"Sicherheit bleibt rund um die Uhr gewährleistet"
Polizeiposten in Walzbachtal wird geschlossen

Der Polizeiposten in Walzbachtal soll in absehbarer Zeit geschlossen werden. Foto: kuna
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Walzbachtal (kuna) Den Polizeiposten in Walzbachtal wird es in Zukunft voraussichtlich nicht mehr geben. Der Leiter der Karlsruher Schutzpolizei, Gustav Zoller, erklärte dem Gemeinderat am Montagabend, 12. Juni, dass er die Schließung des Postens in die Wege leiten und einen entsprechenden Antrag im Innenministerium einreichen werde.

Personalmangel wird zunehmend zum Problem

„Es ist niemand begeistert darüber, den Posten zu schließen“, erklärte Zoller. Doch die Tatsache, dass die Polizei zunehmend mit Personalmangel zu kämpfen habe und viele Mitarbeiter in Teilzeit arbeiten würden, sei in vielen Posten des Landkreises ein schwerwiegendes Problem.

Posten nur mittwochs geöffnet

Derzeit ist der Polizeiposten in Walzbachtal noch geöffnet und mit zwei Beamten besetzt, seit August 2022 allerdings nur mittwochs von acht bis zwölf Uhr. An allen anderen Tagen ist das Polizeirevier Bretten für die Gemeinde zuständig. „Wir haben den Posten für sechs Monate eng begleitet“, führte Zoller aus. In dem halben Jahr habe es 27 Öffnungstage mit 41 Besuchen von Bürgern und 52 Telefonanrufen gegeben. Das entspreche durchschnittlich 1,5 Besuchen sowie 1,9 Anrufen pro Öffnungstag.

Online-Anzeigen nehmen zu

Zoller schloss aus diesen Zahlen, dass die Mitarbeiter nicht ausreichend ausgelastet seien. Mit nur zwei Beamten sei die Polizei außerdem nicht interventionsfähig. Ein weiterer Trend sei auch die erhebliche Zunahme an Online-Anzeigen. Um diese zu bearbeiten, sei eine Umstrukturierung der Polizei notwendig, da die online eingegangenen Anzeigen zentral aufgenommen werden sollen.

Polizeirevier Bretten bleibt für Walzbachtal zuständig

„Die Sicherheit bleibt rund um die Uhr gewährleistet“, versicherte Zoller mit Blick auf die Schließung des Postens. Im Polizeirevier Bretten, das weiterhin für Walzbachtal zuständig bleibe, würde es eine ausreichende Anzahl an Beamten geben. Darüber hinaus seien auch die umliegenden Reviere aus Bruchsal und Karlsruhe jederzeit einsatzbereit. „Wenn etwas wäre, kommt man relativ zügig nach Walzbachtal“, so Zoller. Auch für den Streifendienst bleibe das Brettener Revier zuständig. Dieses würde zwar nicht rund um die Uhr in Walzbachtal vor Ort sein, aber bei bekannten Schwerpunkten eingesetzt werden, etwa bei der Abenddämmerung im Herbst, wenn die Zahl der Einbrüche steige.

"Gemeinde bedauert Schließung sehr"

Das genaue Datum für die Schließung ist laut Zoller aber noch nicht bekannt. Bürgermeister Timur Özcan bat darum, die Gemeinde umgehend zu informieren, sollten der Polizei nähere Informationen vorliegen. „Die Gemeinde bedauert die Schließung sehr“, so Özcan. Er drückte auch den Wunsch aus, dass die Brettener Polizei nach Schließung des Postens Präsenz in Walzbachtal zeigen werde.

Kriminalstatistik 2022: Zahl der Straftaten stabil geblieben

Ebenfalls vorgestellt wurde dem Gemeinderat die polizeiliche Kriminalstatistik 2022 für Walzbachtal. Der Leiter des Polizeireviers Bretten, Bernhard Brenner, erklärte, dass die Polizei im vergangenen Jahr 194 Straftaten aufgenommen habe. „Diese Zahl ist relativ stabil geblieben“, meinte er. Die Aufklärungsquote lag demnach bei 56,5 Prozent. Dreiviertel der Tatverdächtigen sei männlich gewesen, darunter habe es keine Kinder, 16 Jugendliche, sechs Heranwachsende und 77 Erwachsene gegeben. Nichtdeutsche Tatverdächtige hätten einen Anteil von etwa einem Drittel ausgemacht, fünf von ihnen waren Geflüchtete. Das Resümee von Brenner lautete daher: „Geflüchtete stellen für uns keine große Herausforderung dar.“

Vermögensdelikte beschäftigen "über die Maßen"

„Über die Maßen“ sei die Polizei dagegen mit Vermögensdelikten beschäftigt gewesen. Darunter fallen beispielsweise der Enkeltrick oder Betrug via WhatsApp. Die Straftaten seien zwar zahlenmäßig zurückgegangen, allerdings würden viele Fälle gar nicht in der Statistik auftauchen, da es sich um "straflose Vorbereitungshandlungen" handeln würde. Darunter fallen beispielsweise verdächtige Chatverläufe, die bei der Polizei gemeldet werden, aber noch keinen vollzogenen Betrug darstellen.

Fälle von häuslicher Gewalt und Sexualdelikte nehmen zu

Zugenommen hätten auch die Fälle von häuslicher Gewalt sowie Sexualdelikte. Dies könne laut Brenner aber auch darauf zurückgeführt werden, dass die Polizei ihre Maßnahmen in diesem Bereich „extrem intensiviert“ hätte und somit immer mehr Fälle aus dem Dunkelfeld heraustreten würden. „Brutale Fälle“ habe es laut Brenner aber nicht gegeben.

Vier Verkehrstote im Reviergebiet Bretten

Relativ unverändert sei die Anzahl der Verkehrsunfälle gewesen. Bei den Unfällen mit Leichtverletzten spielt laut Brenner der Einfluss von Alkohol eine immer größere Rolle. Als „traurigen Höchstwert“ bezeichnete er die vier Verkehrstoten im Revierbereich, wobei einer aus Walzbachtal stammte.

Keine harten Drogen in Walzbachtal

Was den Bereich der Drogenkriminalität betrifft, habe Cannabis mit 74 Prozent den größten Anteil im Reviergebiet ausgemacht. In Walzbachtal hätte es demnach „ausschließlich weiche Drogen“ gegeben, also keine harten Substanzen wie Heroin oder Kokain. Meist würden die Drogen unter Bekannten weitergegeben. „Eine Drogenszene ist in der Gemeinde nicht bekannt“, so Brenner.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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