Wolfgang Halbeis kehrt als neuer Schulleiter an die JPH Bretten zurück
"Hier fühle ich mich heimisch"
Bretten (bea) Er ist wieder da. Wolfgang Halbeis ist als Schulleiter an die Johann-Peter-Hebelschule (JPH) in Bretten zurückgekehrt. Zwei Jahre lang arbeitete er im Schulleitungsteam der Gemeinschaftsschule (GMS), bevor er im vergangenen Schuljahr als Konrektor an der GMS in Forst-Hambrücken tätig war. Dieses Jahr habe er zwar genossen, sei dadurch jedoch auch demütiger geworden, sagt Halbeis.
Als Konrektor mit Nöten der Lehrer konfrontiert
In dieser Zeit sei er oft mit den Nöten von Lehrern konfrontiert worden, da er in seiner Position für den Stunden- und Vertretungsplan sowie die Vertretungsorganisation während Corona zuständig gewesen ist. "Ich habe gesehen, dass Lehrer auf dem Zahnfleisch gehen und das war im vergangenen Jahr ständig so." Mindestens zehn Mal musste er die Stundenpläne anpassen. Mitunter habe er einen Stundenplan an einem Mittwoch fertiggestellt, wohl wissend, dass zwei Tage später neue Regelungen des Ministeriums an der Schule eintreffen würden. Letztendlich sei es für ihn jedoch eine Herzenssache gewesen, wieder nach Bretten zurückzukehren. "Hier fühle ich mich heimisch", sagt er.
Rückkehr nach Bretten war eine Herzenssache
Seinem Kollegium habe er bereits versprochen, dieses Mal alles etwas ruhiger angehen zu lassen, denn bei seinem ersten Einsatz an der JPH habe er versucht das erarbeitete Fünf-Säulen-Profil an der Schule möglichst schnell umzusetzen. "Wir haben uns damals wirklich reingehängt und das Kollegium hat sich von mir im wahrsten Sinn des Wortes mitreißen lassen. In den zwei Jahren haben alle gearbeitet, als ob jemand auf den Vorspulknopf gedrückt hat." Doch dieses Tempo könne man nicht dauerhaft durchhalten, sagt der Schulleiter. "Wenn ich heute zurückblicke, betrachte ich die Zeit mit einem ehrfürchtigen Staunen und ungläubigen Raunen."
Schüler brauchen "Frei-Räume"
Zwar hätten seinerzeit viele Stimmen gesagt, dass die Realisierung eines derart großen Projekts in einer solch kurzen Zeit nicht funktionieren könne, dennoch sei dem Kollegium die gemeinsame Umsetzung gelungen. Doch die Neustrukturierung sei noch nicht abgeschlossen. Vielmehr befinde sich die Strukturierung in einem Prozess und müsse überarbeitet und weiterentwickelt werden, sagt Halbeis. "Ein paar wenige Dinge funktionieren so einfach nicht, das muss man anerkennen und ändern." Dazu gehöre beispielsweise die Rhythmisierung des Tagesablaufs. Schüler bräuchten Räume zum Lernen oder "Frei-Räume", um sich in der Mittagszeit zurückziehen zu können. Außerdem plädiert er für "Sitzecken für die Schüler, in denen sie auch mal ihren Kopf anlehnen können."
Ziel ist menschliche Schule für Schüler und Lehrer
Auch könnte sich der Schulleiter vorstellen, dass sich die älteren Schüler aus dem Budget der SMV, das noch aus dem Verkauf von Bäckereiartikeln stammt, in Absprache mit der Schulleitung Sitzsäcke kauften. Vorgeben wolle er dabei lediglich die Farben orange und blau. Doch nicht nur über die Wünsche der Schüler, sondern auch über die der Eltern möchte Halbeis mehr erfahren. Auch die Lehrer bräuchten, wie die Schüler, vernünftige Rückzugsräume, in denen sie wahlweise ruhig arbeiten oder sich untereinander austauschen könnten. "Mein Ziel ist es, eine menschliche Schule zu schaffen, menschlich auch für Lehrer." Dafür müsse es allen gut gehen, Frieden und Gerechtigkeit sowie auch die Möglichkeit gegeben sein, einmal zweckfrei zusammenzukommen. Nur so könne jeder mittragen, wenn manchmal etwas nicht ganz optimal laufe. Wichtig sei es dabei den Schülern zu zeigen, dass das Kollegium bei aller Heterogenität gut zusammenhalten und produktiv miteinander arbeiten kann. So könne man den Schülern ein positives Beispiel im Umgang miteinander geben und ihnen zeigen, dass man unterschiedlicher Meinung sein und sich gleichzeitig gegenseitig wertschätzen kann. "Eine solche Schule möchte ich gerne leiten."
"Bildung ist eine zielgerichtete Vernetzung"
Sich selbst gegenüber sei der neue Schulleiter sehr kritisch, sagt er. Rückblickend hätte er jedoch nur wenige Dinge an der Einführungsphase des neuen Schulprofils vor zwei Jahren geändert. Dieses helfe nun bei der Priorisierung und der Gestaltungsfreiheit des Stundenplans. Außerdem sollen zunächst das Sportprofil und das Profil Digitale Bildung gestärkt werden. Dabei stünden verbindliche Strukturen und eine transparente Kommunikation an erster Stelle. Gleichzeitig müsse es klare Zuständigkeiten geben, die miteinander ausdiskutiert und daher von allen akzeptiert seien. Künftig wolle sich Halbeis regelmäßig mit den Koordinatoren der fünf Profile treffen, denn die Profile könnten nur untereinander vernetzt werden, indem die Verantwortlichen miteinander ins Gespräch kämen. Denn: "Bildung ist eine zielgerichtete Vernetzung."
Schule will Versprechen einhalten
Das müsse auch noch nach außen hin besser kommuniziert werden. Wichtig sei, dass Eltern erkennen könnten, dass die Brettener Gemeinschaftsschule dem gerecht werden und das einhalten könne, was sie versprochen hat. Nach außen hin sei das gut sichtbar, wenn sich die Kinder an der ältesten Schule in Bretten wohlfühlen würden. Dazu gehöre auch, dass Halbeis als Schulleiter einer solch kleinen Schule eine andere Rolle einnehme, als dies an einer größeren Schule möglich sei: "Früher kannte ich den Namen von jedem Schüler oder zumindest drei Geschichten über sie oder ihn." Im kommenden Schuljahr wird der designierte Rektor jedoch nur vier Stunden in der Woche unterrichten.
Umbau für pädagogisches Konzept notwendig
Für die vollständige Umsetzung des pädagogischen Konzepts, das Halbeis im Auftrag der Stadt entwickelt hat, bedürfe es jedoch noch einiger Zeit. "Im Obergeschoss stelle ich mir eine große Lernlandschaft vor, in der sich die Schüler zurückziehen können." Dazu sei man in Gesprächen mit einem Architekten, bestätigt Bürgermeister Michael Nöltner auf Anfrage der Brettener Woche/kraichgau.news. Für die JPH sei ohnehin ein barrierefreier Umbau mit einer Erweiterung aufgrund des gegebenen Raumproblems vorgesehen. Im Zuge der Gespräche mit dem Architekten hat Halbeis angekündigt, sein pädagogisches Konzept wahrscheinlich nochmal an neue Ideen und Eingaben anzupassen. Dabei stehe für ihn immer der Mensch im Fokus, sagt er. Und hinter allem steht das Motto der Schule: "Werde zu deiner besten Version."
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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