In den Schulen wird ab nächsten Montag wieder der Unterricht beginnen
„Hohe Disziplin von Lehrern und Schülern gefordert“
Bretten (bea) Eine gute Vorbereitung ist alles. So sieht das auch Barbara Sellin, Schulleiterin der Beruflichen Schulen Bretten. Nach den Coronavirus bedingten Schließungen in Bretten besuchen ab nächstem Montag, 4. Mai, alle Abschlussklassen sowie alle Schüler, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, wieder die Schule. Die Vorbereitungen seien getroffen und durch die lange Vorbereitungszeit habe die Schule eine gute Basis schaffen können, erklärt Sellin. Die Corona-Krise habe ihre Schule dennoch vor eine „gigantische Herausforderung“ gestellt, denn es mussten 734 Schüler aus 44 Klassen für den Schulstart am Montag auf die verfügbaren Räume aufgeteilt werden. Dazu zählen 126 Abiturienten, 115 Schüler, die ihre Fachhochschulreife erlangen wollen, rund 80 Prüflinge für den mittleren Bildungsabschluss, etwa 230 Kandidaten, die ihre Berufsschulabschlussprüfung im kaufmännischen und gewerblichen Bereich abschließen wollen und weitere Hauptschulabschluss-Anwärter sowie Schüler aus dem Übergangsbereich. Insgesamt zählt die größte Berufliche Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe 1.950 Schüler.
Schüler werden nur tageweise beschult
Inzwischen ist auch der Stundenplan fertig, sagt Sellin. Dieser sieht eine tageweise Beschulung von zwei bis drei Tagen pro Schüler vor, in denen diese vorrangig in den schriftlichen Prüfungsfächern unterrichtet werden. Hinzu kommt ein versetzter Unterrichtsbeginn sowie eine dadurch bedingte, versetzte Pausenzeit. Die restlichen Tage müssen die Schüler von zu Hause aus lernen. „Wir hätten nicht die Räume, alle Schüler auf einmal unterzubringen“, sagt Sellin. Aus diesem Grund findet zwischen dem Wechsel der Vormittags- und Nachmittagsgruppen in den Räumen jeweils eine Zwischenreinigung statt. Dafür habe man nur einen Puffer von einer Stunde, sagt Sellin. Für den Schulbetrieb werde ab Montag jeder der rund 100 Lehrer vor Ort benötigt, die nicht zur Risikogruppe zählten. Diese müssten nebenher auch noch die Schüler zu Hause mit Aufgaben versorgen. „Das ist ein dickes Programm, aber wir denken, dass wir alles im Griff haben“, sagt Sellin. Was jedoch die Praxis mit sich bringe, werde sich zeigen.
Azubis der Altenhilfe werden weiterhin digital beschult
In Zusammenarbeit mit einem Berater des Landratsamts hat Sellin ein Hygieneschutzkonzept erstellt, zu dem ebenfalls eine Eingangs- und Wegeplanung für die Schüler gehört. Das Konzept erhalten die Schüler vor Schulbeginn. Außerdem werden sie gebeten, Masken zu tragen. „Ab Montag ist eine hohe Disziplin von Lehrern und Schülern gefordert“, sagt Sellin. Dennoch würden die individuellen Pausen, die unterschiedlichen Eingänge, die Einbahnstraßenregelung und die Steuerung per Wegweiserkonzept Begegnungen gering halten. Auch vermutet sie, dass aufgrund der Corona-Krise viele Schüler mit dem eigenen Auto zur Schule kommen werden. Dann werde sich jedoch ein Parkplatzproblem ergeben, so Sellin. Eine Ausnahmegruppe erwähnt die Schulleiterin zum Schluss: die Azubis der Altenpflegehilfe, die zur Praxis in Altenheime gehen, werden weiterhin nur digital beschult. „So sieht unser schrittweiser Wiedereinstieg in den Schulbetrieb aus“, sagt Sellin.
