Kaninchen ihrem Schicksal überlassen?
Tierfreund sorgt sich um Kaninchen wegen angeblich nicht artgerechter Haltung

In diesem umgebauten Taubenstall in Rinklingen sollen mehr als 20 Kaninchen unter fragwürdigen Bedingungen gehalten werden. Laut Manfred Digel befinden sich unter dem Stall noch weitere Tiere, die sich in den Boden eingegraben haben. | Foto: hk
  • In diesem umgebauten Taubenstall in Rinklingen sollen mehr als 20 Kaninchen unter fragwürdigen Bedingungen gehalten werden. Laut Manfred Digel befinden sich unter dem Stall noch weitere Tiere, die sich in den Boden eingegraben haben.
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Bretten (hk) Manfred Digel, Frührentner aus Pfaffenhofen, erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Tierhalter aus Bretten sowie das Landratsamt Karlsruhe. Er legt einem privaten Tierhalter zur Last, seine Kaninchen auf der Gemarkung Rinklingen nicht artgerecht und bis zur Verwahrlosung zu halten. Außerdem wirft er dem Veterinäramt des Landratsamtes in diesem Zusammenhang behördliches Versagen vor. In einem mehr als zehnseitigen Schreiben wandte sich Digel unter anderem an das Polizeirevier Bretten, die Ortsverwaltung Rinklingen, Tierschutzorganisationen in der Region und die Redaktion der Brettener Woche/kraichgau.news, um auf die aus seiner Sicht fragwürdigen Zustände aufmerksam zu machen, unter denen mehr als 20 Kaninchen auf Rinklinger Gemarkung leben sollen.

Gesetze werden„mit Füßen getreten“

Was war passiert? Ein Bekannter, so Digel, habe ihn gebeten, sich um Kaninchen auf einem Gartengrundstück in Rinklingen zu kümmern. Der Besitzer der Kaninchen habe niemanden gefunden, der sich während seiner urlaubsbedingten Abwesenheit um die Tiere kümmern könne, habe ihm der Bekannte erzählt. Digel, der selbst Kaninchen pflegt, sagte seine Hilfe zu, erzählt er im Gespräch mit der Brettener Woche. Er selbst sei zunächst von einem Kaninchenpärchen ausgegangen, berichtet er weiter. Doch was er schließlich an jenem 19. August vor Ort sah, habe ihn zu Tränen gerührt: Es habe sich herausgestellt, dass dort mehr als 20 Tiere gehalten werden, so Digel, und das unter aus seiner Sicht äußerst fragwürdigen Bedingungen: Die Kaninchen würden in „engen, verdreckten Käfigen“ in einem „heruntergekommenen Taubenstall“ gehalten, der zu diesem Zweck umgebaut worden sei.

Digel beschreibt die Zustände als „katastrophal, schäbig, primitiv und widerlich“. Der Tierfreund ist sich sicher, dass geltende Gesetze zur Tierhaltung dort „mit Füßen getreten“ würden. „Zwei, drei Kaninchen saßen regungslos da, ohne Futter, ohne sauberes oder teilweise ohne Wasser“, schildert er seine Eindrücke vom 19. August. Im Stall hätten die Kaninchen in ihrem eigenen Kot und Urin gestanden.

Kaninchen sollen wochenlang in eigenen Exkrementen gesessen haben

Das ganze Ausmaß des Elends sei Digel am 20. August bewusst geworden: In den Ställen seien Maden im vergorenen Mist gekrabbelt. Nach seinem Eindruck, so Digel, mussten die Kaninchen wochenlang auf ihren eigenen Exkrementen sitzen.

Diese „miserablen Zustände“ habe er dem Veterinäramt des Landratsamtes Karlsruhe am 21. August telefonisch mitgeteilt, so Digel. Nachdem er die zuständige Behörde informiert habe, so Digel weiter, sei am 22. August zwar ein Veterinärhygienekontrolleur vor Ort gewesen. Dieser sei aber ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen oder anzuordnen, wieder gegangen. Als Zeugin soll Digels Tochter dabei gewesen sein, die im Gespräch mit der Redaktion die Schilderungen ihres Vaters bekräftigt.

Tierfreund befürchtet, dass Kaninchen erkranken

Bis zu diesem Tag hatte Digel nach eigenen Angaben die Ställe ausgemistet, Grünfutter und frisches Heu hinterlassen. Als er seinen Bekannten auf den Zustand der Kaninchen ansprach, sei ihm der Zutritt zu dem Grundstück in Rinklingen verwehrt worden. Seit dem 23. August seien die Tiere nun ihrem Schicksal ausgeliefert. Digel befürchtet, dass die Kaninchen durch die vernachlässigte Hygiene, die nicht gereinigten Ställe, „Taubendreck und Fäkalien aller Art“ wahrscheinlich an Kokzidien erkranken werden.

Digel bemängelt auch die unzureichende Unterbringung der Tiere und verweist auf das Tierschutzgesetz und die Richtlinien der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Demnach müsse bei der artgerechten Außenhaltung von Kaninchen darauf geachtet werden, dass das Gehege ausreichend groß und witterungsgeschützt sei. Das Gehege müsse ausbruchsicher und vor Raubtieren wie Greifvögeln oder Füchsen geschützt sein. Bei einem Vor-Ort-Termin der Redaktion ist von außen zu erkennen, dass es einem schwarzen Kaninchen offenbar gelungen ist, aus dem Stall zu entweichen.

"Ich habe den Notruf abgesetzt"

Digel wirft den Behörden und den Eigentümern nun vor, die miserablen Zustände bewusst zu ignorieren. „Ich vergleiche die Situation mit Erster Hilfe“, sagt Digel. „Ich war Ersthelfer und habe den Notruf abgesetzt.“ Jetzt müssten die Verantwortlichen eingreifen. „Auch Kaninchen denken und fühlen und zeigen ihre Vorlieben und Abneigungen“, sagt Digel, der dafür sorgen will, dass den Tieren geholfen wird.

Auf eine Anfrage der Brettener Woche/kraichgau.news lässt das Landratsamt Karlsruhe über eine Sprecherin der Pressestelle wissen, dass das Veterinäramt des Landratsamtes Karlsruhe aufgrund von Hinweisen bereits eine dritte Kontrolle vor Ort durchgeführt habe. "Dabei waren die aktuell mit der Tierhaltung betrauten Personen anwesend", so die Pressesprecherin. Das Veterinäramt stehe zudem in Kontakt mit den originären Tierbesitzern. "Anders als die Hinweise andeuteten, konnte das Veterinäramt aber auch bei der letzten Kontrolle keine Beanstandung der Tierhaltung feststellen", teilt das Landratsamt als zuständige Behörde mit. Zustände wie auf den Bildern von Manfred Digel, die der Redaktion vorliegen, habe das Veterinäramt vor Ort so nicht angetroffen, versichert die Pressesprecherin.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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