Archäologisch gut erforscht
In Flehingen wurden bislang viele historische Funde verzeichnet

Diese Keramikscherben wurden bei der Sondage am Zimmerplatz in Flehingen entdeckt. LDR/Ines Roos-Siebold | Foto: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Ines Roos-Siebold
  • Diese Keramikscherben wurden bei der Sondage am Zimmerplatz in Flehingen entdeckt. LDR/Ines Roos-Siebold
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Oberderdingen-Flehingen (bea) Der Oberderdinger Teilort Flehingen ist eine der archäologisch am besten erforschten Gemeinden im Landkreis Karlsruhe. Knapp 50 Fundstellen sind bei der Archäologischen Denkmalpflege dort bislang bekannt. Von diesen wurden die meisten auch in die Liste der archäologischen Kulturdenkmale in Baden-Württemberg aufgenommen. Die nachweislich ältesten Funde auf der Gemarkung gehören in das Neolithikum, also die Jungsteinzeit (etwa 5000 bis 3000 vor Christus), sagt die zuständige Gebietsleiterin im Landkreis Karlsruhe, Britta Rabold.

Viele Funde aus der Urnenfelderzeit

Mitte Januar sind am nördlichen Ortsrand von Flehingen, im Neubaugebiet „Am Zimmerplatz“, weitere archäologische Ausgrabungen geplant. Bei Erschließungsarbeiten der Gemeinde Oberderdingen waren 2020 durch vom Denkmalschutz ehrenamtlich Beauftragte, Funde an die Behörde gemeldet worden. Die darauf folgenden, offiziellen Geländeuntersuchungen ergaben Siedlungsbefunde, insbesondere Keramikscherben und viele Funde aus der Urnenfelderzeit (um 1200 bis 850 vor Christus). Doch auch in der Vergangenheit konnten in Flehingen viele archäologisch wertvolle Funde gemacht werden.
Als 2013 die Erschließung des siebten Bauabschnitts des Industriegebiets „Kreuzgarten“ anstand, gaben geophysikalische Erkundungen und großflächige Baggerschnitte im Vorfeld deutliche Hinweise auf archäologisch relevante Strukturen im Untergrund.

Sonderbestattungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Die darauf folgenden Ausgrabungen brachten zwei neuzeitliche, sogenannte Sonderbestattungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie etliche vorgeschichtliche Siedlungsgruben, in denen in den meisten Fällen Vorräte aufbewahrt wurden, zutage. Wahrscheinlich wurden diese in der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit genutzt (fünftes und sechstes Jahrhundert vor Christus), sagt Rabold. Ebenfalls wurden Fragmente von Briquetagetiegeln gefunden, in denen das durch Sieden von Sole gewonnene Salz in keltischer Zeit bis in die Siedlungen transportiert worden ist.

Gebäude, Mauerzüge und Brunnen

Oft kamen diese Funde aus der Geschichte der Menschheit erst durch Neubau- und Industriegebiete ans Tageslicht und konnten dann von den Denkmalschützern dokumentiert werden. In den Jahren 1999 und 2000 wurden im Verlauf von Erschließungsarbeiten im Gewann „Fröschle“ römische Gebäudereste angeschnitten. Es handelte sich um ein etwa 80 Quadratmeter großes, rechteckiges Gebäude, einen über 20 Meter langen weiteren Mauerzug und einen steinverschalten Brunnen aus dem zweiten bis dritten Jahrhundert nach Christus. Doch in einigen Fällen waren durch den Baufortschritt nur noch Notbergungen oder Sondagen (Probegrabungen; Anm. d. Red.) möglich. Zu letzteren gehören die Maßnahmen am Südwestrand von Flehingen, westlich der Verbindungsstraße nach Ober-derdingen, in den Gewannen „Kreuzgarten“ und „Beim Seele“ aus den Jahren 1997 und 1998.

Altfunde datieren in das siebte und achte Jahrhundert nach Christus

Diese Bergungen erbrachten trotz erschwerten Bedingungen grundlegende wissenschaftliche Ergebnisse für die römische (Villa rustica) und vor allem die frühalamannische Besiedlung der Region (Siedlungsreste aus der Völkerwanderungszeit) sowie mittelalterliche und neuzeitliche Funde. Innerhalb des Ortes wird im Bereich Adalbert-Stifter-Straße, hinter der Grundschule, ein frühmittelalterliches Reihengräberfeld vermutet, erklärt Rabold. Altfunde von dort datieren in das siebte und achte Jahrhundert nach Christus. Grabfunde aus den 1950er Jahren, bei Bauarbeiten geborgen, gehören in die gleiche Zeit.

Alle Funde werden geborgen

Grundsätzlich werden alle Funde geborgen und zur wissenschaftlichen Auswertung aufbereitet, in Ausnahmefällen auch restauriert. Befunde wie Hausgrundrisse, Gruben und ähnliches werden dokumentiert, bevor die folgenden Baumaßnahmen diese unwiederbringlich zerstören, erklärt Rabold. Genau aus diesem Grund sind Rettungsausgrabungen erforderlich. Sie sollen vor der Zerstörung eine sachgerechte Dokumentation der zu erwartenden Befunde und Funde für zukünftige Generationen gewährleisten. Bei den meisten Prospektionen (Erkundungen) wurden Befunde und Funde in einer Tiefe von 0,2 bis 0,5 Metern unterhalb der Geländeoberkante angetroffen.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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