Der Geschäftsführende Schulleiter und Schulleiter der Schillerschule in Bretten geht in Ruhestand
Wolfgang Mees prägte sozialpädagogische Ausrichtung der Schillerschule

Noch bis Freitag, 30. Juli, ist Wolfgang Mees Schulleiter der Schillerschule. | Foto: bea
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  • Noch bis Freitag, 30. Juli, ist Wolfgang Mees Schulleiter der Schillerschule.
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Bretten (bea) Er geht. Seit dem 1. Juli 2010, einem Monat vor Schuljahresende, war Wolfgang Mees Rektor an der Schillerschule in Bretten. Nun geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Im Interview mit der Brettener Woche berichtet Mees über seine Erlebnisse in der Vergangenheit und seine Pläne für die Zukunft.

Jetzt ist es soweit, Sie verlassen die Schillerschule. Wie geht es Ihnen dabei?
Mees: Es ist ein komisches Gefühl. Man hat gewisse Spuren in der Schule hinterlassen. Als ich am Montag die Computerräume aufgeräumt habe, ist mit eingefallen, was ich in dem Raum gemacht habe. Klar ist aber auch, dass meine Zeit vorbei ist und jemand anderes meine Arbeit übernehmen muss. Diese Person muss sich dann auch zurechtfinden können, daher ist es schade, dass meine Übergabe nur über den Konrektor zu dem neuen Rektor stattfinden kann. So gesehen sind wir ja ein pädagogischer Großbetrieb. Dabei könnte es sich kein wirtschaftlich handelnder Großbetrieb leisten, die Geschäftsleitung so zu übergeben. Andererseits spüre ich, dass gewisse Dinge nicht mehr an mich herankommen.

Warum sind Sie Lehrer geworden?
Ich habe einen sehr schönen Beruf gewählt, der aus zwei Hobbys entstanden ist. Seinerzeit hat ein innovativer Pfarrer und von der Straße geholt und einen Jugendclub gegründet, den ich dann geführt habe. So ist bei mir die soziale Ader entstanden. Im Privaten habe ich an jeglicher Technik, die mir in die Finger kam, herumgebastelt. Ich habe nie Kinderbücher gelesen, dafür Fachbücher. Eines Tages wurde ich in die Pädagogische Hochschule in Karlsruhe mitgenommen, weil es dort eine Bastelmöglichkeit gab. Dort hat mir gefallen, dass man als Lehrer immer mit jungen Menschen zu tun hat und so habe ich mich für den Beruf entschieden und sogar das beste Staatsexamen abgelegt. Dabei war ich schulisch schlecht, auch im Benehmen. Ich hatte eben andere Interessen und der Groschen muss bei jedem selbst gefallen sein.

Welchen Stellenwert hatte die Schule für Sie? Gehen Sie mit einem lachenden Auge oder werden Sie die Schule auch vermissen?
Mees: Ich gehe freudig und mit keinem weinenden Auge. Wir, also das Kollegium und ich, haben die Schule gemeinsam richtig gut aufbauen können. Bei uns haben die Schüler unterschiedliche Aufgaben. So müssen die 10. Klässler zum Beispiel Lehrkräfte bei der Aufsicht unterstützen. Alle 7. Klässler müssen den Schulsanitätsdienst erlernen, das hat den positiven Nebeneffekt, dass die Schüler den Schein auch für ihren Führerschein benutzen können. Zwar gibt es auch Schüler bei uns, die selbstständig arbeiten können, doch wir haben hier hauptsächlich andere Herausforderungen zu bewältigen. Mit reiner Bildung kann man bei manchen Kindern nichts mehr erreichen. Doch durch Freude an der Schule, dem Treffen von Freunden in der Schule und durch gemeinsame Erlebnisse kann man zur Ruhe im Klassenzimmer und dadurch zur Vermittlung von Bildung kommen. Dazu gehört auch mal eine Wanderung zu unternehmen und sich miteinander zu beschäftigen. Ein früherer Rektor hat mal zu mir gesagt, dass eines meiner Klassenzimmer so aussieht wie ein Wohnzimmer. Doch nach der Umgestaltung durch die Kinder waren sie nicht mehr im Schulhaus unterwegs und haben dort ihr Unwesen getrieben. Solche Dinge habe ich schon in den 90er Jahren gemacht und daraus gelernt. Das sind meine Erfahrungswerte. Schön ist es Jahre später einen Dank von einigen Schülern zu bekommen, dafür dass man ihnen früher auf den Füßen gestanden ist und sie so etwas erreichen konnten.

