Kinder sammeln für Kinder
Sternsinger in Bauerbach unterwegs

Foto: Anna-Elisabeth Albert-Berg ®
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Bretten-Bauerbach. -roal- Sternsinger sind Kinder und Jugendliche, meist Ministranten der katholischen Pfarreien. Als heilige drei Könige kostümiert, ziehen sie am 6. Januar, dem Tag der Erscheinung des Herrn, durch die Straßen, bitten um Geldspenden, nehmen aber auch Süßigkeiten in Empfang. Wenn erlaubt, bringen sie an den Eingangstüren Aufkleber mit den Buchstaben C + M +B an. Früher sagte man, das heißt Caspar, Melchior, Balthasar, die den drei Königen zugeschriebenen Namen. Nein. Die Buchstaben stehen für die lateinischen Worte: Christus Mansionem Benedicat, Christus segne dieses Haus. In manchen Pfarreien im Verbreitungsgebiet von Kraichgau-News schläft der Brauch ein. Buben, Mädchen und Jugendliche sind dazu immer weniger bereit. Nicht in Bauerbach. Der Brauch lebt.

Sinn und Zweck

Die Aktion "Dreikönigssingen" steht unter dem Leitwort "Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit" - der Fokus der diesjährigen Spendenaktion liegt auf dem bedrohten Amazonasgebiet in Südamerika. Sternsingen ist weltweit  die größte Sammelaktion von Kindern für Kinder.

Aussendungsgottesdienst

In einer feierlichen Messe werden die Sternsinger auf den Tag vorbereitet. Der über 80jährige im Ruhestand lebende Pfarrer Karlheinz Speckert tat das mit Herzblut, teils ernst, teils humorvoll mit einem persönlichen Anstrich. Er wirkte jahrelang in Brasilien, wo die Spenden dieses Jahr großteils hin fließen werden. Zum Epiphaniastag, dem Tag der Erscheinung des Herrn gehört auch die  Segnung von Salz, Brot und Weihrauch.  Danach geht der Priester durch die Reihen und besprengt die Gottesdienstbesucher mit geweihtem Wasser. Speckert: "Also Leut, vom vielen Fußballspielen früher sind meine Knie kaputt. Und jetzt haben sie mir auch noch neue Einlagen verpasst. Es ist wie bei einem alten Auto. Die Reparaturen werden mehr. Bespreng du mal die Sternsinger." und drückte der verdutzten Ministrantin Simona den Weihwassersprenger in die Hand. Sie machte davon intensiv Gebrauch und erntete Heiterkeit.

Ablauf

Regie führen Regina Klostermann und ihre Schwester Marlies Balmert, beide Mütter von jeweils vier Kindern, die als Ministranten und Sternsinger aktiv sind, sowie Gemeindereferent Reiner Debatin als Hauptamtlicher des Seelsorgeteams der Kirchengemeinde Bretten-Walzbachtal zu welcher die Pfarrei St. Peter Bauerbach gehört. Für Sternsinger hat St. Peter momentan keine Nachwuchssorgen. Zwanzig Buben, Mädchen und Jugendliche schwärmten in fünf Gruppen aus. Sie klingelten an jeder Haustür im Dorf, trugen ihr Anliegen vor, formuliert von Debatin. Nationalität und Konfession spielen keine Rolle; Gotteskinder sind schließlich alle, wissen die Sternsinger. Wenn sie nicht abgewiesen wurden, sagten sie ihren Spruch auf, segneten das Haus und brachten den Aufkleber an. Vor dem Aufbruch gab es eine Stärkung in Form von Würstchen und Getränken und abends nach der Rückkehr ein Spaghettifest. Brauch ist es inzwischen auch, dass eine Gruppe das Schützenhaus, in welchem an diesem Tag der Schützenkönig ermittelt wird, und das Clubhaus des Fußballvereins besucht.

Erfahrung

Ministrantendienst ist generell eine Lebensschule. Nach der Erstkommunion beginnen sie mit etwa 10 Jahren, sind dann am Altardienst aber auch in den gemeinsamen Gruppen-Stunden und in den nicht wenigen Freizeitaktiväten mit älteren bis etwa 20 Jahren zusammen, ehe sie selbst Flügge sind  und sich beruflich und örtlich verändern; sie wachsen mit, in jeder Hinsicht.  Sternsingen bringt nochmal besondere Erfahrungen. Eine Gruppe berichtet: "Wir haben mit Herzklopfen an einem Haus geklingelt, wo eine große Familie wohnt, die Moslem sind. Wir wurden angehört, hereingebeten, reich beschenkt und durften unseren Aufkleber an der Haustür anbringen. Wir waren baff!" An einem anderen Haus: "Wir haben unser Anliegen vorgetragen. 'Nein, Tschüss' und Tür zugebatscht. Das waren keine Ausländer".

Ergebnis

Großes Hallo im Pfarrheim. Beim sammeln mitgeführte Bollerwägen waren gut gefüllt. Vor den Spaghetti mussten zunächst Regina, Marlies und auch Anna-Elisabeth Albert-Berg, die Sprecherin des Gemeindeteams, tätig werden und aussondern. Leute spenden auch Ungeeignetes, Unverpacktes und Abgelaufenes. Auf den Müll musste fast nichts, die drei fanden Lösungen. Dann durften sich die Sternsinger in Maßen an den Süßigkeiten für den Eigenbedarf bedienen. Ein kleiner Teil kam in die Sakristei. Nach dem Dienst am Altar dürfen sich die Ministranten ein 'Gutsele' aus dem Körble nehmen. Den großen Teil erhält der Tafelladen Bretten. Jedes Jahr ist das Geldzählen das Allergrößte für die Sternsinger. Dieses Jahr können sage und schreibe aus dem kleinen Bauerbach 2.367 Euro nach Freiburg und von dort nach Amazonien überwiesen werden.

Autor:

Kirche St. Peter Bauerbach aus Bretten

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