Gebäude von Pilz befallen
Ein Stück Ortsgeschichte muss weichen

Foto: Barbara Lohner

Oberderdingen (kn) Das seit Jahren leerstehende Gebäude in der Sternenfelser Straße 27 hat die Gemeinde Oberderdingen 2017 mit dem Ziel der Gebäudesanierung gekauft. Bereits damals befand sich das Gebäude in schlechtem baulichen Zustand. Wegen akuter Einsturzgefahr kann das Gebäude nicht mehr betreten werden. Dass ein Großteil der vorhandenen Bausubstanz nicht erhalten werden kann, ergaben nun Untersuchungen durch beauftragte Fachfirmen. Der Gemeinde bleibe deshalb keine andere Möglichkeit, als das Gebäude abzureißen, teilt die Verwaltung mit. Ursprünglich sei es geplant gewesen, nur das rückwärtige und nicht denkmalgeschützte Gebäude Sternenfelser Str. 27/1 abzureißen und durch einen Neubau mit drei Wohnungen zu ersetzen. Die Vorentwürfe des beauftragten Architekten sahen dabei den Erhalt und die Instandsetzung des Fachwerkhauses an der Sternenfelser Straße aus dem Jahr 1558 vor. Sie schlossen jedoch eine Wohnnutzung aus, um die Denkmalschutzmerkmale zu erhalten.

Befalls von Pilz war „Todesstoß“

Die Expertise eines Statikers im Oktober 2020 ergab, dass das Gebäude abgesichert werden muss. Die Kostenberechnung zum Erhalt des denkmalgeschützten Fachwerkhauses im Jahr 2021 habe eine unwirtschaftliche und nicht vertretbare Summe ergeben, so die Gemeinde. Nach Gesprächen unter Einbeziehung von Fachfirmen und einem angefertigten Zustandsbericht, stellte auch das Landesdenkmalamt im Februar 2022 fest, dass das Fachwerkhaus nicht zu erhalten sei. Anfang März hat die Gemeinde Oberderdingen den Abrissantrag gestellt. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus wurde im Laufe der Jahre mehrfach renoviert. Eine erste Sanierung fand bereits im Jahr 1825 statt. Außerdem erfolgten über die Jahrzehnte hinweg verschiedene Arbeiten an der Fassade. Der letztliche „Todesstoß“ für das Gebäude jedoch, so die Gemeindeverwaltung, sei die Feststellung eines erheblichen Befalls von Hausschwamm gewesen, der nach Einschätzung eines Zimmermanns den Erhalt des Erdgeschosses ausschließt. Im Obergeschoss kam es zu Absenkungen des Bodens und zu Pilzbefall. Das Obergeschoss und der Dachstuhl neigen sich durch die schlechte Substanz des Erdgeschosses zur Straße, wodurch sich die Balken des Erdgeschosses zum Garten hinweg drücken. Im Dachgeschoss wurden zur Sicherung tragende Balken durch weitere Balken verstärkt. Diese befinden sich ebenfalls in schlechtem Zustand und stehen unter Pilzbewuchs.

Verwaltung wartet auf Abrissgenehmigung

Um das Gebäude dauerhaft zu sichern, müssten Stützen gegen die Giebelwand gestellt werden, mit Rückverankerung oder Abstützung auf der gegenüberliegenden Gehwegseite. Zusätzlich wäre noch ein Gerüst erforderlich. Die Abstützung der Giebelwand sei nicht möglich, da hierzu eine dauerhafte Vollsperrung der Hauptverkehrsstraße/L1103 erforderlich wäre. Um das genaue Schadensausmaß beurteilen zu können, müssten die Balken freigelegt werden. Durch diese müsste jedoch das vorhandene Gefüge aufgebrochen werden und die Gefahr des Gebäudeeinsturzes würde dadurch nochmals erhöht. Nach fachlicher Einschätzung des Zimmermanns sei es nicht zu verantworten, Arbeiter zur Freilegung der Balken in das Gebäude zu schicken, so die Verwaltung. Die Gemeinde Oberderdingen warte nun auf die endgültige Abrissgenehmigung. Das Gebäude der Sternenfelser Straße 27 sei eines von vielen Gebäuden, die die Gemeinde mit dem Ziel der Gebäudesanierung, wie in der neuen Ortsmitte gegenüber des historischen Amthofs, gekauft hatte. Trotz des Gebäudeabrisses werden die beiden intakten Holztreppen sowie einzelne, unversehrte Holzbalken gesichert und könnten bei anderen denkmalgeschützten Gebäuden wieder verwendet werden.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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