Kritik an Kassenärztlicher Vereinigung
Kreistag fordert Wiedereröffnung der Notfallpraxis in Kirrlach

Der Kreistag fordert die KVBW dazu auf, die vertragsärztliche Versorgung im Landkreis auch außerhalb der Praxisöffnungszeiten vollständig und flächendeckend sicherzustellen.  | Foto: Landratsamt Karlsruhe
  • Der Kreistag fordert die KVBW dazu auf, die vertragsärztliche Versorgung im Landkreis auch außerhalb der Praxisöffnungszeiten vollständig und flächendeckend sicherzustellen.
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Region (red) Die medizinische Versorgung erfolgt außerhalb der üblichen Praxisöffnungszeiten über sogenannte Notfallpraxen. Diese werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) betrieben. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe standen bis vor Kurzem fünf Notfallpraxen in Bretten, Bruchsal, Ettlingen, Karlsruhe und Waghäusel zur Verfügung. Die Letztere in Waghäusel-Kirrlach hat die KVBW Ende Oktober 2023 jedoch geschlossen.

Halbierung des Angebots im nördlichen Landkreis

Nachdem bereits 2015 die Notfallpraxis in Stutensee-Blankenloch aufgegeben wurde, bedeute die Schließung des Standortes Waghäusel eine Halbierung des Angebots im nördlichen Landkreis in weniger als zehn Jahren, erklärt das Karlsruher Landratsamt.

Standort in Ettlingen gefährdet

„Da damals wie jetzt bei der Schließung von Waghäusel das Argument war, dass die Notfallpraxis nicht an ein Krankenhaus angeschlossen sei, können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass irgendwann auch die Notfallpraxis in Ettlingen betroffen sein wird“, zeigte Landrat Christoph Schnaudigel bei der vergangenen Sitzung des Kreistages am Donnerstag, 2. Mai, auf. „Sollte dieses Szenario Realität werden, dann werden von einstmals sechs Notfallpraxen in der Stadt und im Landkreis Karlsruhe gerade einmal drei allgemeine Notfallpraxen für 760.000 Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung stehen.“

Kreistag fordert Wiedereröffnung der Notfallpraxis

Der Kreistag fordert die KVBW deshalb nach einstimmigem Beschluss dazu auf, die Schließung der Bereitschaftspraxis zurückzunehmen und zugleich die vertragsärztliche Versorgung im Landkreis in ihren eigenen Strukturen auch außerhalb der Praxisöffnungszeiten vollständig und flächendeckend sicherzustellen.

"Kassenärztliche Vereinigung zeigt sich immer mehr zurück"

„Die Versorgung der Bevölkerung mit haus- und fachärztlichen Leistungen außerhalb der üblichen Praxisöffnungszeiten sollte eigentlich über die Notfallpraxen der KVBW erfolgen. Doch leider wird diese Regel mehr und mehr zu Ausnahme. Denn die Kassenärztliche Vereinigung zieht sich immer mehr zurück. Ob und wie die Versorgung der Bevölkerung dann sichergestellt ist, ist dabei ohne Belang“, kritisierte Schnaudigel. Er wies darauf hin, dass der Region Karlsruhe bei der Versorgung und fachärztlichen Notfallleistungen außerhalb der Praxisöffnungszeiten eine dramatische Unterversorgung drohe.

Sozialministerium aufgefordert

Das Gremium forderte in diesem Zusammenhang vom Sozialministerium Baden-Württemberg, seiner Aufsichtspflicht gegenüber der KVBW nachzukommen, mit dem Ziel, die Notfallversorgung weiterhin sicherzustellen. Bei Rückgriff oder Anlehnung der Notfallversorgung an die kommunalen Krankenhausstrukturen müsse das Land die vollständige finanzielle Ausstattung der ambulanten Versorgung an Krankenhäusern zusagen sowie die Möglichkeit zur vollständigen Abrechnung der ambulanten Leistungen.

Versorgung außerhalb der Hausärzte wichtig

„Aufgrund des Mangels an Hausärztinnen und -ärzten ist die Situation sowieso angespannt. Es ist gerade deshalb notwendig, dass unabhängig von der Regelversorgung auch die Versorgung außerhalb der Öffnungszeiten der Hausarztpraxen sichergestellt ist. Das muss auch mit Zahlen belegt werden“, erklärte Schnaudigel. Daher habe der Kreistag das Thema fraktionsübergreifend aufgenommen und Forderungen aufgestellt.

Erhöhtes Patientenaufkommen in Kliniken

„Die medizinische Versorgung im Landkreis darf keine Lücken bekommen, die am Ende nur von den Notaufnahmen geschlossen werden können, obwohl diese einen anderen Versorgungsauftrag haben. Die Schließung jeder Notfallpraxis hat darauf negativen Einfluss“, meint Schnaudigel. In Folge der Schließung der Kirrlacher Notfallpraxis würden das Medizinische Versorgungszentrum in der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal und die Zentrale Notaufnahme ein erhöhtes Patientenaufkommen verzeichnen.

"Rahmenbedingungen müssen stimmen"

„Wenn die Landespolitik hier nicht reagiert, haben wir einmal mehr ein Beispiel dafür, dass sich Private von ihrer Verantwortung zurückziehen und wir als öffentlich-rechtliche Krankenhausträger einspringen müssen. Das tun wir, aber dann müssen eben auch die Rahmenbedingungen stimmen“, machte  Schnaudigel deutlich.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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