In Bretten zuhause: Lebenshilfe-Werkstattmitarbeiter hat gelernt, mit seinen Depressionen umzugehen
Seit früher Kindheit kennt Alexander Walschburger psychische Belastungen. Die Trennung seiner Eltern hat einen Teil dazu beigetragen. Er leidet an schweren Depressionen und es ist nicht leicht für ihn, über die Krankheit zu reden.
BRETTEN (cs) Erstmals aufgetreten ist die Krankheit 1999 – nach der Bundeswehrzeit. Damals stand Alexander Walschburger unter einem großen Druck und fühlte sich ausgebrannt.
Freunde gingen auf Abstand
„Meine Eltern wollten die Depression nicht wahrhaben. Die meisten Freunde haben verständnislos Abstand genommen, ich war kraftlos, ich war nicht ich selbst“, erzählt er. Sein Hausarzt schickte ihn zum Neurologen. Die Diagnose: schwere Depression. Wegen familiärer Probleme folgte der Umzug in das betreute Wohnen der Diakonie in Bretten, wo er auch heute noch wohnt. „Klar gibt es da auch mal Stress, aber insgesamt fühle ich mich dort wohl“, erzählt der Mann mit den dunklen Augen und dem dunklen Bart. Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI) hatte ihn dabei unterstützt, mit der Lebenshilfe, dem gemeinnützigen Verein für Menschen mit Behinderungen, Kontakt aufzunehmen. Der Maler und Lackierer wurde dort aufgenommen, wo er sich in unterschiedlichen Arbeitsbereichen, wie zum Beispiel Verpackung, Montage, Schreinerei, ausprobieren konnte.
Gelernt, mit der Krankheit umzugehen
Alexander Walschburger arbeitet seit 2005 in der Lebenshilfe-Werkstatt. Eine Tätigkeit auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt käme für ihn nicht in Frage, sagt er. Heute weiß er, was er sich zutrauen kann. „Ich bin hier gut aufgehoben“, betont er.
Mit seinen Kollegen versteht er sich, der Zusammenhalt in der Gruppe sei gut. Und: Vergangenes Jahr ist er in den Werkstattrat gewählt worden, ein Gremium, in dem Werkstattmitarbeiter sich für die Belange und Wünsche ihrer Kollegen einsetzen. Diese Aufgabe macht ihm Spaß: „Mir gefällt, dass ich meine Kollegen unterstützen kann.“
Der 41-Jährige hat heute gelernt, mit der Krankheit umzugehen. In einer akuten Phase gibt er bei Diakonie und Lebenshilfe Bescheid, dann wird ihm individuell geholfen, etwa mit Begleitung beim Arztbesuch oder einem Gespräch. „Wenn er spürt, dass es ihm schlecht geht, meldet er sich bei uns – er sorgt für sich“, weiß Sascha Pahl vom Sozialdienst der Lebenshilfe.
Zu viel Rückzug ist schädlich
Die Vernetzung der Hilfen und den engen Kontakt zu den Helfern empfindet Alexander Walschburger als sehr positiv. In Krisenzeiten braucht er Ruhe, um sich sammeln zu können und zu Kräften zu kommen. Er weiß aber auch, dass zu viel Rückzug schädlich ist - zurzeit ist er stabil, wenngleich ihm bewusst ist, dass es auch wieder anders werden kann.
Einmal pro Woche kommt Angelika Schaaf, Sozialpädagogin der Diakonie. Dann hat er die Möglichkeit, über seine Probleme und Dinge zu sprechen, die ihm wichtig sind. Auch gibt es ein Leben außerhalb der Werkstatt: In seiner Freizeit liest er gerne Bücher über das Mittelalter und ist ein echter Peter-und-Paul-Fest-Fan. Das Fest besucht er gerne zusammen mit Kollegen gewandet. Außerdem ist Alexander Walschburger ein begeisterter und erfolgreicher Boccia-Spieler, der bereits von drei Special Olympics mit Goldmedaillen zurückkam. Von dort brachte er nicht nur Edelmetall mit, sondern hatte bei den Wettkämpfen auch seine Freundin, eine Inline-Skaterin aus der Lebenshilfe-Werkstatt Graben-Neudorf, kennengelernt.
Von Anfang an Hilfe suchen
Was würde er seinen Mitmenschen gerne einmal sagen? „Man kann nicht verlangen, dass sie die Krankheit verstehen, weil sie es nicht nachvollziehen können, wie es sich anfühlt. Ich wünsche mir ganz einfach, dass sie akzeptiert wird.“ Und was würde er anderen Betroffenen raten? „Sich niemals so von der Außenwelt zurückzuziehen, wie ich es getan habe, sondern Hilfe suchen von Anfang an, sonst wird es nur noch schwieriger, da wieder herauszukommen.“ Für seine Zukunft wünscht er sich, dass er sportlich wieder erfolgreich ist und stabil bleibt.
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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