Schulbeginn auf 8.20 Uhr verlegt
Dieser sieht in der Schillerschule vollkommen anders aus. Hier müssen lediglich 78 Schüler am Montag in die Schule gehen. Schulleiter Wolfgang Mees hat die Klassen bereits in Kleingruppen von acht bis zehn Schülern aufgeteilt und den Schulstart auf 8.20 Uhr veranschlagt. So sollen am Schulzentrum weniger Schüler auf einmal aufeinandertreffen. Außerdem hat er beantragt, dass das Ordnungsamt die Schulwege kontrollieren soll, damit die Schüler den Abstand voneinander einhalten. Zwei vorerkrankte Schüler werden in einem eigenen Raum unterrichtet. So ist es jeder Lehrkraft möglich, eine individuelle Pause für die Schüler einzulegen und sich mit den wenigen Schülern auf dem Schulgelände aus dem Weg zu gehen. Alle Klassen werden auf die unterschiedlichen Stockwerke verteilt, damit sie sich nicht in die Quere kommen, wenn sie die Räume wechseln müssen, erklärt Mees. Ebenfalls hat jede Klasse einen eigenen Eingang zugewiesen bekommen.
Persönlichen Arbeits- und Prüfungsplatz zugewiesen
Beim Betreten des Schillerschulgeländes muss ab Montag eine Schutzmaske getragen werden, die erst im Klassenraum abgenommen werden darf. Auch Eltern dürfen dann nicht mehr ohne vorherige Anmeldung das Gebäude betreten. „Das habe ich angeordnet, damit wir wissen, wer in der Schule ist“, sagt Mees. Weiterhin hat er Abstandsmarkierungen auf dem Boden anbringen lassen, die Wartende vor dem Sekretariat oder den Schultoiletten auf Abstand halten. Als weitere Maßnahme hat Mees jedem Schüler einen persönlichen Arbeits- und späteren Prüfungsplatz zugewiesen. Sollte in den Kleingruppen in einem der Klassenzimmer ein Corona-Fall bekannt werden, könne so leichter bestimmt werden, zu welchem Umfeld die betroffene Person Kontakt hatte. Ein Raumproblem hat der Schulleiter der Schillerschule jedoch nicht: er hat lediglich zwölf der 32 Räume belegen müssen. Allerdings gehören 18 der 58 Kollegen an der Schillerschule zur Risikogruppe, zwei weitere Lehrer werden wohl aufgrund doppelter Arbeitsplätze wegfallen. Weiterhin muss die Schule zehn Schüler in der Notbetreuung unterbringen.
In der Pause haben alle Lehrer Aufsicht
Acht Schüler in der Notbetreuung gibt es auch an der Johann-Peter-Hebel-Gemeinschaftsschule (JPH). „Da wir ein großes Schulhaus haben, haben wir kein Problem die Schüler zu verteilen“, sagt Wolfgang Halbeis vom Schulleitungsteam. An der JPH müssen ab Montag 59 Schüler beschult werden. Diese werden während der Pausenzeiten auf dem Hof von allen Lehrkräften betreut, sagt Halbeis. Die Toiletten können zudem vom Pausenhof aus begangen werden und müssen von den Lehrern einzeln aufgeschlossen werden. Somit haben die Lehrer eine gute Übersicht, wie viele Schüler sich gerade auf einer Toilette befinden. Vor und nach der Schule übernehmen die Lehrer der JPH im Wechsel mit Lehrern des Melanchthon-Gymnasiums (MGB) die Schüleraufsicht. „Ich hoffe, die Erziehungsberechtigten haben ihre Kinder gut aufgeklärt, damit sich die Schüler auch vor und nach der Schule gut verhalten“, sagt Halbeis.
„So viel Verantwortung hat bisher noch keiner der Schüler getragen“
Während der Unterrichtszeit rotieren die Lehrer zwischen den Klassen und werden die Hygienemaßnahmen mit den Schülern besprechen. So können sie ihren Schülern erklären, dass diese eine Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen. „So viel Verantwortung hat bisher noch keiner der Schüler getragen“, sagt Halbeis. Der Lehrer ist davon überzeugt: „sobald die Schüler verstehen, dass sie in erster Linie andere schützen und das letztendlich auch ihnen widerfährt, wird es der Demokratie und der Solidarität zu Gute kommen“. Wichtig sei es, die Schüler erst einmal ankommen zu lassen und sie aufzufangen. Vielleicht habe einer der Schüler ein persönliches Schicksal zu verkraften gehabt. Erst nachdem alles stimme, könne mit der Prüfungsvorbereitung begonnen werden.
