Brettener Initiative „Wohnraum für alle“ begegnet der Wohnungsnot
Wohnraum verzweifelt gesucht
Bretten (ger) Wer eine Wohnung sucht, hat es heutzutage schwer. Der Markt scheint auch in Bretten und der Region wie leergefegt. Und was vermietet oder verkauft wird, ist häufig sehr teuer. Gerade Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehende, kinderreiche Familien oder von Altersarmut Betroffene stehen oft vor fast unlösbaren Problemen bei der Wohnungssuche. Auf der anderen Seite weiß aber fast jeder von leerstehenden Wohnungen oder Häusern. Die Initiative „Wohnraum für alle“ des Diakonischen Werks und der evangelischen Kirchgemeinde in Bretten sowie öffentlichen Trägern setzt genau hier an. Sie möchte leerstehenden Wohnraum finden und dabei unterstützen, ihn für Menschen, die nur schwer Zugang zum Wohnungsmarkt erhalten, bereitzustellen.
Dauerhafte Begleitung des Mietverhältnisses
Zentral ist dabei die Idee, das Mietverhältnis nicht nur anzubahnen, sondern auch dauerhaft zu begleiten. Wer Wohnraum für die Initiative zur Verfügung stellt, bekommt Hilfe bei der Suche nach dem Wunschmieter. Ehrenamtliche Wohnungspaten sind beim Kennenlernen von Mieter und Vermieter dabei und begleiten das Mietverhältnis, indem sie als Ansprechpartner für beide Parteien da sind sowie die Mieter auch regelmäßig in der Wohnung besuchen.
Mietausfälle und Kautionen können aus Fonds aufgefangen werden
Initiatoren sind das Diakonische Werk und die evangelische Kirchgemeinde in Bretten sowie die Dr. Gaide-Stiftung. „Es war überhaupt kein Problem, noch mehr Partner für das Projekt zu finden“, berichtete Achim Lechner, Dienststellenleiter des Diakonischen Werks in Bretten. Die Brettener Stadtwerke, die Städtische Wohnungsbau GmbH, die Stadt Bretten, der evangelische Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal sowie die römisch-katholische Kirchgemeinde Bretten-Walzbachtal sind mit im Boot. Am heutigen Dienstag, 5. November, unterzeichneten die acht Partner den Vertrag für die Initiative. Sie stehen dem Projekt aber nicht nur mit Rat und Tat zur Seite. Jeder Partner zahlt auch zu Beginn 2.500 Euro in einen Fonds ein, aus dem bei Bedarf Mietausfallzahlungen oder Mietkautionen übernommen werden. Zudem sollen die Mieter in den Rechten und Pflichten eines Mietverhältnisses geschult werden.
Projekt für fünf Jahre sichergestellt
Koordiniert wird „Wohnraum für alle“ von Stefan Murr von der Diakonie in Bretten. Eine 25 Prozent-Stelle wurde extra für dieses Projekt geschaffen. Die Dr. Gaide-Stiftung finanziert diese Stelle für fünf Jahre. „Damit können wir das Projekt in Ruhe wachsen lassen“, zeigte sich Rüdiger Heger, Geschäftsführer des Diakonischen Werks im Landkreis Karlsruhe, dankbar. Peter Leinberger, Neffe der Stiftungsgeber, bestätigte, dass das Projekt genau im Sinne von Dr. Eugen Gaide und seiner Frau Margot sei. 2014 hatten die Gaides ihr Vermögen an die evangelische Kirchengemeinde Bretten vermacht, mit dem Auftrag, es in eine Stiftung zu überführen und innerhalb von zehn Jahren für bedürftige Familien zu verbrauchen, unabhängig von deren Glauben, Alter oder Herkunft.
Leerstand möglicherweise im dreistelligen Bereich
Gerd Lehmann, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbau-Gesellschaft, unterstrich den Bedarf an Wohnraum mit leider eindrucksvollen Zahlen. 2017 haben der Wohnungsbau Bretten 70 Wohngesuche vorgelegen, aktuell seien es fast fünfmal so viele, nämlich 341. Aufgrund einer Erhebung in einer vergleichbaren Gemeinde schätze er den Leerstand in Bretten auch auf „eine gut dreistellige Zahl“. Die möglichen Ursachen von Leerstand, die Murr mit Furcht vor Mietausfall, Vandalismus und Auseinandersetzungen sowie der finanziellen Unabhängigkeit umschrieben hatte, fügte Lehmann noch die Arbeit hinzu, die das Vermieten mache. „Da tropft mal ein Wasserhahn, man muss sich um die Rauchmelder kümmern, Formulare ausfüllen, die Abrechnungen machen und mehr.“ Umso erfreuter zeigte sich Heger, dass Lehmann sich auch schon bereit erklärt habe, als Privatmann ehrenamtlich als Wohnungspate zu fungieren.
Murr betonte nochmals, dass die qualitätsvolle Begleitung des Mietverhältnisses über einen längeren Zeitraum ganz klar im Zentrum des Projekts stehe. "Wir wollen uns Vertrauen und einen guten Ruf erarbeiten." Hoffnungsfroh zeigte sich der Brettener Bürgermeister Michael Nöltner: „Das Anbahnen dieses wichtigen Projekts hat reibungslos funktioniert. Mit den Partnern haben wir ein gutes Gesamtnetzwerk. Daher hoffen wir jetzt auf einen guten Start!“
Info: Die Initiative sucht Wohnraum sowie ehrenamtliche Wohnungspaten. Unverbindliche Informationen gibt es beim Diakonischen Werk in Bretten, Stefan Murr, Telefon 075252/58690-46 oder -0, stefan.murr@diakonie-laka.de.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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