Bürgermeister Ulrich Hintermayer über Altlasten und Pläne der Stadt
Das Jahr 2016 war für die Stadt Kraichtal vor allem durch den Betrugsskandal im Rathaus geprägt. 2017 will Bürgermeister Ulrich Hintermayer aber wieder nach vorne schauen, wie er im Interview mit der Brettener Woche/kraichgau.news erklärt.
Kraichtal (swiz) Das Jahr 2016 war für die Stadt Kraichtal vor allem durch den Betrugsskandal im Rathaus geprägt. Der frühere Leiter des Liegenschaftsamtes hatte dabei über 28 Jahre mit gefälschten Kaufverträgen vorgetäuscht, Grundstücke für die Stadt Kraichtal zu erwerben. Die Einnahmen durch die angeblichen Grundstückskäufe flossen jedoch auf das Konto des Mitarbeiters. Der Stadt entstand durch diesen Betrug über fast drei Jahrzehnte ein Schaden von 1,5 Millionen Euro. Aufgeflogen war der Schwindel bei der Umstellung der Haushaltsführung von der Kameralistik auf die Doppik.
Viele Taten sind schon verjährt
Belangt wurde der Mann allerdings „nur“ für gefälschte Grundstückskäufe aus den Jahren 2009 bis 2014. Die Taten davor gelten als verjährt. In erster Instanz war der Mann damals vom Amtsgericht Bruchsal zu einer Strafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Die Berufungsverhandlung steht noch aus. Bei einer in den vergangenen Monaten vorgezogenen, routinemäßigen Finanzprüfung durch die Gemeindeprüfungsanstalt sind weitere Betrugsfälle des ehemaligen Mitarbeiters aufgedeckt worden, die seitens der Stadtverwaltung unverzüglich der Staatsanwaltschaft Karlsruhe gemeldet wurden. Überrascht war man in der Stadtverwaltung von der „sehr hohen kriminellen Energie des Mannes“, so Hintermayer. Von den 1,5 Millionen Euro hat die Stadt zwar inzwischen „einen guten Teil von der Versicherung zurückbekommen“, betont der Bürgermeister. Dennoch wiegt der Vorwurf des Bruchsaler Amtsgerichts schwer. Es hatte der Stadt „fehlende Kontrollinstanzen“ vorgeworfen. „Wir sind auch nur Menschen und keine Maschinen“, entgegnet Hintermayer und betont, sehr wohl Kontrollinstanzen installiert gehabt und nach Bekanntwerden der Taten sofort alle notwendigen Maßnahmen auf Disziplinar- und Strafrechtsebene eingeleitet zu haben.
Neue Projekte sollen Stadt Kraichtal voranbringen
2017 will Hintermayer aber nun vor allem nach vorne blicken. Neue Projekte sollen die Stadt dabei voranbringen. Eines der wichtigsten Vorhaben ist der Neubau der Gemeinschaftsschule (GMS) auf dem Gelände der Markgrafen-Schule in Münzesheim. Das Großprojekt, das von der Stadt mit rund 15 Millionen Euro veranschlagt wird, soll zum Schuljahresbeginn 2019/2020 seiner Bestimmung übergeben werden. Mit den Abrissarbeiten am Bestandsgebäude soll zwischen den Oster- und Pfingstferien begonnen werden. Die von dem Abriss betroffenen Schüler werden laut Hintermayer in die Grundschule nach Oberöwisheim umziehen. Das Konzept GMS verteidigt Hintermayer auch immer wieder gegen Kritik. „Die Werkreal- und die Hauptschule in Kraichtal laufen aus“, so der Bürgermeister. „Wenn wir die GMS nicht bekommen hätten, dann wäre Kraichtal mit seinen 15.000 Einwohnern eine Stadt ohne weiterführende Schulen.“
Flüchtlingsunterkünfte in Kraichtal werden zurückgebaut
Fortschritte kann Hintermayer auch bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Kraichtal vermelden. So können die Container-Wohnungen in Unteröwisheim und Münzesheim vertragsgemäß im Frühjahr und Herbst komplett geschlossen und rückgebaut werden. „Die erforderlichen Plätze für die Anschlussunterbringung (AU) können wir dezentral zur Verfügung stellen.“ Begeistert zeigt sich Hintermayer dabei von der Bereitschaft der Kraichtaler Bürger, Wohnobjekte für die AU anzubieten. „Das versetzt uns in die glückliche Lage, dass wir nicht selbst bauen müssen, sondern die Objekte von den Bürgern aus allen Stadtteilen anmieten können.“
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Dehom in Kraichtal
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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