Welchen Stempel haben Sie der Schule aufgedrückt und die Schule Ihnen?
Mees: Die sozialpädagogische Ausrichtung der Schule habe ich ihr mitgegeben. Bildungspläne sind das Pflichtprogramm, doch das Hauptmerkmal bei der Führung der Schillerschule ist der Sozialbereich. Denn Schüler, die nicht sozial sind, brauchen Förderung. Ein Schulleiter kann viel sehen, doch eine Notwendigkeit müssen auch die Lehrkräfte sehen. In der Schillerschule hatten wir viele Sportfeste und das Neujahrsfrühstück, die das Miteinander unterstützt haben. Am Valentinstag konnten die Schüler eine Rose kaufen und sich bei einem anderen Schüler oder Lehrer bedanken und so zeigen, dass sie ihn als Menschen wertschätzen. Da gab es in der Vergangenheit schon so manche Überraschung unter den Schülern. Auch das sind Erfahrungswerte. Diese Dinge müssen künftig unbedingt wiederbelebt und fortgeführt werden.

Sie waren zwei Jahre lang Geschäftsführender Schulleiter, was hat das Amt für Sie bedeutet?
Mees: Noch mehr Verantwortung. Hinzu kamen Nachfragen zu schulrechtlichen Dingen von den Grundschulen, Hilfestellungen und Tipps. Zudem gab es etliche Dinge mit dem Schulträger - der Stadt Bretten - zu besprechen, von der Arbeitsbeschreibung eines Hausmeisters bis zu Arbeitszeiten im Sekretariat. Und alles, was nicht erledigt war, tauchte bei mir in der nächsten Tagesordnung wieder auf.

Als Rektor mussten Sie die Coronapandemie zum Abschluss Ihres Berufslebens miterleben. Was bedeutete das für Sie?
Mees: Corona war eine Katastrophe. Vieles, wofür die Schillerschule stand, ist weggebrochen. Uns war schon im Vorfeld klar, dass das Fernlernen nicht funktioniert. Einfach nur Laptops ausgeben funktioniert nicht, wenn Schüler zuhause kein Internet haben und so nicht am Unterricht teilnehmen können. Daher mussten wir mit Briefen arbeiten und auch mal Postbote spielen. Das wird über Jahre auch noch so bleiben. Aber das Sozialverhalten der Schüler kann man durch keinen Computer vermitteln, das ist ein Pandemieproblem. Da ist eine freiwillige Lernbrücke zum Nachholen von Unterrichtsstoff auch nicht zielführend. Jede Klasse sollte im nächsten Jahr lieber zwei Unterrichtsstunden mehr erhalten, in denen der Lernstoff aufzuholen ist. Heute ist das große Manko im Bildungsplan, dass bereits morgen wieder alles ausgehebelt sein kann, was jetzt noch gilt. Ich habe neun Bildungspläne miterlebt und dabei hat jeder Minister sein eigenes Süppchen gekocht. Letztendlich ist eins plus eins doch zwei geblieben. Früher war das Gute, dass man erheblich mehr Zeit hatte, um Dinge auszuprobieren, Erfahrungen damit zu sammeln und an den Stellschrauben zu drehen. Meine Schüler waren immer Versuchskaninchen. Daher wünsche ich dem Bildungssystem, dass es Bestand hat, egal wie.

Was war das Schönste und das Schlechteste, das Sie in Ihrer Schullaufzeit erlebt haben?
Mees: Das Schlechteste ist der zwischenmenschliche Umgang mancher Kollegen und Schüler untereinander. Das Highlight sind gute Leistungen und Freundlichkeit, die von Schülern zurückkommt und der respektvolle Umgang miteinander. Man muss auch den Mut haben sich bei jemanden für sein Verhalten zu entschuldigen, das gehört dazu.

Was steht künftig auf Ihrem Stundenplan?

Mees: Zuerst werde ich mich ausruhen und viel Schlaf nachholen. Bislang bin ich um vier Uhr aufgestanden und habe ab fünf Uhr meine Kreativzeit am Computer zu Hause genutzt. Nach dem Schultag habe ich zuhause das erledigt, wozu ich in der Schule nicht gekommen bin. Das zehrt auf Dauer. Daher freue ich mich darauf künftig etwas länger zu schlafen und mehr über meine Zeit bestimmen zu können. Das werde ich sehr genießen, egal was ich mache, ob ich ein Buch lese oder mich ins Café setze. Dazu kommt noch die Pflege meiner Mutter und meine Enkel sind auch zu kurz gekommen. Außerdem möchte ich den Umgang mit Linux lernen und drei Oldtimer, die bewegt werden wollen, warten auch noch auf mich. Zudem will ich mein persönliches Ziel - mit dem Rauchen aufzuhören - mithilfe von Sport erreichen.

Vielen Dank Herr Mees, wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft und viel Kraft, bei der Umsetzung Ihrer Vorhaben.

Noch bis Freitag, 30. Juli, ist Wolfgang Mees Schulleiter der Schillerschule. | Foto: bea
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Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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