Bürgermeisterwahl in Kraichtal
Befragung der Bürgermeister-Kandidierenden zu Windkraft

Foto: Roland Heim, Visualisierung: Ulrich Bielefeld
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Kraichtal (kn) Der Verein Windradfreies Kraichtal hat die sieben Bürgermeister-Kandidat*innen in Kraichtal gefragt, wie sie zum Thema Windkraft in Kraichtal stehen. Gefragt wurde: „Würden Sie als neue/r Bürgermeister/in den Bau von Windrädern befürworten und forcieren, für a) Kraichtal im Allgemeinen und für b) den Standort Landskopf im Speziellen?“ Alle sieben Kandidat*innen haben sich dazu geäußert. Die Stellungnahmen von Tobias Borho, Jonas Lindner, Lucien Kacsányi, Susanne Lindacker, Thomas Kurz, Michael Fischer sowie Samuel Speitelsbach lesen Sie nachfolgend.

Tobias Borho: „Ich bin ein Unterstützer von erneuerbaren Energien, da die globale Erwärmung uns alle bedroht. Der Standort einer Windkraftanlage muss die rechtlichen Bedingungen erfüllen, wirtschaftlich sein und in enger Absprache mit den Bewohnern entstehen. Nicht überall, wo eine Windkraftanlage gebaut werden darf, muss auch eine Windkraftanlage gebaut werden. Bezüglich der Standorte in Kraichtal müssen wir die Veränderungen im Regionalplan, welche sich aufgrund des Urteils des Verwaltungsgerichtshofs Mannheims ergeben, abwarten. Anschließend werden wir mit allen Bewohnern/innen in einen Dialog treten, um über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Standorte zu beraten.“

Jonas Lindner: „Wir leben in Zeiten, in denen wir alternative Formen der Energiegewinnung brauchen. Und da gehört die Windkraft ebenso dazu wie Photovoltaik-Technik. Aber gerade Kraichtal zieht unglaublichen Nutzen aus einer einzigartigen Landschaft. Diese sollte man unbedingt erhalten – auch das gehört zu einer vorausschauenden Vereinbarkeit von Ökologie und dem Bedarf an Energie. Windräder in Kraichtal wären für mich nur die allerletzte Lösung, wenn es keine Alternativen gäbe.“

Lucien Kacsányi: „Als neuer Bürgermeister würde ich die Windkraft - aufgrund der mir vorliegenden Informationen (Windatlas für Baden-Württemberg, der das Kraichgau als windschwächste Region in Baden-Württemberg ausweist) - nicht forcieren, sondern hier andere geeignetere alternative Energieträger. Zum Standort Landskopf: Ohne Fakten der Bauplanung und der Möglichkeit, Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu prüfen und zu hinterfragen, kann ich mich zum Suchfeld K6 nicht abschließend äußern. Ein Bürgermeister Kacsányi wird das Projekt nicht durch den Gemeinderat absegnen lassen, bevor das nicht öffentlich diskutiert wurde. Ich will, dass das Projekt letztlich von der Bevölkerung mitgetragen oder abgelehnt wird. An dieses Votum werde ich mich als Bürgermeister, der mehr Bürgerbeteiligung im Kraichtal will, halten.“

Susanne Lindacker: „Ich frage mal provokativ: 'Wer möchte denn gerne neben einem Atomkraftwerk wohnen?' Es ist unumstritten, dass der Energiewandel kommen muss. So weitermachen wie bisher kann nicht das Ziel unserer Bestrebungen sein. Da müssen wir alle unseren Betrag leisten. Ein Mix aus regenerativen Energiequellen scheint mir - aus heutiger Sicht - die beste Vorgehensweise zu sein. Wenn in ausreichender Form genügend Windmenge zur Verfügung steht, kann in Kraichtal Windenergie etabliert werden. Sollten in Zukunft andere Energiequellen zur Verfügung stehen, können die Windräder wieder abgebaut werden.“

Thomas Kurz: „Ich persönlich finde Windkraftanlagen optisch nicht schön. Irgendwie passen die für mich nicht in die Landschaft. Im Bereich der regenerativen Energien bin ich ein Befürworter der Solarenergie. Hierfür könnte man die Dächer der öffentlichen Gebäude zur Verfügung stellen. Somit müsste man keine zusätzlichen Naturlandschaften zerstören, wie zum Beispiel bei Windrädern durch den Bau der Fundamente. Die Dächer wären ja schon vorhanden. Ich persönlich bin kein Unterstützer der Windkraft auf dem Festland und vor allem nicht im Kraichtal.“

Michael Fischer: „Windkraft als solches ist eine tolle Sache, jedoch nicht mit diesen überdimensionierten Anlagen. Zu den allgemein bekannten Themen, die dagegen sprechen, möchte ich explizit darauf hinweisen, dass solche Rotorblätter aus Epoxidharz-verstärktem Kunststoff bestehen, welche nicht vernünftig recycelt werden können und somit Sondermüll sind. Weiter dagegen spricht, dass solche Anlagen nach Ablauf der staatlichen Förderung wohl nicht mehr rentabel sein sollen und vielerorts wie zum Beispiel in Hagedorn wieder demontiert werden. Es gibt ein spanisches Start-Up-Unternehmen, welches Windkraftanlagen ohne Rotoren entwickelt hat. Im ersten Augenblick ist der Wirkungsgrad 30 Prozent geringer; dafür sind diese Anlagen wesentlich geringer im Platzverbrauch und 40 Prozent günstiger. Die Firma geht davon aus, dass sie es in zwei bis drei Jahren realisieren kann, ihre Anlagen mit 100 Meter Höhe und 1 Megawatt Leistung zur Verfügung zu stellen. Das wäre eine für mich tragbare Alternative.“

Samuel Speitelsbach: „Wenn ich die Windräder im Tauschhandel gegen andere städtische Erzeugnisse erwerben kann, werde ich sie bauen lassen. Falls ich dafür Kredite in Euro aufnehmen müsste, muss ein anderer Weg zur Stromgewinnung gefunden werden. In Zukunft sind Strompreise nämlich in Kraichtal in einer eigenen städtischen Währung zu zahlen. Dies erfordert zu Beginn einen gewissen Aufwand und gewisse Einschränkung; ist langfristig für alle Beteiligten jedoch sehr viel besser, da man nicht auf unbezahlbaren Schulden sitzt.“

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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