275 Jahre Michaelsbergkapelle bei Untergrombach
Bemerkenswerte Kapelle aus dem Barock

Bruchsal-Untergrombach (kk) Untergrombach ist durch zwei Merkmale über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Als Heimstatt des Bundschuh-Ursächers Joß Fritz – und durch den Michaelsberg mit seiner weithin sichtbaren Kapelle. Und dieses Bauwerk wurde im Herbst 1744 von Fürstbischof Franz Christoph von Hutten eingeweiht. Die Anfänge der neu erbauten Kapelle gehen auf den Vorgänger von Hutten, Fürstbischof des Hochstifts Speyer Damian Hugo von Schönborn, zurück. Dieser besuchte im Jahre 1742 den Berg und war über den Zustand des alten Kirchleins entsetzt. Er regte einen Neubau an und gab dazu als Grundstock aus seiner Privatschatulle 100 Gulden, zu denen 300 Gulden aus der hochstiftlichen Bau- oder Kameralkasse dazukamen. Ein Aufruf an alle fürstbischöflichen Institutionen rechts und links des Rheins erbrachte die Restsumme zu dem 3711 Gulden Baukosten. Mit der Ausführung des Baus wurde der Werkmeister Johann Georg Stahl beauftragt.

Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes

Dieser plante den Grundriss der Kapelle in Form eines griechischen Kreuzes. Die runden Fenster und die oval gewölbte Decke sind barocke Besonderheiten der damals angewandten Baustilrichtung. Der Bruchsaler Künstler Kitschker hat 1908/1909 durch seine Deckenausmalung mit sechs Fresken den barocken Eindruck noch verstärkt. Zu jener Zeit hatte Kitschker auch die alte Obergrombacher Friedhofskapelle im Focus. Die Arbeiten auf dem Michaelsberg gestalteten sich mühselig – immerhin waren 150 Höhenmeter mit Baumaterialien durch Fuhrwerk, Handkarren oder auf der Schulter zu überwinden. Zuerst jedoch wurde die alte gotische Kapelle abgebrochen. Die Kalksteine wurden gesäubert und wieder für den Neubau verwendet. Weitere notwendige Steine wurden in den Steinbrüchen im Grombachtal gewonnen. Das Holz für Gerüst und Gebälk sowie die Dachziegel wurden durch Bauern aus dem Hochstift mit Leiterwagen auf die Bergkuppe transportiert. Die Entlohnung war pro Arbeitskraft ein „Kreuzerbrod“ und ein „1/2 Maß Wein“.

Ständiger Besitzerwechsel und Gebäudenutzung

Zur Wassergewinnung fing man das Regenwasser auf und nutzte die als „Kindlesbrunnen“ bezeichnete Quelle. Da diese Bezugsmöglichkeiten nicht ausreichten, wurde der „Grombach“ im Gewann „Seebrunnen“ angestaut und dieses so gewonnene Nass mit Kübeln und Fässern nach oben gekarrt. Nur 70 Jahre nach der Einweihung wurde sämtlicher Kirchenbesitz durch die von Napoleon 1803 eingeführte Säkularisation verweltlicht; die Kapelle fiel an den badischen Staat. Dieser verkaufte die hölzerne Innenaustattung und schrieb die Kapelle zur Versteigerung aus. In den nächsten Jahrzehnten erfolgte ein ständiger Besitzerwechsel und die Gebäudenutzung wechselte als Scheune, Schmiede und Bäckerei. Im Jahre 1855 wurde der rege Untergrombacher Pfarrer Ignaz Kling aktiv und erwarb für 800 Gulden die marode Kapelle für die Pfarrgemeinde. Mit weiteren 4800 Gulden Spendengeldern wurde das Gotteshaus renoviert. Bei der Kapelleneinrichtung wurden Kreuzaltar sowie die Seitenaltäre und die Immaculata aus der Bruchsaler Paulskirche erworben und auf den Berg gebracht. Der Grund und Boden, das sogenannte „Engelshofgut“ mit sechs Hektar 65 Ar verblieben beim Erzbistum Freiburg.

Michaelskapelle besonders bei Brautpaaren beliebt

Dreimal versuchten geistliche Orden, auf dem Michaelsberg dauernde Einrichtungen zu installieren: Von 1754 bis 1806 wagten es die Kapuziner aus Bruchsal; es folgten 1868 bis 1914 Laienbrüder um den Bruder Dominikus und als letzte die Benediktiner aus Beuron von 1924 bis 1926. Im Zweiten Weltkrieg beschoss französische Artillerie mit rund 200 Granaten den Berg. Dabei wurde die Seitenwand mit den 14 Nothelfern getroffen sowie der Altar und das Kapellendienerhaus in Brand gesetzt. Der damaligen Wirtsfamilie gelang es – nur mit Wassereimern ausgerüstet – den Brand zu löschen. Aktuell ist die Michaelskapelle besonders bei Brautpaaren beliebt und wird mit seinen Ausläufern als Wanderziel genutzt. Des Nachts ist die Kapelle angestrahlt und ist auch auf der Autobahn Bruchsal-Karlsruhe weithin sichtbar.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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