Mit der Beratungskompetenz der Apotheken
Selbstmedikation – mit Sicherheit

Patrick Heinz, Geschäftsführer der Deutschen Gesundheitshilfe DGH  | Foto: privat
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Für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, gerade auch was die eigene Gesundheit anbelangt, das ist für immer mehr Menschen eine Selbstverständlichkeit. Doch was ist sinnvoll, was zielführend und was eventuell sogar riskant? Wir sprachen mit Patrick Heinz, Geschäftsführer der Deutschen Gesundheitshilfe DGH, über Möglichkeiten und Grenzen einer verantwortungsvollen Selbstmedikation und über die Bedeutung der Beratungskompetenz der Apotheken vor Ort.

Herr Heinz, sind die rezeptfreien Arzneimittel Mittel zweiter Klasse?
P. Heinz: Auf keinen Fall. Rezeptfreie sind wie rezeptpflichtige Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen und unterliegen damit den gleich hohen Anforderungen an Wirksamkeit und Qualität. Sie werden erst dann von der Rezeptpflicht befreit, wenn sich ihre Verträglichkeit als so gut erwiesen hat, dass sie im Sinne der Selbstbehandlung als sicher und geeignet bewertet werden. Einige rezeptfreie Arzneimittel haben es bei bestimmten Erkrankungen ja sogar in die „ärztlichen Leitlinien“ geschafft – in die offiziellen Empfehlungen der obersten wissenschaftlichen Ärztegremien.

Was hat es mit dem „Grünen Rezept“ auf sich?
P. Heinz: Damit können Ärztinnen und Ärzte rezeptfreie Medikamente empfehlen. Zwar müssen diese Arzneimittel in aller Regel von den Patienten selbst bezahlt werden, einige Krankenkassen erstatten jedoch in bestimmten Fällen die Kosten. Bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen, kann sich also lohnen. Auf jeden Fall ist dieses Grüne Rezept ein weiterer Beweis für die Sinnhaftigkeit rezeptfreier Arzneimittel.

Welche Beschwerden werden denn hauptsächlich per Selbstmedikation behandelt?
P. Heinz: Die Schwerpunkte liegen unter anderem bei Erkältungen, Allergien, Kopfschmerzen, Magen-/Darmbeschwerden oder auch Muskel- und Gelenkschmerzen. Übrigens haben im Jahr 2021 gut 60 Prozent der Bevölkerung rezeptfreie Arzneimittel zur Vorbeugung oder Behandlung leichter gesundheitlicher Beschwerden und Erkrankungen verwendet.

Wo liegen aus Sicht der Deutschen Gesundheitshilfe die Vorteile einer Selbstmedikation?
P. Heinz: Auf mehreren Ebenen. Erstens ist da natürlich der individuelle Nutzen, gesund zu werden und zu bleiben. Darüber hinaus vermeidet jede erfolgreiche Selbstmedikation aber auch den Gang in die Arztpraxis. Dies spart nicht nur den Praxen und Patienten wertvolle Zeit, sondern dem gesamten Gesundheitssystem knappe Ressourcen und Kosten.

Nun ist es ja schön und gut, wenn Menschen ihre Gesundheit in die eigenen Hände nehmen. Sie sehen aber auch klare Grenzen. Warum?
P. Heinz: Weil es schwer ist, in Zeiten von Doktor Internet seriöse von unseriösen Informationsquellen zu trennen. Es stellen sich viele Fragen. Zum Beispiel: Für welche Präparate zur Selbstmedikation gibt es wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise, wie hoch ist das Risiko von Wechselwirkungen mit anderen, möglicherweise parallel eingenommenen Medikamenten? Da muss jemand den Überblick behalten, jemand mit heilberuflicher Kompetenz.

Vermutlich deshalb betont die Deutsche Gesundheitshilfe immer wieder die Bedeutung der Apotheken, richtig?
P. Heinz: Genau. Die Apotheken vor Ort können dank ihrer heilberuflichen Kompetenz Möglichkeiten und Grenzen der Selbstmedikation sehr gut einschätzen und bei Bedarf auch zum Arztbesuch raten. Dadurch werden die Risiken einer Fehlbehandlung vielfach vermieden. Das ist auch der Grund, warum wir eine Apothekenpflicht für rezeptfreie Arzneimittel betonen.

Seit Kurzem gibt es die sogenannten Apotheken-Bestellplattformen. Wo liegt ihr Vorteil?
P. Heinz: Heute müssen Kompetenz und Sicherheit zunehmend Hand in Hand gehen mit Geschwindigkeit und Komfort. Dafür sind die Apotheken-Bestellplattformen perfekt geeignet. Mit ihnen lassen sich bequem Arzneimittelbestellungen an die vertraute Apotheke vor Ort übermitteln, egal ob von zu Hause aus oder auch per App von unterwegs – sorgfältig kontrolliert von qualifiziertem pharmazeutischem Fachpersonal – und dann zeitnah direkt nach Hause geliefert.

Die Bedeutung der Apotheken vor Ort wird zur Zeit ja auch politisch betont.
P. Heinz: In der Tat. Bis 2026 soll es in mindestens 60 Prozent der hausärztlich unterversorgten Regionen eine Anlaufstelle für assistierte Telemedizin – im besten Fall in den lokalen Apotheken – geben. Das sieht jedenfalls ein kürzlich veröffentlichtes Strategiepapier des Bundesgesundheitsministeriums vor. Viele Gründe also, die Kompetenz und Nähe der Apotheken vor Ort zu erhalten.

Autor:

Kraichgau News Ratgeber aus Bretten

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