Was hilft, wenn Osteoporose die Knochen mürbe macht?
Krankheitssymptom Knochenbruch
Sie geben unserer Haltung Stabilität, schützen innere Organe, sorgen zusammen mit Muskeln, Bändern und Sehnen für Beweglichkeit und können enorme Belastungen aushalten: unsere Knochen. Über 200 von ihnen bilden das menschliche Skelett, das uns Tag für Tag zuverlässig stützt. Bricht ein Knochen, so ist meist eine sehr hohe Belastung, zum Beispiel bei einem Unfall, der Grund. Doch ein Knochenbruch kann auch das Symptom einer Erkrankung sein: Bei einer Osteoporose sind die Knochen in ihrer Substanz so geschwächt, dass schon geringe Kräfte einen Knochenbruch verursachen können. In diesen Fällen kommt es darauf an, den Bruch als Knochenschwundfraktur zu diagnostizieren, den weiteren Abbau der Knochensubstanz möglichst zu stoppen und zusätzliche Brüche zu verhindern. Über die Entstehung, Diagnose und Behandlung der Osteoporose informieren Fachärztinnen und Fachärzte anlässlich des Welt-Osteoporose-Tags 2020 (20. Oktober) am Lesertelefon.
Der Knochenbruch als Warnsignal
Entscheidend für die Stabilität der Knochen ist neben anderen Faktoren ihre Dichte, die jedoch mit dem Alter auch bei gesunden Menschen stetig abnimmt. Erst wenn die Knochendichte unter einen kritischen Wert absinkt, spricht man von einer Osteoporose. Frauen sind stärker betroffen als Männer, besonders ab dem 50. Lebensjahr, da sich der Knochenabbau bei ihnen wegen hormoneller Veränderungen in den Wechseljahren beschleunigt. Das Problem: Eine Osteoporose verursacht zunächst keine Beschwerden – bis zum ersten Knochenbruch. Und der ereignet sich oft unbemerkt. So können zum Beispiel Wirbelkörper brechen, was zu einer Deformierung der Wirbelsäule führt. Die Folge sind chronische Rückenschmerzen, die jedoch selten als Anzeichen einer Osteoporose erkannt werden. Nach Angaben der International Osteoporosis Foundation (IOF) werden zwei Drittel aller Wirbelkörperbrüche nicht klinisch untersucht . In anderen Fällen führen schon geringe Belastungen wie das Anheben eines Gegenstands, das Abstützen oder Abfangen des Körpers zu einem Bruch. Typische Stellen für durch Osteoporose bedingte Knochenschwundfrakturen sind neben Wirbelkörpern vor allem Handgelenk, Oberarmknochen, Rippen, Hüft- und Oberschenkelknochen. Doch sowohl die Betroffenen selbst als auch behandelnde Ärzte sehen oftmals den Zusammenhang zwischen Knochenbruch und Osteoporose nicht – mit möglicherweise gravierenden Folgen.
Sichere und frühzeitige Diagnose ist entscheidend
Wird die Osteoporose trotz einer Knochenschwundfraktur nicht konsequent behandelt, beschleunigt sich der Abbau der Knochensubstanz ungebremst weiter. Das Risiko für weitere Verletzungen steigt, insbesondere für Brüche von Wirbelkörpern, Hüft- oder Oberschenkelhalsknochen. Vor allem ältere Menschen erholen sich von einer solchen Fraktur oft nicht vollständig. Nach Angaben der IOF wird ein Drittel der Patienten nach einer Hüftfraktur dauerhaft pflegebedürftig. Unabhängig vom Alter zählen Einschränkungen in Beruf und Alltag sowie erhebliche Einbußen in der Lebensqualität zu den möglichen Folgen einer nicht behandelten Osteoporose. Die rechtzeitige Erkennung und der frühestmögliche Beginn der Therapie sind daher immer auch vorbeugende Maßnahmen, um das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs einzudämmen.
