"Türöffner für die Seele"
Therapiebegleithunde bringen Freude und Trost auf Palliativstation

Die Therapiebegleithundeteams in der Rechbergklinik (von links): Nele Strahl mit Tinka und Marion Liese mit Frieda. | Foto: hk
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Bretten (hk) Freitagvormittags herrscht eine ganz besondere Atmosphäre auf der Palliativstation der Rechbergklinik in Bretten. Nele Strahl und Marion Liese finden sich im "Wohnzimmer" der Station für ein Redaktionsgespräch ein. An diesem Morgen ziehen aber vor allem ihre Hunde die Aufmerksamkeit auf sich: Frieda und Tinka, zwei charmante Cockapoos – eine Kreuzung aus Cocker Spaniel und Pudel –, sind die tierischen Begleiter, die mit ihrem ruhigen Wesen das Personal auf der Palliativstation entzücken.

Therapiehunde Frieda und Tinka: Profis im Einsatz für das Wohl der Patienten

Dieser freudige Besuch ist längst kein Zufall: Seit Oktober bietet die Palliativstation jeden Freitag eine ganz besondere Möglichkeit der Begegnung. Frieda und Tinka gehören zu zwei Therapiebegleithundeteams, welche die Station regelmäßig besuchen, um den Patienten dort Trost zu schenken. Beide Hunde sind ausgebildet und zertifiziert – echte Profis in ihrem Metier, die mit ihrem sanften Wesen kleine Lichtblicke im Alltag der Patienten sind. Der Einsatz von Nele Strahl und Marion Liese mit ihren Hunden Tinka, Frieda, Lucy und Fine wird durch den Pelikan-Verein Bretten (www.pelikan-verein.de) ermöglicht, der die tiergestützte Therapie auf der Palliativstation finanziert. Marion Liese ist ausgebildete medizinische Fachangestellte und begleitet seit zehn Jahren Familien aus dem ambulanten Kinderhospizdienst in Karlsruhe. Nele Strahl hingegen ist ausgebildete Ergotherapeutin und arbeitet mit ihren drei Hündinnen seit sechs Jahren ausschließlich tiergestützt (www.nelestrahl.de). Marion Liese und Nele Strahl erklären, dass die Kombination aus tiergestützter Ausbildung und einem spezifischen Berufshintergrund im medizinischen oder pädagogischen Bereich die beste Voraussetzung für die Arbeit als Therapiebegleithundeteam darstellt.

Warum Cockapoos ideal für die Arbeit in der Klinik geeignet sind

Die besonderen Eigenschaften der Cockapoos machen sie zu idealen Begleitern für die sensible Arbeit im Krankenhaus. "Durch das Einkreuzen des Pudels haaren Cockapoos nicht und sind dadurch ideal für den Einsatz in der Klinik geeignet", erklärt Strahl mit einem freundlichen Lächeln. Marion Liese ergänzt: „Ein weiterer Vorteil ist der kleine Körperbau der Hunde, der es erleichtert, die Vierbeiner sanft auf den Schoß der Patienten zu legen, wenn diese es wünschen.“ Die tiergestützte Therapie bietet Palliativpatienten Trost, der körperliche Kontakt zu den Hunden schenkt Nähe und beruhigt in dieser herausfordernden Lebenssituation. Besonders berührend sei die Freude der Patienten, die selbst Haustiere haben und diese schmerzlich vermissen.

Von links: Katrin Bangha mit Nele Strahl, Marion Liese und den beiden Cockapoos Tinka und Frieda. | Foto: hk
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Der Weg zum Therapiebegleithund: Ausbildung, Prüfungen und Vertrauen

Bevor die Hunde auf der Palliativstation "arbeiten" dürfen, haben sie eine Therapiebegleithunde-Ausbildung durchlaufen. Diese Ausbildung umfasst auch praktischen Übungen, wie etwa den Umgang mit Patienten. Am Ende stehen drei Prüfungen, die die Eignung der Hunde sicherstellen. Für ihre Arbeit auf der Palliativstation müssen sie zudem über bestimmte Eigenschaften verfügen: zum Beispiel Freundlichkeit, Menschenbezogenheit und Gelassenheit. Marion Liese streicht ihrem Hund liebevoll über das weiche Fell und erklärt: „Ein zentraler Bestandteil der Ausbildung ist das Erlernen und Interpretieren der Körpersprache der Hunde. Nur so lassen sich Stresssituationen für Mensch und Tier vermeiden.“ Strahl greift diesen Gedanken auf und ergänzt: „Als Hundebesitzer entwickelt man während der Ausbildungszeit eine ganz enge und vertrauensvolle Bindung zu seinem Hund.“

Individuelle Nähe

Die Besuche der Therapiehunde finden immer in enger Absprache mit den Pflegekräften und ausschließlich auf Wunsch der Patienten statt. Der Patient entscheidet selbst wie eng der Kontakt zum Hund sein soll. „Oft möchten die Patienten, dass der Hund ganz nah bei ihnen ist“, berichtet Strahl. Das weiche Fell zu streicheln und die Körperwärme und das sanfte Atmen zu spüren, sei beruhigend und anregend zugleich. Durch die Anwesenheit der Hunde würden oft auch ungezwungene und zum Teil sehr emotionale Gespräche entstehen, berichten die Therapeutinnen.

Emotionale Unterstützung durch tiergestützte Therapie

Katrin Bangha, Fachkraft in der Gesundheits- und Krankenpflege in der Onkologie und Palliative Care an der Rechbergklinik, weiß diese positiven Aus-#%wirkungen von den beiden Therapiehunden zu schätzen. Sie ist überzeugt davon, dass die Therapiehunde „Türöffner für die Seele“ sind und gerade bei den Palliativ-Patienten oft tiefe Gefühle hervorbringen. Man muss bedenken: Die Patienten befinden sich häufig in einer emotionalen Krise, da sie in einer Lebensphase stecken, in der ihre Erkrankung nicht mehr heilbar ist. Der Kontakt zu den Tieren habe eine intensive und beruhigende Wirkung auf die Patienten, die oft sogar noch Tage später positiv über den Besuch sprechen würden.

Unvoreingenommene Begegnungen

Die Hunde würden auch zu einer spürbaren Auflockerung der Klinik-Atmosphäre beitragen, erzählt sie. "Die Hunde haben ja kein Bewusstsein, wie wir es kennen: Sie haben keine Vorurteile oder Erwartungen, sondern begegnen den Menschen wertfrei und unvoreingenommen", ergänzt Strahl. Dank der finanziellen Unterstützung des Pelikan-Vereins bleibt das Angebot der Therapiehundeteams zunächst zeitlich unbefristet.

Die Therapiebegleithundeteams in der Rechbergklinik (von links): Nele Strahl mit Tinka und Marion Liese mit Frieda. | Foto: hk
Von links: Katrin Bangha mit Nele Strahl, Marion Liese und den beiden Cockapoos Tinka und Frieda. | Foto: hk
Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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