Interview zu 20 Jahre Lions Club Bretten-Stromberg mit Präsident Strobel
Kraichgauer Löwen mit Herz

Der derzeitige Lions-Präsident Karl Strobel. hk
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Bretten (kn) Er ist aus dem städtischen Leben in Bretten kaum mehr wegzudenken: der Lions Club Bretten-Stromberg, der in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Was als öffentliches Fest im sommerlichen Stadtpark angedacht war, ist wie Vieles den Corona-Einschränkungen zum Opfer gefallen. Die Party muss also aufgeschoben werden. Im Jahr 2000 wurde der umtriebige Activity Club gegründet. Wer sind die Lions? Wofür stehen sie? Was treibt sie an? Antworten gibt im Interview der derzeitige Präsident Karl Strobel.

Manche verbinden mit Lions Club eine Auswahl von „Reichen und Mächtigen“. Trifft das auf den Lions Club Bretten-Stromberg zu?
Strobel: Ganz sicher nicht. Wir sind Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, tätig in unterschiedlichsten Berufsfeldern, aufgeschlossen, neugierig und sozial engagiert. Wir stehen mitten in der Gesellschaft, inmitten der Menschen im Bereich Bretten und Umgebung.
Wie kam es zu der Gründung, zumal es ja auch 2000 schon einen Lions Club Bruchsal-Bretten gab?
Man hat in Bretten und im Stromberg das Potenzial gesehen, einen weiteren Club zu gründen. Der Lions Bruchsal-Bretten unterstützte die Neugründung und stand Pate.

Die Lions Bretten-Stromberg sind Mitglied einer internationalen Organisation. Wie groß ist diese und was sind die Ziele?
Die weltweite Lions Organisation setzt sich aus rund 48.000 Clubs mit etwa 1,4 Millionen Mitgliedern zusammen und ist damit eine der größten Nichtregierungsorganisationen. Bis 1987 waren Lions Clubs reine Männerclubs. Bei unserer Gründung stand fest, dass wir einen gemischten Club gründen wollen. Die 1.577 deutschen Lions Clubs mit ihren etwa 53.000 Mitgliedern sind in verschiedene Distrikte unterteilt. International werden die Lions von einem Präsidenten, derzeit Dr. Jung-Yul Choi, Republik Korea, vertreten. Gegründet wurden die Lions übrigens 1917 von dem Geschäftsmann Melvin Jones in Chicago. Unweit davon, in Oak Brook, befindet sich auch heute noch der Sitz der Internationalen Vereinigung der Lions.

Und die Ziele?
Kurz zusammengefasst: We serve! (Wir dienen, wir helfen; Anm. d. Red.). Einsatzfreudige Menschen zu bewegen, der Gemeinschaft zu dienen, ohne daraus persönlichen Nutzen zu ziehen, aktiv und dauerhaft Mitverantwortung für eine Gesellschaft zu übernehmen. Und: aktiv für die bürgerliche, kulturelle, soziale und allgemeine Entwicklung der Gesellschaft einzutreten. Für eine Gesellschaft, in der Vielfalt selbstverständlich und willkommen ist. Lions verpflichten sich zu entsprechenden Initiativen (Activities). Sie werden selbstlos und gemeinnützig für die jeweilige Gesellschaft und Hilfsbedürftige tätig. Zudem ist es den Lions sehr wichtig, die Freundschaft untereinander zu pflegen.

Das hört sich abstrakt an. Wie setzen die Lions Bretten-Stromberg dieses Motto konkret um?
Ich beginne mit dem letzten Punkt: Freundschaft! Die Lions Bretten-Stromberg treffen sich ein bis zwei Mal monatlich zu ihrem Clubabend. Der Clubabend wird vom jeweiligen Präsidenten, der jeweiligen Präsidentin gestaltet. Den Hauptteil bilden oft Vorträge von externen Referenten oder auch Clubmitgliedern und die Diskussion der Themen. So hatten wir im Oktober das Thema: „Vom Umgang mit großen und kleinen Krisen", Referentin war eine Ärztin und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, die auch ehrenamtlich in der Einsatznachsorge Karlsruhe tätig ist. Darüber hinaus treffen wir uns in kleinerem privaten Kreis oder zu gemeinsamen Ausflügen – allerdings derzeit leider nur sehr eingeschränkt möglich.

