Dehoim in Kieselbronn: D´Gaißeschenner - Mundart-Gedicht von Karoline Link

Die Kieselbronner Mundart droht in Vergessenheit zu geraten. Umso bedeutsame sind Zeugnisse wie die von Bärbel Rudin 1981 mit der Gemeindeverwaltung herausgegebene Sammlung "Im Flecke on dromromm, Reimschwänke und andere Mund-Art, Zeichnungen und Fotos aus Kieselbronn", aus der auch folgendes Gedicht von Karoline Link stammt.

D´Gaißeschenner

En Metzger hat g´metzlt eme Haus,
de Nochber nützt den Gang a aus:
„Heh“, sagt er, „hasch en freie Moment?
No machsch meim fette Gaißbock e End.“

D´r Metzger sagt: „So kloine Sache
kon m´r, wenn d´Wurscht em Kessl isch, gschwenn mache.“
Die Schtonn isch komme, wo sich´s schickt,
jetzt word die Gaißbock-Sach verricht.

Der Bauer isch en schnaufige Mo
on richt dezue sein Nochber o;
sie genn metnanner zur Gaißeschtell:
„Des isch d´r Bock, i sieh´s am Fell.“

Sie packe des treue Tier am Hals,
„Komm, Dicker, Fetter, due gibsch Schmalz.“
Der Metzger hat sei Tat vollbracht
on schreit: „Au au, was henn m´r g´macht?“

„Des isch e Gaiß“, so schreit er weiter,
„e Gaiß, e Gaiß, i sieh´s am Euter.“

Die Drei genn blaß zum Gaißeplatz,
do leßt d´r Bock en hoche Satz
on denkt ganz tief em Herze drenne:
„Dir sennd on bleiwet Gaißeschenner.“

Mehr über den Kieselbronner Necknamen „Gaißeschenner“ und, wie dieser bis heute im Dorfleben lebendig ist, lesen Sie hier

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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