DAF ruft die Stadt zur Initiative auf
"Kinder und Jugendliche brauchen unsere Unterstützung – jetzt!"
Bretten (kn) „Der Kinderschutzbund, der Deutsche Städtetag, Ärztinnen, Psychotherapeuten, der Sozialverband – sie alle fordern dringend Hilfen für Kinder und Jugendliche in der Corona-Krise. Die Bundesregierung schnürt ein ‚Aufholpaket‘, die Landesregierung stellt ein ‚Lernlückenprogramm‘ in Aussicht“, fasst der Internationale Freundeskreis Bretten (DAF) in einer Mitteilung zusammen und fragt, was sich in Bretten in dieser Hinsicht tut. Der DAF habe daher einen Dringlichkeitsbrief an die Stadt Bretten geschrieben und fordert zu einer gemeinsamen Anstrengung auf, um Eltern und Kinder bei der Aufarbeitung der Corona-Pandemie zu unterstützen.
Bewegungsmangel, Entwicklungsstörungen und Überforderung
Die Zeitungen seien voll mit den Sorgen, Belastungen und Defiziten in Folge von Lockdown, Distanzunterricht, Unterricht im Elternhaus und sozialer Isolation. Der DAF hat selbst eine Umfrage bei Kindergärten, Elternmentorinnen, Schulsozialarbeitern, Lehrerinnen, Integrationsbeauftragten, Familienbetreuerinnen und dem Jugendhaus-Leiter durchgeführt. Diese berichteten übereinstimmend über Bewegungsmangel, überhöhten Medienkonsum, Überforderung der Eltern, Entwicklungsstörungen und erhebliche Lernrückstände.
Der DAF richtet sein Augenmerk besonders auf Kinder und Jugendliche in Zuwanderungsfamilien, weil dort Sprachbarrieren, Informationsdefizite und schwierige Kommunikation zwischen Schulen/Kindergärten und Elternhäusern stärker zu Isolation und Anschlussverlust führen. Aber die Gruppe der benachteiligten Jugendlichen sei viel größer, wie viele Lehrer bestätigen können.
Einzelne Mut machende Initiativen
Lehrer wie Erzieherinnen haben in dieser Zeit immer wieder kreative Ideen entwickelt, um den Kontakt zu ihren Kindern und Schüler*innen aufrechtzuerhalten, heißt es in der Mitteilung weiter. Der DAF sieht auch Mut machende Initiativen, wie zum Beispiel an den Beruflichen Schulen, wo benachteiligte Schüler*innen mit „Chancengutscheinen“ ausgestattet werden sollen, und an der Johann-Peter-Hebel-Schule, an der zwei Sportlehrer eine Mountainbike-AG ins Leben gerufen haben. Das „Emoji“-Projekt des Diakonischen Werks in Bretten zur Stärkung von Migrationsfamilien nimmt seine Arbeit wieder auf, und AWO und Stadt planen weiter die Stadtranderholung bzw. das Kinderferienprogramm für den Sommer.
Stadtverwaltung soll koordinieren
Darüber hinaus bedürfe es vor allem fortlaufender statt einmaliger Programme, so die Überzeugung im DAF. Er mache sich dafür stark, dass die Stadtverwaltung mit ihren Ämtern für Integration und Bildung zur Schaltstelle für Initiativen und Projekte wird. Es gilt, den Kindergärten, Schulen und Eltern eine breite flankierende Unterstützung anzubieten. Die Planung dafür sollte nicht auf das nächste Schuljahr verschoben werden. Es sollte einen Plan geben, wofür die Fördergelder – sobald sie ankommen – abgerufen werden.
Konkret schlägt der DAF vor, dass die Stadtverwaltung außerschulische Lernunterstützung koordiniert, Vereine ins Boot holt für Sportangebote und Naturerlebnisse und Runde Tische für Kindergärten, Schulen und Eltern organisiert, um Bedarfe zu ermitteln und daraus Projekte abzuleiten. Im DAF selbst gibt es die Bereitschaft, sich für Lesepatenschaften und Lernunterstützung zu engagieren, weitere Freiwillige müssen geworben werden. Dem Jugendhaus in Bretten kommt nach Meinung des DAF eine besondere Bedeutung zu.
Funkstille aufseiten des Gemeinderats
Enttäuscht zeigt sich der DAF über die Funkstille aufseiten des Brettener Gemeinderats. „Wir brauchen Gemeinderäte, die sich aktiv für Kinder und Jugendliche einsetzen. Bisher scheint sich dort niemand so richtig für das Thema zu interessieren. Immerhin kommen aber aus der Stadtverwaltung erste Signale, dass man den Vorschlägen des DAF offen gegenübersteht und die Anregungen aufnehmen will.“ Die DAF-Aktiven hoffen auf baldige Handlungsumsetzung.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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