Wiederbeginn der Schulen wird beobachtet, Fahrpläne bei Bedarf angepasst
An der Max-Planck-Realschule (MPR) werden ab Montag 239 Schüler mit ihren Prüfungsvorbereitungen beginnen. Darunter kommen rund 50 Prozent der Schüler aus Bretten und den Stadtteilen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen können, informiert Pressesprecherin Susanne Maske. Die restlichen Schüler verteilten sich auf 19 verschiedene Orte und etwa acht verschiedene Bus- und Stadtbahnlinien. „Dadurch können sich die Schüler gut verteilen, sodass es zu keinen größeren Problemen kommt“, teilt Maske mit. Weiterhin sei mit den Beförderungsunternehmen besprochen, dass diese den Wiederbeginn genau beobachteten und gegebenenfalls die Linien anpassten. Ab Montag gelte wieder der normale Schulfahrplan, so Maske. Dies bedeute den Einsatz von mehr Bussen als momentan. Falls Engpässe entstehen sollten, würden weitere Fahrzeuge eingesetzt, teilt die Pressesprecherin mit.
Neue Deputatseinteilung für Lehrer
Die MPR habe die Busaufsichten mit ihrer Nachbarschule abgesprochen, informiert Schulleiterin Angela Knapp. Hier werden am Montag die Schüler der neunten und zehnten Klassen mit dem Unterricht beginnen. Diese werden im Schichtmodell beschult und über das ganze Schulhaus verteilt, teilt die Rektorin mit. Dabei wurden für jede Klasse zwei Klassenzimmer eingerichtet, um das Abstandsgebot einhalten zu können. Die Klassen werden von zwei Lehrkräften parallel unterrichtet. Um die fehlenden Lehrkräfte (Risikogruppe) auszugleichen, habe sie eine neue Deputatsverteilung, eine Einteilung der Präsenzzeit ihrer Lehrer, vornehmen müssen. Die zu Hause gebliebenen Lehrer würden sich online jedoch weiterhin um die Schüler kümmern und sie beim Lernen unterstützen, erklärt sie.
Vorgegebene Laufwege und Pausen im Klassenzimmer
Die präsenten Schüler wurden bereits über die Klasseneinteilung, ihr Klassenzimmer und den dazugehörigen Ein- und Ausgang informiert. Am Morgen stehen jedoch Frühaufsichten an markanten Punkten im Schulhaus, um die Schüler auf die vorgegebenen Laufwege hinzuweisen und für einen geordneten Ablauf zu sorgen, so Knapp. In den individuell von den Lehrkräften bestimmten Fünf-Minuten-Pausen bleiben die Schüler in ihrem Klassenzimmer. So soll ein Ansturm auf die Toiletten verhindert werden. Hinweisschilder weisen im Schulhaus auf die Regeln, wie das Einbahnstraßensystem auf den Treppen und das Benutzen mehrerer Ausgänge hin.
Am Montag sind 704 Schüler der weiterführenden Schulen und 734 Schüler der Beruflichen Schulen unterwegs
„Wenn allerdings ein Unterrichtsangebot für alle Klassen im Schulgebäude ermöglicht werden soll, stellt dies für das Planungsteam eine sehr große Herausforderung dar. Spätestens dann wird die Frage gestellt werden müssen, ob nicht der Samstagsunterricht zur Entspannung der Organisation für alle – für die Klassen, Lehrkräfte und Eltern – geöffnet werden sollte“, so Knapp. Vorab werden am Montag 175 Schüler im Schichtmodell am MGB, 134 Schüler am ESG und 19 Schüler an der Pestalozzischule in zwei Schichten unterrichtet. Somit sind ab Montag in Bretten insgesamt 704 Schüler der weiterführenden Schulen, sowie 734 Schüler der Beruflichen Schulen unterwegs.
Alle Oberflächen wurden in den Schulen desinfiziert
Während sich das Landratsamt Karlsruhe um die Beruflichen Schulen bemüht hat, hat auch die Stadt Bretten als Schulträger der übrigen Schulen reagiert. So seien laut Bürgermeister Michael Nöltner in allen Schulen intensive Unterhaltsreinigungen, inklusive Desinfektion aller Oberflächen und teilweise auch Glasreinigungen durchgeführt worden. An den Schulen seien durch die Hausmeister zudem Wasserleitungen gespült, Trinkwasserspender abgeschaltet und an den Eingängen Desinfektionsspender aufgehängt worden. Weiterhin soll jedes Klassenzimmer Handwaschseife und Falthandtücher erhalten und die genutzten Räume und Tischoberflächen täglich gereinigt werden. Auch die Sekretariate sollen bis Montag Trennscheiben aus Plexiglas erhalten.
Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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