Wissenslücken erschweren Versorgung
Voraussetzung dafür ist eine hohe Aufmerksamkeit für das Warnsignal Knochenbruch auf Seiten der Betroffenen und der behandelnden Ärzte. Eine vom pharmazeutischen Hersteller UCB initiierte, EU-weite Umfrage unter 965 Osteoporose-Patientinnen im Alter über 60 Jahren zeigte im vergangenen Jahr, dass hier Nachholbedarf besteht: 22 Prozent der befragten Frauen gaben an, wenig oder sehr wenig über ihre Erkrankung zu wissen; 44 Prozent verfügten über wenig oder gar kein Wissen über Knochenschwundfrakturen. Trotz der diagnostizierten Osteoporose wurden 56 Prozent der Befragten von ihrem Arzt nicht über das Risiko von Knochenbrüchen informiert. Sieben von zehn Betroffenen wurde mitgeteilt, eine Osteoporose sei ein Teil des normalen Alterungsprozesses und erfordere lediglich mehr Vorsicht im Alltag. Einem Bericht der Fachzeitschrift Medical Tribune zufolge wird in Deutschland nur jeder fünfte Osteoporose-Patient gemäß der aktuellen Leitlinien behandelt .
Expertinnen und Experten am Lesertelefon
Kann mein Knochenbruch ein Anzeichen für eine Osteoporose sein? Wie hoch ist mein persönliches Osteoporose-Risiko? Kann man eine Osteoporose frühzeitig erkennen? Was passiert bei einer Knochendichtemessung? Wie sieht die Therapie bei Osteoporose aus? Wie stärke ich meine Knochen? Wie reduziere ich das Sturzrisiko im Alter? Wo finde ich einen Spezialisten für Osteoporose? Alle Fragen rund um das „Warnsignal Knochenbruch“, die Vorbeugung und leitliniengerechte Behandlung der Osteoporose beantworten diese Expertinnen und Experten am Lesertelefon:
• Dr. med. Christiane Karrenberg; Niedergelassene Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie; Osteologin DVO; Sportmedizin, Chirotherapie, Akupunktur; Osteologisches Schwerpunktzentrum DVO; Rösrath
• Dr. med. Friederike Thomasius; Osteologin DVO, Innere Medizin, Koordinatorin der Leitlinienkommission Osteoporose des DVO (Dachverband Osteologie e.V.); Frankfurter Hormon- und Osteoporosezentrum; Frankfurt/Main
• Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel; Fachärztin für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin; Osteologin DVO; Orthopädie im Reichsgraf, Ambulantes osteologisches Schwerpunktzentrum DVO; Coburg
• Dr. Thorsten Freikamp; Geschäftsführer des Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V.; Düsseldorf
Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 15. Oktober von 16 bis 19 Uhr. Der Anruf unter 0800 – 5 33 22 11 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
Osteoporose – das Wichtigste im Überblick
Osteoporose ist eine chronische Erkrankung der Skelettknochen, die auf eine niedrige Knochenmasse und eine Schwächung der Knochenstruktur zurückzuführen ist. Die Knochen werden porös und brüchig. Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Osteoporose. Die primäre Osteoporose ist hormonell bedingt und macht rund 90 Prozent aller Fälle aus: Bei Frauen kommt es während und nach den Wechseljahren zu einem starken Rückgang der Östrogenproduktion, bei Männern sinkt mit dem Alter der Testosteronspiegel. Die sekundäre Osteoporose ist immer die Folge einer anderen Erkrankung oder deren Behandlung mit bestimmten Medikamenten.
Risikofaktoren
Neben nicht beeinflussbaren Größen wie Alter, Geschlecht und Veranlagung gilt vor allem der Lebensstil als Risikofaktor. Bewegungsmangel, Ernährung, Alkoholkonsum und Rauchen erhöhen das Osteoporose-Risiko. Wer sich hingegen ausgewogen ernährt und Knochen und Muskulatur durch regelmäßige Bewegung und Sport fordert, kann einer Osteoporose vorbeugen.
Zahlen, Daten, Fakten
• Die Osteoporose zählt zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit
• In Deutschland leiden schätzungsweise rund sechs Millionen Menschen an Osteoporose
• 80 Prozent der Osteoporose-Patienten sind Frauen
• Weniger als ein Viertel aller Fälle werden frühzeitig diagnostiziert und behandelt
• Über 90 Prozent der Patienten mit Oberschenkelhalsbruch haben eine verminderte Knochendichte
• 20 Prozent der Patienten werden nach einem Oberschenkelhalsbruch zum Pflegefall
Quelle: Bundeselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
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