Interview mit Brettens jüngster Stadträtin: „Für einen Versuch lief es erstaunlich gut“
Isabel Pfeil, die jüngste Stadträtin in Bretten (CDU), spricht im Interview mit der Brettener Woche/kraichgau.news über ihre Doppelfunktion im Gemeinderat und verrät, welche Themen sie bewegen.
Welchen Stellenwert hat die Lokalpolitik für Sie?
Mein Opa war 27 Jahre lang im Gemeinderat tätig. Deshalb habe ich über ihn sehr viel über die lokale Kommunalpolitik mitbekommen. Die Gespräche darüber haben mich immer interessiert. Ich war aber auch sehr neugierig – ich wollte immer mehr wissen.
Wie blicken Sie auf die Aufstellung in den Gemeinderat zurück?
Das hat sich 2011 aus der Bewerbung zum Jugendgemeinderat ergeben, als ich 15 war. Dann habe ich mich Ende 2014 für den Gemeinderat aufstellen lassen und letztendlich das ganze Wahlverfahren mitgemacht. Mit 2800 Stimmen kam ich glücklicherweise auf den Listenplatz. Der Gemeinderat hat dann einstimmig beschlossen dass ich für Oliver Haas, der jetzt als vertretender Feuerwehrkommandant arbeitet, nachrücke.
Die Euphorie und der Spaß an Politik haben mich bis hier her geführt. Denn eigentlich bin ich ohne große Erwartungen an die ganze Sache rangegangen. Ich habe es einfach versucht und für einen Versuch lief es erstaunlich gut.
Parallel dazu lief auch die neue Wahlperiode des neuen Jugendgemeinderates, oder?
Richtig. Deshalb wäre ich auch gar nicht traurig gewesen, wenn es nicht sofort mit dem Einzug in den Gemeinderat geklappt hätte. Denn ich konnte mich ja weiterhin im Jugendgemeinderat engagieren. Und dann dachte ich, vielleicht klappt es mit dem Nachrücken irgendwann. Und so kam es dann ja auch.
Wie war Ihr erster offizieller Tag als Satdträtin?
Der fand ganz offiziell am 24. Januar während der Haushaltsklausurtagung statt. Es war unglaublich aufregend – wie ein neues Kapitel, das begann. Die Atmosphäre war zum Schluss sehr feierlich und ich freue mich auf alles Weitere in der Zukunft. Mein persönliches Highlight des Abends: Die Übergabe unseres Equipments, unter anderem ein Tablet. Das finde ich ganz toll, da es so ökologisch ist. Dadurch spart man unglaublich viel Papier. Das ist eine moderne Arbeitsweise.
Welche Themen bewegen Sie?
Momentan interessiert mich besonders die Weißhofer Galerie. Es wäre schön, wenn dort etwas reinkommt, das viele Schichten der Bevölkerung anspricht, vor allem die Jugend. Wir als Gemeinderäte haben die Aufgabe, wichtige Entscheidungen zu treffen. Deshalb dürfen wir nicht vergessen, allen Bürgern zuzuhören.
Auch als Stadträtin gilt Ihre Aufmerksamkeit also vorrangig den Jugendlichen?
Genau. Ich will der direkte Ansprechpartner, aber auch das Sprachrohr des Jugendgemeinderats sein. Denn als Gemeinderätin kann ich einen direkten Bezug zum Gemeinderat herstellen. Das gab es vorher nicht, ist jetzt aber möglich. Gerade bin ich sogar bis November in beiden Ämtern, also sowohl im Gemeinderat als auch im Jugendgemeinderat, tätig.
Das ist das Spannende: So bin ich zum Beispiel mit einem Mitarbeiter der Stadt für den Skaterpark am Grüner unterwegs, weil er umstrukturiert werden soll. Das Wissen, das sich aus dieser Besichtigung ergibt, kann ich dann direkt im Gemeinderat einbringen. So kann sich die Wirkung effizient entfalten. Denn ich wünsche mir, dass die Themen, die die Jugend betreffen, nicht nur angesprochen, sondern auch umgesetzt werden.
Was sind Ihre konkreten Ziele für die kommende Amtszeit?
Ich möchte zum Beispiel im Auge behalten, welche Veranstaltungen im Zuge des Jubiläums gut angenommen werden. So kann man sich überlegen, welche Aktionen die Stadtverwaltung für die Zukunft beibehalten kann. Ein guter Veranstaltungskalender, das ganze Jahr über, das wäre erstmal schön. Ich denke aber eher in kleinen Schritten. Wenn ich sage, in fünf Jahren soll dies und jenes erreicht sein … das ist immer schwierig. Da mache ich mich angreifbar.
Ein guter Veranstaltungskalender wäre auch eine Bereicherung für die Innenstadt.
Natürlich. Ein ansprechender Veranstaltungskalender könnte den Pol mehr in die Innenstadt lenken. Dass die Innenstadt belebter wird ist ein wichtiges Thema für die Jugendlichen. Wir haben einmal eine Party im leerstehenden Schneider organisiert. Das kam super an und man konnte erkennen: Die Nachfrage an solchen Veranstaltungsorten ist groß, auch um Anwohner nicht zu stören.
Was würde Bretten noch gut tun?
Bessere, öffentliche Verkehrsanbindungen.
Welche Erwartungen stellen Sie an den Oberbürgermeister?
Dass Herr Wolff weiterhin zu einer offenen Diskussionskultur beiträgt. Und dass er seine Vorsätze, was die Jugendarbeit betrifft, beibehält.
Sie sind die jüngste Stadträtin. Gibt es etwas, bei dem Sie denken: „Da fühle ich mich etwas unsicher“?
Bei den sogenannten Stellungnahmen habe ich noch meine Hemmungen. Jede Partei muss bei der Gemeinderatssitzung Stellung zur Tagesordnung beziehen. Und da will ich versuchen, wirklich gute Aussagen zu machen. Da habe ich noch ein paar Unsicherheiten. Aber die Stellungnahme soll letztendlich gut und sicher klingen. Deshalb habe ich schon zwei Rhetorik-Seminare machen dürfen. Das war sehr spannend. Da lernt man, wie man auch mal spontan was sagen kann.
Sehen Sie sich, aufgrund Ihres Alters, als Einzelkämpferin?
Auf keinen Fall. Um etwas durchzusetzen, muss schon die ganze Partei dahinter stehen.
Die Fragen stellte Brettener Woche/kraichgau.news-Redaktionsvolontärin Havva Keskin.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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