interessante Themen für Ehrenamtliche“, weist Achim Lechner, Dienststellenleiter des Diakonischen Werks Bretten, auf eine gewisse Einseitigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung hin.
Info-Abend klärt über Betätigungsfelder auf
Die möglichen Betätigungsfelder reichen vom Brettener Tafelladen und dem Sozialkaufhaus „W54“ über die Schuldnerberatung, den Diakonieverein und „Wellcome - praktische Hilfe nach der Geburt“ bis zum sozialpsychiatrischen Angebot „Luftsprung“ und zu Familienpaten. Über Details informiert ein Info-Abend am Mittwoch, 11. Mai, ab 19 Uhr in der Schulgasse 1, EG.
Spitzenreiter ist der Tafelladen
Die meisten Ehrenamtlichen in Bretten arbeiten derzeit im Tafelladen, nämlich über 30. Dennoch sieht Leiterin Eva Bajus baldigen Bedarf: „Wegen eines zu erwartenden Generationswechsels benötigen wir noch vier Fahrer." Sie haben die Aufgabe, entweder montags oder freitags zwischen 8 und maximal 16 Uhr mit einem VW-Bus überschüssige Lebensmittel bei Supermärkten in der Region abzuholen. „Für das Ein- und Ausladen ist eine gewisse Fitness Voraussetzung“, betont Eva Bajus. Der Pkw-Führerschein reicht aus.
Offenheit ist Voraussetzung
Auch der hauptamtliche Schuldnerberater Jörn Schulze wünscht sich zusätzliche Kolleginnen oder Kollegen. Zurzeit beteiligen sich drei Ehrenamtliche jeweils einmal pro Woche an Beratung, Regulierung und Begleitung von bis zu 170 Hilfesuchenden im Jahr. „Juristische, kaufmännische oder Finanzvorkenntnisse sind willkommen, aber kein Muss“, betont Jörn Schulze. „Viel wichtiger ist die Offenheit, sich auf die Lebenssituation der Betroffenen einzulassen und mit ihnen gemeinsam eine Perspektive zu erarbeiten.“ Die Ehrenamtlichen sind vollwertige Mitglieder des Teams, in dem alle Aufgaben nach Interessen und Kompetenzen untereinander abgestimmt werden.
Gespräche sind am wichtigsten
Die Erzieherin Angelika Schaaf leitet mit einem Kollegen die Gruppe „Luftsprung“, ein Angebot für derzeit fünf bis acht chronisch psychisch Kranke, die sich immer dienstags von 10 bis 14 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Diedelsheim treffen. Für die bisher drei Ehrenamtlichen, einen Fahrer und zwei Programmgestalterinnen, wird Verstärkung gesucht, damit bei Krankheit oder anderen Hinderungsgründen nicht gleich die Gruppe ausfallen muss. Es geht ums Arrangieren des gemeinsamen Frühstücks, Bastelangebote, Outdoor-Aktivitäten, Spiele und – „ganz wichtig“, wie Angelika Schaaf betont, da zu sein und miteinander zu sprechen.
Ersatz-Oma und Fußballfreund
Auch als Familienpaten können sich Ehrenamtliche engagieren. Ein spannendes Feld, das mehr Aufmerksamkeit und Engagement verdienen würde, wie Koordinatorin Janka Deutschländer überzeugt ist. Denn viele Kinder und Jugendliche benötigen oder wünschen sich sogar einen Menschen, der sie sicher durch die Klippen des Erwachsenwerdens begleitet, wenn die Eltern es nicht können. Die Tätigkeiten reichen von der Ersatz-Oma bis zum männlichen Begleiter auf den Bolzplatz. Dafür reiche es oft, selbst mit beiden Beinen im Leben zu stehen und den gesunden Menschenverstand anzuwenden, sagt Janka Deutschländer.
Einarbeitung ist möglich
Im Sozialkaufhaus „W54“ werden die zehn hauptamtlichen Mitarbeiter momentan durch zwei ehrenamtliche unterstützt. „Wir könnten aber bis zu fünf gebrauchen“, sagt Achim Lechner. Die Ehrenamtlichen helfen im Lager, bei der Aufbereitung der gespendeten Kleider, bei der Verkaufsberatung und an der Kasse. Ein Einarbeiten ist möglich. Das gilt auch für ehrenamtliche rechtliche Betreuer, die sich im Diakonieverein um Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung oder um alte Menschen kümmern. Zuwachs ist dort stets willkommen.
Mehr als feuchten Händedruck
Beim Einsatz für ihre Mitmenschen werden die Ehrenamtlichen nicht allein gelassen, betont Achim Lechner. Und es gibt auch mehr als den sprichwörtlichen feuchten Händedruck als Dank. „Die Ehrenamtlichen werden je nach Betätigungsfeld versichert, wir laden auch zu Festen und gemeinsamen Unternehmungen ein, ermöglichen Fortbildungen und ersetzen selbstverständlich die jeweils anfallenden Auslagen“, zählt Achim Lechner auf. Und Jörn Schulze ergänzt: „Wir unterstützen unsere ehrenamtlichen Teamkollegen, wo wir können, und wir hören auch darauf, was sie uns sagen.“
Beim Helfen Freunde gefunden
Das klingt nach viel Miteinander, geistiger Beweglichkeit und auch Spaß. Aber macht es nicht doch einfach nur zusätzliche Arbeit, werden sich manche skeptisch fragen. Das komme sicher auf die eigene Einstellung an, meint Eva Bajus. „Viele Ehrenamtliche kommen zu uns teilweise von entfernten Landgemeinden, einfach, weil es passt: zum Beispiel weil sie beim Helfen selbst freundschaftliche Kontakte zu anderen Helfern gefunden haben.“ Das könne eine „ganz große Bereicherung“ sein, mit der die meisten anfangs gar nicht gerechnet haben. Jörn Schulze bringt es auf den Punkt: „Ehrenamtliches Engagement hat durchaus das Zeug, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben.“
Ansprechpartner für Interessierte:
Achim Lechner, Telefon 07252/58690-10, E-Mail achim.lechner@diakonie-laka.de
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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