Konzertlesung als Uraufführung
Ein flirrendes und mystisches Künstlerportrait

Jörg Schweizer mit Kotaro Fukuma und Michael Fürtjes. | Foto: Prokoph
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Knittlingen (szr) Literaturlesungen sind sicher vielen Lesern bekannt. Eine Konzertlesung ist aber auch etwas Besonderes, hauptsächlich wenn Werke berühmter alter Meister und Schriften bekannter Literaten auf dem Programm stehen. Für den wenig belesenen Zuhörer stellt sich die Frage, wem dabei mehr gedient ist, dem Autor des Romans, den Komponisten der musikalischen Werke oder den Interpreten. Für die Veranstaltung in Knittlingen muss man sicher den Interpreten ein ganz großes Lob ausstellen, denen ein sehr interessiertes Publikum aus der ganzen Region gegenüber saß.

Faust-Mysterium in Literatur und Musik

Die Konzertreihe „Meisterwerke der Musik“ hatte ein ganz besonderes Konzert zu Beginn der Sommerferien bereitgestellt: Das Faust-Mysterium in Literatur und Musik. Dabei geht es keinesfalls um die Literatur von Johann Wolfgang von Goethe, wie man vielleicht glauben könnte, da die Veranstaltung in dem Geburtsort des historischen „Faust“, stattgefunden hat. Viele Sagen, Romane, wissenschaftliche Abhandlungen und musikalische Kompositionen gibt es mittlerweile um dieses „Faust-Mysterium“. Auch der Schriftsteller Thomas Mann hat sich damit beschäftigt und damit auch eine Geschichtsschreibung besonderer Art hinterlassen. Bis heute gilt Thomas Mann als der Inbegriff der deutschen Literatur.

Eine Beschreibung des Tonkünstlers Adrian Leverkühn

Mit seinem Roman „Doktor Faustus“ hat er 1929 den Literaturnobelpreis bekommen. Als Pflichtliteratur kennen wir diesen Roman noch aus der Schule, der auch heute noch auf dem Lehrplan steht. Thomas Mann beschreibt in seinem Roman Doktor Faustus den Tonkünstler Adrian Leverkühn, der zur gleichen Zeit wie der Autor selbst gelebt hat, und der sich als Klavierschüler mit Beethovens Klaviersonate Nr. 31 in c-Moll op. 111 beschäftigt hat. Dieses Musikstück spielt sowohl in Thomas Manns Roman als auch bei Beethoven selbst eine zentrale Rolle. Es war die letzte Sonate, die Beethoven in seinem Leben komponiert hatte. Im Gegensatz zu den üblichen dreisätzigen Klaviersonaten hat sie nur zwei Sätze und stellt daher eine musikwissenschaftliche Herausforderung der Analyse dar.

Flirrendes und mystisches Künstlerportrait

Dieses flirrende und mystische Künstlerportrait ist angelehnt an den „Faustmytos“ und erzählt abwechslungsweise das Zeitgeschehen in Deutschland im späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Es ist die Familiengeschichte des Komponisten und Protagonisten des Romans Adrian Leverkühn. Auch Leverkühn hatte einen Bund mit dem Satan geschlossen, um zu den höheren Weihen der Kompositionen seiner Musik zu gelangen. Das "Faust"-Thema ist vielfach literarisch und musikalisch gestaltet worden. Jedoch hat Thomas Mann in seinem Roman "Doktor Faustus" Literatur und Musik miteinander verwoben. Als "Geheimer Rat", wie Mann ihn bezeichnet hatte, fungierte Theodor W. Adorno als Freund und Ratgeber in allen musikalischen Fragen. Adorno war nicht nur Philosoph, sondern auch Komponist. Er war damals Schüler des Komponisten Alban Berg.

Anspruchsvollstes Konzert der vergangenen sieben Jahre

Seit Bestehen der Konzertreihe „Meisterwerke der Musik“ in Knittlingen war dies sicher das bisher anspruchsvollste Konzert der vergangenen sieben Jahre. Diese Uraufführung als Konzertlesung wurde vorbereitet durch den japanischen Konzertpianisten Kotaro Fukuma und dem Literaturwissenschaftler Michael Fürtjes. Fukuma wählte Knittlingen als Ort der Uraufführung, da er bereits bei seinem Konzert 2015 ein sehr interessiertes, wenn auch kleines Publikum vorfand.
Sehr aufschlussreich war auch wieder die Konzerteinführung von Jörg Schweizer, der auf die Zusammenhänge von musikalischem Werk und Literatur ausführlich einging. Zur Abrundung dieser einmaligen Konzertveranstaltung wurden noch Werke von Theodor W. Adorno und faustbezogene Werke von Franz Liszt gespielt.

Jörg Schweizer mit Kotaro Fukuma und Michael Fürtjes. | Foto: Prokoph
Foto: Privat
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Kraichgau News aus Bretten

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