Etwas schlechtere Ernte
Nässe stellt Landwirte vor Herausforderungen
Maulbronn (ger) Im August herrschen Stoppelfelder im Landschaftsbild vor: Getreide und Raps sind gemäht – wie war die Ernte dieses Jahr? Diese Frage wurde beim Pressegespräch auf dem Elfinger Hof bei Maulbronn für den Enzkreis beantwortet.
Regionale Wertschöpfungskette an einem Tisch
Dass Regionalität nicht nur ein Schlagwort ist, sondern die Realität abbildet, war bei dem Termin gut sichtbar: Ulrich Horsch bewirtschaftet den Elfinger Hof, baut Getreide an und hält Vieh. Joachim Fuchs war als Vertreter des Bauernverbands Nordschwarzwald-Gäu-Enz dabei; er betreibt einen Hof mit gemischter Landwirtschaft in Bauschlott. Klaus Dobler ist Geschäftsführer der Störrmühle in Knittlingen, wo Getreide aus der Region gemahlen wird. Und Martin Reinhardt, Obermeister der Bäckerinnung Alb-Neckar-Nordschwarzwald, stellt in seiner Bäckerei in Knittlingen daraus Brot, Weck und Kuchen her. Damit war die ganze Wertschöpfungskette an einem Tisch versammelt.
Frucht sah gut aus, hatte aber schlechtere Qualität
Für die Landwirtschaft ist die Witterung ein maßgeblicher Faktor. Die vielen Niederschläge in diesem Jahr haben die Ernte etwas schlechter als im Durchschnitt ausfallen lassen. David Horsch, der Sohn von Ulrich Horsch, beschrieb, wie er mit dem Mähdrescher auf dem Feld unterwegs war: „Die Frucht hatte gut ausgesehen. Aber es war viel Stroh und weniger Körner.“ Er sei sogar mehrfach ausgestiegen und habe kontrolliert, ob die Luke geschlossen sei und das Getreide nicht hinten wieder herausfalle. Weniger Sonnenstunden hatten sich negativ auf die Photosynthese ausgewirkt. Das schlage sich auch in einem geringeren Proteingehalt nieder, bestätigte Müllermeister Dobler.
Zum Verständnis für Landwirtschaft beitragen
Zum Gespräch geladen hatte das Landwirtschaftsamt im Enzkreis. Holger Nickel, Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, betonte, dass nicht zuletzt die Krisen der letzten Jahre gezeigt haben, wie wichtig eine regionale Versorgung und damit die Arbeit der Landwirte und nachgeordneter Betriebe sei. Es sei grundlegend, die Bevölkerung darüber zu informieren, woher die Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden, und damit auch zum Verständnis beizutragen.
Warum der Bauer am Wochenende mähen muss
Die Leiterin des Landwirtschaftsamts Corinna Benkel führte an, dass an ihre Behörde immer wieder Beschwerden herangetragen würden über ein vermeintliches Fehlverhalten von Landwirten. Horsch konnte das bestätigen: Warum er ausgerechnet am Wochenende mähen müsse, sei er schon gefragt worden. Mit pädagogischen Angeboten auf seinem Betrieb, der als „Lernort Bauernhof“ zertifiziert ist, oder auch mit einem Tag der gläsernen Produktion tragen er und seine Familie dazu bei, dass die Menschen verstehen, wie auf einem Hof gewirtschaftet wird. Es seien seiner Erfahrung nach nur wenige Menschen, die aus Unkenntnis Stimmung gegen die Landwirtschaft machen würden.
Maissaat zog sich bis in den Juni
Gerade die nasse Witterung habe die Landwirte vor große Herausforderungen gestellt: Ulrich Horsch schilderte, dass man zwar dankbar für den regenreichen Winter war, der die Grundwasserpegel wieder hat ansteigen lassen. Als der Regen im Frühjahr aber nicht weniger wurde, hätten die Bauern große Mühe mit den Aussaaten gehabt. Die Maissaat, sonst im Mai, habe sich bis in den Juni gezogen. An manchen Stellen konnte gar kein Heu geerntet werden. Und das Getreide habe man zum Teil nass vom Feld holen und als weiteren Behandlungsschritt trocknen müssen. Schwächere Böden hätten wegen ihrer Durchlässigkeit aber bessere Erträge als sonst ergeben. „Wir können nicht jammern“, resümierte Horsch dennoch, auch mit Blick auf die Winzer, bei denen es wegen später Frosteinbrüche viele Totalausfälle gebe.
In nassen Jahren ist Pflanzenschutz besonders wichtig
Michael Mauer, beim Landwirtschaftsamt als Sachgebietsleiter Pflanzenproduktion tätig, verdeutlichte die Wichtigkeit des Pflanzenschutzes. Bei viel Nässe breiten sich unweigerlich Pilzerkrankungen aus. Biobetriebe, die nicht auf konventionellen Pflanzenschutz zurückgreifen dürften, hätten zum Teil Totalausfälle zu beklagen. Holger Nickel ergänzte, dass alle Landwirte sehr verantwortungsvoll und sparsam chemische Pflanzenschutzmittel einsetzen würden. „Allein schon aus dem Grund, dass die auch sehr teuer sind“, ergänzte Corinna Benkel.
Kurze Wege vom Feld auf den Tisch
Klaus Dobler von der Störrmühle ging auf die Qualität des diesjährigen Getreides ein. Da die Körner schlechter ausgebildet seien, sei auch die Mehl-Ausbeute geringer. Kornkrankheiten oder die Ausbildung des toxischen Mutterkorns seien aber im Normbereich gewesen. Bäckermeister Martin Reinhardt stellte die kurzen Wege vom Feld auf den Tisch heraus, die die Anwesenden repräsentierten. „Wir in der Region können uns selbst versorgen“, das sei ein hohes Gut, sagte er. Die eher kleinen Betriebe im Südwesten würden auch das Vertrauen der Konsumenten fördern.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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