Dehoim in Kieselbronn: S´Dörfle - Mundart-Gedicht von Gustav Bischoff
Die Kieselbronner Mundart droht in Vergessenheit zu geraten. Umso bedeutsamer sind Zeugnisse wie die von Bärbel Rudin 1981 mit der Gemeindeverwaltung herausgegebene Sammlung "Im Flecke on dromromm, Reimschwänke und andere Mund-Art, Zeichnungen und Fotos aus Kieselbronn", aus der auch folgendes Gedicht von "gubi" alias Gustav Bischoff stammt.
S´Dörfle
Do liegt´s, des Dörfle, mäusleschtill
em glitzernasse Tau,
als ob´s no weiter schlofe will
em frühe Morgegrau.
Koi Lüftle rührt sich, on koi Wurm
duet aus em Bode schlupfe,
bloß an des Glöckle uffem Turm
duet jetzt d´r Schwengl dupfe.
A d´Göckler wisses, s´isch jetzt Zeit,
de Morge zu begrüeße,
sonscht wisse jo die Bauersleut
net, daß se uffschteh müeße.
Die Leut henn´s g´hört, sie schlupfe raus,
die Fenschterläde graunze,
on an d´Türe vor em Haus
duet a scho s´Kätzle maunze.
E Wölekle schteigt schteil en d´Hö
Scho ab on zue em Flecke,
„Pauline, heut wird´s Wetter schö,
mir dien Grombiere schtecke.“
So sagt d´r Jakob zu sei´m Weib:
„Mir derfe ons net bsenne,
du waisch jo, mir senn alte Leut,
wo nemme so recht könne.“
Des Dorf isch wach, d´r Alltag do
Met all sei´m Werke, Schaffe,
e jeder waiß sein Platz wu no,
s´hat koiner Zeit zom gaffe.
Noi weger, Ärwet hat´s grad g´nueg
An alle Eck on Ende,
em Wengert, Garte on am Pflueg
duet sie e jeder fende.
So werkle se, schtill, ohne Klag,
bis d´Glocke sie duet mohne,
e Ende hat jetzt a der Tag
für de Vatter, d´Muetter, d´Ohne.
On wieder dien die Wölkle schteil
aus de Kamine schteige,
on do on dort duet sich zum Teil
a scho e Lichtle zeige.
Sie füttere s´Vieh on esse z´Nacht,
lese de Owedsege,
on oins oms anner duet sich sacht
on leis zur Rueh begewe.
Do liegt´s des Dörfle, schtill en Rueh,
der Mond duet drüwer wache
on duet no ganz gratis dezue
e freundlich´s G´sicht nomache.
Do liegt´s, des Dörfle, am schteile Hang,
zom Tail a uff d´r Höh,
scho an de tausend Johre lang
duet´s uff dem Plätzle schteh.
Wie kuschlig sich die Häusle schare
om´s Kirchle mitte drenn,
als dät se´s schütze vor Gefahre
wie ihre Gluckerle e Henn.
E Kränzle hat´s ron om sich romm
Met Epflbömm on Kirschte,
a Zwegschte, Biere, romm on nomm,
so Sache gege´s Dürschte.
Denn d´Leutle – fleißig wie se senn,
dien gern emol oins pfetze,
drom duet e jeder recht viel Bömm
auf sei Grundschtückle setze.
So wachse se metnanner hoch,
die Bömm, d´r Durscht on d´Leutle,
sie brauche sich ennanner doch,
net bloß zum Zeitvertreidle.
Denn – s´hat jedes Deng sein Senn,
die Bömm, d´r Durscht on s´Lewe,
en jedem schteckt d´r Herrgott drenn,
er hat´s doch alles gewe.
On werre die Bömm emole alt,
laßt noch d´r Durscht beim Mensche,
no waiß m´r, daß d´r Herrgott bald
duet Feierowed wensche.
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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