Serie des NABU Bretten zu Naturthemen
Naturmomente: Hummeln am Hintern erkennen
Region (sb) In einer Artikelserie will der NABU Bretten auf die Vielfalt der Natur und ihrer Lebewesen eingehen und den Leserinnen und Lesern der Brettener Woche/kraichgau.news näherbringen. Als Autor hat der NABU Stefan Bosch gewinnen können. Er ist einer der bekanntesten Arten- und Vogelexperten des NABU, der für seine Verdienste schon die höchste Auszeichnung des Naturschutzbundes, die Lina-Hähnle-Medaille, erhalten hat.
Hummel-Hintern als Erkennungszeichen
Wo es blüht, da summt und brummt es und das tiefe Brummen stammt von unseren Hummeln. Zumindest einige der etwa 40 in Deutschland vorkommenden Arten lassen sich mit einem genauen Blick auf deren Hintern identifizieren. Neben dem Hummel-Hintern sollte man aber auch auf die Streifenmuster auf Brust und Hinterteil achten.
Viele verschiedene Hummelarten
Ein weißes Hinterteil haben Erd-, Baum- und Gartenhummel. Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) ist hinter dem schwarzen Kopf dunkelgelb und der Hinterleib gelb-schwarz-weiß geringelt, während bei der Hellen Erdhummel (Bombus lucorum) die gelben Abschnitte hell ausfallen. Baumhummeln (Pyrobombus hypnorum) haben eine einfarbig ockerbraune Brust und Gartenhummeln (Megabombus hortorum) zwei dunkelgelbe Bruststreifen. Orange-rötliche Hinterteile haben die ansonsten schwarze Steinhummel (Pyrobombus lapidarius) und die Wiesenhummel (Pyrobombus pratorum), deren Brust und Hinterleib hellgelbe Streifen haben. Am gelborangen Hintern erkennt man die Ackerhummel (Megabombus pascuorum), deren Brust ockerbraun ist sowie die Waldhummel mit ihrem zusätzlichen gelbbraunen Brustring (Bombus sylvarum).
Pro Minute zehn bis 20 Blüten
Als emsige Blütenbesucher zählen die pelzigen Brummer zu den wichtigsten blütenbestäubenden Insekten. Jede Minute bearbeitet eine Hummel zehn bis 20 Einzelblüten. Sie fliegen bereits bei niedrigen Temperaturen und können mit ihrer langen Zunge auch tiefe Blüten von Fingerhut, Löwenmaul oder Rittersporn bestäuben. Hummelnester werden aus Moos in ober- und unterirdischen Hohlräumen wie Mäusegängen oder Nistkästen gebaut. Dort gründen im Frühling die im Vorjahr begatteten Königinnen einen Staat, der im Sommer je nach Art 50 bis 600 Arbeiterinnen umfasst.
Hummelvölker sterben im Herbst ab
Hummelvölker sterben im Herbst ab und nur die jungen Königinnen überwintern. Da ein Hummelstaat bereits nach drei bis fünf Tagen verhungern kann, sind Hummeln zwingend auf ein durchgehendes Nahrungsangebot vom Frühjahr bis in den Herbst angewiesen, das sie in den Blüten zahlreicher Pflanzen finden: Von Krokus, Fingerhut, Melisse, Thymian, Sonnenblume, Kugeldistel über Erbse, Futterwicke, Lauch, Borretsch, Brom- und Himbeere, Löwenzahn, Wiesensalbei, Rotklee, Karde, Herbstzeitlose, Natternkopf bis zu Wildrosen, Holunder, Liguster, Efeu, Clematis und Geißblatt.
Hummeln sind friedfertig und ungefährlich
Trotz ihres eindrucksvollen Fluggeräusches sind Hummeln friedfertig und ungefährlich. Sie können zwar stechen, tun dies aber allenfalls zur Nestverteidigung. Findet man im Frühjahr eine entkräftete Königin, kann man sie mit einer Zuckerlösung aufpäppeln und damit einen zukünftigen Staat retten. Bei der Mitmachaktion „Insektensommer 2023“ vom 4. bis 13. August können Interessierte Sechsbeiner-Beobachtungen melden und sollen besonderes Augenmerk auf unsere Hummeln legen.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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