Wie dürfen wir uns den Einsatz der Lions Bretten-Stromberg für die Entwicklung der Gesellschaft vorstellen?
In den 20 Jahren unseres Bestehens haben wir durch unser soziales Engagement sehr viele bedürftige Menschen unterstützen können. Allein in den letzten zehn Jahren haben wir im Durchschnitt 30.000 bis 40.000 Euro an Menschen, Organisationen oder Vereine gespendet. Zu den vielen Spendenempfängern gehören z.B. die Tafelläden in Bretten und Oberderdingen, die wir bei der Anschaffung von Fahrzeugen oder im laufenden Betrieb unterstützt haben. Des Weiteren die Kinder- und Jugendabteilungen in den örtlichen Vereinen oder auch die Musikschulen. Damit fördern wir besondere Begabungen ebenso wie wertvolle Freizeitgestaltung und folgen einem Grundsatz, den wir schon sehr früh für unseren Club formuliert haben: aus der Region für die Region!
Mit „Klasse 2000“, einem Projekt der Lions Deutschland, tragen wir zur Stärkung des Gesundheitswissens und zur sozialen Kompetenz von Kindern und Jugendlichen an Grundschulen bei. So sind wir zum Beispiel schon seit elf Jahren Pate dieses Projektes in der Blanc-und-Fischer-Schule in Sulzfeld.
Mit „Lions Quest“, einem anderen nationalen Projekt, wird die Krisen- und Konfliktfähigkeit junger Menschen weiter entwickelt. Mit „Sight-First“ wird auf internationaler Ebene vermeidbare Blindheit bekämpft. Diese Projekte unterstützen wir durch unsere Beiträge an die nationale Lions Organisation.
Da stellt sich doch automatisch die Frage: woher kommt das viele Geld?
Dies erarbeiten wir uns im weitesten Sinne mit unseren sogenannten Activities, also Maßnahmen, Veranstaltungen, die wir organisieren. Und die von unseren großzügigen Sponsoren unterstützt werden. Nur durch deren wesentliche und freigiebige Unterstützung sind uns diese Spenden und Beiträge möglich.

Können Sie uns ein paar Beispiele für dies Activities nennen?
Da wir uns in der Vorweihnachtszeit befinden: Wir verkaufen derzeit unsere Adventskalender, die wir seit zehn Jahren gestalten und die wir in diesem Jahr in einer Rekord-Stückzahl von 5555 Exemplaren aufgelegt haben. Weitere Veranstaltungen, die in diesem Jahr leider Corona zum Opfer gefallen sind: das Kindertheater mit der Hexe Wackelzahn, „Alle Jahre wieder“ mit Comedian Bernd Neuschl, der Glühweinstand auf dem Brettener Weihnachtsmarkt sowie im Sommer das weit über Bretten hinaus bekannte „Bretten schwimmt“. Das Jahr unseres runden Geburtstages haben wir am Dreikönigstag mit dem Lions Konzert in der Stiftskirche begonnen.

Welches sind die Activity-Highlights der letzten zehn Jahre?
Der Adventskalender und unsere Sport-Activity „Bretten schwimmt“ gehören unbestritten zu den Highlights. Aber auch Konzerte, etwa zum Stadtjubliäum, mit hochkarätiger Besetzung, unser Kinder- und Jugendtheater, Lesungen, Theater- und Comedy-Abende zum Beispiel mit Bernd Neuschl sowie unser traditioneller Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt in Bretten runden den Reigen ab. Immer mal wieder gibt es auch kurzfristige „Spezialeinsätze“ wie gerade unsere Nikolaus-Aktion: Am 6. Dezember haben wir von den Bäckereien Finck, Leonhardt, Stiefel, Thollembeek und Weigel gestiftete Dambedeis an die Menschen in Pflege- und Altenheimen unserer Region verteilt. Ein Zeichen der Zuwendung und Zuneigung in einsamen Tagen. Auch Pflegepersonal sowie Hilfs- und Einsatzkräfte haben wir bedacht, die unter verschärften Umständen uneigennützig und vorbildlich, Dienst am Nächsten leisten. Ein kleines Zeichen des Dankes und der Anerkennung.

Nochmal zurück zum Club und dem Clubleben, wie viele Mitglieder sind derzeit im Lions Club Bretten-Stromberg? Und wie und warum wird man überhaupt Mitglied?
Wir sind derzeit 33 Mitglieder, die Mindestzahl für die Gründung eines Clubs beträgt 20. Im Laufe der Zeit haben sich doch einige Gründungsmitglieder beruflich verändert, andere sind neu dazugekommen. Über die Aufnahme neuer Mitglieder wird im Club entschieden. Wichtig ist dabei die Identifikation mit unseren Zielen und Werten und die Bereitschaft, sich bei unseren Activities zu engagieren. Mitglied wird man aus ganz unterschiedlichen Beweggründen. Einer der wichtigsten ist meines Erachtens, dass man der Gesellschaft, der Gemeinschaft etwas zurückgeben will und sich für Andere, denen es nicht so gut geht, einsetzt und diese unterstützt.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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